Papst: „Geh ein Risiko ein, mein Bruder!“
Franziskus ging bei dem Austausch besonders auf die Belange der indigenen Bevölkerung ein. „Ihr seid am Rand der Gesellschaft, ihr seid bei den Ärmsten, ihr sei dort, wo ich sein möchte“, sagte er zu den südamerikanischen Gästen. Es waren 17 Bischöfe, die am Montag im Vatikan empfangen wurden. Die Delegation bestand aus der nördlichen Region 1 der brasilianischen Bischofskonferenz und umfasst die Bundesstaaten Amazonas und Roraima und den Nordwesten des Landes, also Acre und den südlichen Amazonas und Rondonia. Die Gäste schenkten dem Papst einen Kopfschmuck und ein Bild mit dem Titel „SOS Yanomami“, das 1989 von einem indigenen Künstler gemalt wurde.
Vom Vatikan veröffentlichte Aufnahmen zeigen, wie die Bischöfe dem Papst als Gastgeschenk einen traditionellen indigenen Feder-Kopfschmuck überreichen. Franziskus ließ sich nicht lange bitten, setzte sich das bunt verzierte Stück auf und machte Scherze über das ungewöhnliche Outfit.
Für den Erzbischof von Porto Velho in Rondonia, Dom Roque Paloschi, war es ein Treffen der Gemeinschaft, der Hoffnung und des Mutes. „Von Gemeinschaft, weil er alles, was wir aus der Realität unserer Kirchen in Amazonien mitbrachten, willkommen hieß“, erläuterte der Bischof und fügte an, es sei ein Treffen der Hoffnung gewesen, weil der Papst sie motiviert habe, ihren Auftrag als Seelsorger und nicht als Bürokraten zu leben. Er wolle, dass sie diesen Fokus nicht verlören, so Bischof Paloschi. Und Franziskus sprach vom Mut, mit den ärmsten Völkern zusammen zu sein - und vor allem, dass die Kirche die Kulturen zu respektieren wisse:
„Angesichts dieser Herausforderung, die wir heute haben, dem Mangel an Klerikern, den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der verzweifelten Lage der Bewohner des Landes von Santa Cruz, die dort leben, benutzte der Papst den Ausdruck: ,Geh ein Risiko ein, mein Bruder! Wenn du kein Risiko eingehst, machst du bereits einen Fehler'. Das heißt, wir brauchen keine Angst zu haben, uns auch in neue Herausforderungen zu stürzen und vor allem die Treue zu den Armen zu leben. Er forderte uns auch auf, Seelsorger zu sein, keine Bürokraten; Seelsorger mit dem Geruch der Schafe und der Nähe zu den Menschen.“
Keinen Rücktritt
Auf die Frage des Erzbischofs von Porto Velho, Lúcio Nicoletto, nach dem Gesundheitszustand des Papstes sagte Franziskus, „dass er zwar viele Herausforderungen hat, aber dass ihm die Rücktrittsberichte, die in der Presse stehen, nicht in den Sinn kommt“. Der Papst habe gesagt, er wolle seine Mission weiterführen, bis Gott es ihm erlaube. „Und das ist alles“, so Bischof Nicoletto. Er habe den Papst in seiner eigenen Zerbrechlichkeit gesehen und erlebt, aber „auch mit einer großen Stärke“. Bischof Nicoletto wörtlich: „Und das gibt uns eine große Stärke! Manchmal schämen wir uns sogar, dass wir hier sind und uns über so viele Dinge beschweren und den Papst mit all dieser Lebendigkeit betrachten.“ Bischof Roque schloss: „Ich gehe sehr beeindruckt von dieser liebevollen Umarmung von Papst Franziskus mit unserer gesamten Amazonasregion nach Hause.“
Hintergrund
Die 17 Bischöfe absolvieren derzeit ihren sogenannten Ad-limina-Besuch im Vatikan. In den vergangenen Wochen waren bereits mehrere weitere Gruppen aus Brasilien zu Gast. Mit geschätzt mehr als 120 Millionen Katholiken war es lange das größte katholisch geprägte Land der Welt; inzwischen hat ihm nach Angaben von Statistikern Mexiko diesen Rang abgelaufen.
Die Ad-limina-Besuche aller Bischöfe eines Landes bei Papst und Kurie sind etwa alle fünf Jahre vorgesehen. Dabei informieren die Geistlichen über die Lage in ihrer Heimat und besprechen aktuelle oder grundlegende Fragen und Themen. Auch die deutschen Bischöfe werden im Herbst 2022 zu Ad-limina-Gesprächen im Vatikan erwartet.
(vatican news/kna – mg)
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