Papst: Dringend neue Wege im Kampf gegen Armut finden
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
In seiner Botschaft benennt Papst Franziskus als Ursachen der Armut Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Gewalt und ungerechte Ressourcenverteilung. Er kritisiert auch erneut eine „Wegwerfgesellschaft". Ausgehend vom Krieg in der Ukraine beschreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Welttag der Armen auch, wie Konflikte die Armut befeuern:
„Wie viele arme Menschen bringt der Wahnsinn des Krieges hervor! Wo immer wir unseren Blick hinwenden, sehen wir, wie die Gewalt die Wehrlosen und Schwächsten trifft. (...) Millionen von Frauen, Kindern und älteren Menschen sind gezwungen, sich der Gefahr der Bomben auszusetzen, nur um sich in Sicherheit zu bringen und als Flüchtlinge in Nachbarländern Zuflucht zu suchen. Diejenigen, die in den Konfliktgebieten bleiben, leben jeden Tag in Angst und ohne Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung und vor allem ohne ihre Lieben. In dieser Lage bleibt die Vernunft auf der Strecke, und die Leidtragenden sind viele einfache Menschen, die zu den ohnehin schon zahlreichen Notleidenden hinzukommen. Wie können wir so vielen Menschen in Ungewissheit und Unsicherheit eine angemessene Antwort geben, um Erleichterung und Frieden zu bringen?"
Weiter auch für Migranten und Flüchtlinge da sein
Die Antwort auf diese Frage sind laut Papst Franziskus Solidarität und Nächstenliebe. Das macht auch das Bibelzitat deutlich, das er dieses Jahr als Überschrift für seine Botschaft zum Welttag der Armen gewählt hat:„ Jesus Christus wurde euretwegen arm" (vgl. 2 Kor 8,9). Die Bibel berichtet an dieser Stelle von einer Hungersnot und der Mahnung, auch in dieser Lage die Armen nicht zu vergessen. So wird eine Spendensamlung organisiert, bei der zunächst alle hilfsbereit und großzügig sind. Später fehlt es etwas an Schwung. Das sei heute nicht anders, beispielsweise bei der Aufnahme von Migranten und Flüchtlingen, erklärt Papst Franziskus:
„Je länger der Konflikt jedoch andauert, desto schlimmer werden seine Folgen. Für die Gastländer wird es immer schwieriger, kontinuierliche Hilfe zu leisten; Familien und Gemeinden beginnen, die Last einer Situation zu spüren, die über den Notfall hinausgeht. Jetzt ist es an der Zeit, nicht aufzugeben und die ursprüngliche Motivation zu erneuern. Was wir begonnen haben, muss mit der gleichen Verantwortung zu Ende geführt werden."
Gemeinsam auf die Not der anderen antworten
Der Papst konstatiert auch hin und wieder „eine gewisse Laxheit" die zu „Gleichgültigkeit gegenüber den Armen" führt. Alle müssten gemeinsam auf die Not der Ärmsten antworten, betont er in diesem Zusammenhang: Christen sollten „mit Freude und Verantwortungsbewusstsein" handeln, „damit es keinem Bruder oder keiner Schwester an dem Nötigsten fehlt." Solidarität heiße, „das Wenige, das wir besitzen, mit denen zu teilen, die nichts haben, damit niemand leidet", macht das Kirchenoberhaupt in dem gut vierseitigen Schreiben noch einmal deutlich. Besonders alle, denen es gut geht, sieht der Papst in der Pflicht:
„Das Kapital an Sicherheit und Stabilität, das erreicht wurde, möge nun mit denjenigen geteilt werden, die gezwungen waren, ihre Heimat und ihr Land zu verlassen, um sich zu retten und zu überleben. Als Mitglieder der Zivilgesellschaft müssen wir den Mahnruf zu den Werten der Freiheit, der Verantwortung, der Brüderlichkeit und der Solidarität lebendig erhalten. Und als Christen finden wir in der Nächstenliebe, im Glauben und in der Hoffnung stets die Grundlage unseres Seins und Handelns."
Auch Christen sind jedoch nicht davor gefeiht, Konsumstreben und Reichtum zu erliegen. Dies veruteilt Franziskus deutlich: „Es gibt nichts Schädlicheres für einen Christen und eine Gemeinschaft, als sich vom Götzen des Reichtums blenden zu lassen, der einen an eine oberflächliche und zum Scheitern verurteilte Lebenseinstellung bindet", heißt es in seiner Botschaft zum Welttag der Armen 2022. Die Begegnung mit Bedürftigen kann laut dem Papst auch helfen, sich nicht von Geld blenden zu lassen:
„Die Begegnung mit den Armen ermöglicht es, viele Ängste und substanzlose Befürchtungen zu überwinden und zu dem vorzustoßen, was im Leben wirklich zählt und was uns niemand wegnehmen kann: die wahre und unentgeltliche Liebe. Die Armen sind in der Tat, noch bevor sie Empfänger unserer Almosen sind, Individuen, die uns helfen, uns von den Fesseln der Rastlosigkeit und der Oberflächlichkeit zu befreien."
Papst Franziskus hat den katholischen Welttag der Armen im Jahr 2016 eingeführt. Er wird dieses Jahr am 13. November begangen.
(vatican news-sst)
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