Kanada: Indigene Völker erwarten den Papst mit Freude
Mario Galgano und Giancarlo La Vella - Vatikanstadt
Es wird eine Reise der Vergebung und Versöhnung. Die Vergebungsbitte an Gott und die - bereits vom Papst ausgesprochene - Entschuldigung bei den indigenen First Nations, Métis und Inuit bei dem Treffen im Vatikan im vergangenen April waren der erste Schritt zur Eröffnung eines fruchtbaren Dialogs und zum Abschluss einer schmerzlichen Seite, die aus der Missachtung der Kultur und der Traditionen der indigenen Völker bestand. Es war eine von der kanadischen Regierung gewollte und von Ende des 19. Jahrhunderts bis 1996 von der katholischen, der anglikanischen und der protestantischen Kirche verwaltete Entwurzelung der Minderjährigen aus ihren Familien zur Erziehung nach westlichem Vorbild in den so genannten „Residential Schools“. Etwa 6.000 Kinder und Jugendliche verschwanden und ihre Leichen wurden Berichten zufolge in Massengräbern gefunden. Viele von ihnen seien wahrscheinlich an den Folgen von Misshandlungen und unverhältnismäßigen Strafen gestorben.
Die gemeinsame Reise fortsetzen
Die Bedeutung der päpstlichen Reise nach Kanada wurde von Pater Antonio Hofmeister, einem Priester der brasilianischen Erzdiözese Porto Alegre, der seit einigen Jahren in Kanada pastorale Arbeit leistet, bei einem Treffen mit Pressevertretern erläutert. Im Interview mit Radio Vatikan sprach er über die Vorfreude auf die Ankunft des Papstes in dem nordamerikanischen Land.
RV: Pater Hoffmeister, die Reise des Papstes nach Kanada eröffnet einen wichtigen Weg, den Weg der Versöhnung, einen Weg, den wir gemeinsam gehen können?
P. Hofmeister: Ja, es ist ein Weg, der von der kanadischen Kirche mit den indigenen Völkern bereits vor einigen Jahren eröffnet wurde, ein Weg der Wahrheit und der Versöhnung. Und ich denke auch, dass sich mit diesem Besuch ein Kreis schließt: Im April gab es den Besuch der indigenen Völker im Vatikan, und jetzt geht Franziskus zu ihnen. Das eröffnet neue Horizonte auf diesem Weg, neue Wege, die Geschichte zu sehen und vorwärts zu gehen, wie Papst Franziskus immer sagt: Wir müssen vorwärts gehen, nicht rückwärts.
RV: Ein Prozess der Versöhnung, in den nicht nur die katholische Kirche, sondern auch die anderen religiösen und zivilen Realitäten Kanadas einbezogen werden müssen?
P. Hofmeister: Ich denke, dass es für alle Institutionen, die in irgendeiner Weise an der schmerzhaften Realität der Internate beteiligt waren, wichtig wäre, sich auf den gleichen Weg zu begeben. Versöhnung entsteht durch das Erkennen der Wahrheit, das ist der erste Schritt. Aber danach ist es notwendig, um Vergebung zu bitten und Wege zu finden, diese Versöhnung gemeinsam zu erreichen. Ein Dialog der indigenen Völker mit der Kirche, aber auch mit den zivilen Institutionen Kanadas, mit der Gesellschaft, mit allen.
RV: Sie haben in der Vergangenheit in Kanada als Seelsorger gearbeitet. Was glauben Sie, wie sich das Land fühlt, wenn die Kanadier Papst Franziskus empfangen werden?
P. Hofmeister: So viel ich weiß, sind alle Zugangskarten für die Feiern, denen der Papst während seines Besuchs vorstehen wird, verteilt worden. So denke ich, dass die Menschen in Kanada, insbesondere die indigenen Gruppen, sehr begeistert sind. Sie sehen diesem Besuch und dieser Begegnung mit Franziskus mit großer Freude entgegen.
(vatican news)
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