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Wortlaut: Predigt von Papst Franziskus bei Messe mit Kongolesen

Wir dokumentieren hier den Wortlaut der Predigt, die Papst Franziskus diesen Sonntag im Petersdom gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Bobóto [Frieden] R/ Bondeko [Geschwisterlichkeit]
Bondéko [Geschwisterlichkeit] R/ Esengo [Freude]

Esengo, Freude: Das Wort Gottes, das wir gehört haben, erfüllt uns mit Freude. Warum, Brüder und Schwestern? Weil - wie Jesus im Evangelium sagt -, „das Reich Gottes nahe ist“ (Lk 10,11). Es ist nahe: noch nicht erreicht, teilweise verborgen, aber nah bei uns. Und diese Nähe Gottes in Jesus, diese Nähe Gottes, der Jesus ist, ist die Quelle unserer Freude: Wir werden geliebt und sind nie allein. Doch diese Freude, die aus der Nähe Gottes kommt, schenkt zwar Frieden, lässt uns aber nicht in Frieden. Sie bewirkt eine Veränderung in uns: Sie erfüllt uns mit Staunen, überrascht uns, sie verändert unser Leben. Und so ergeht es auch den Jüngern im Evangelium: Um die Nähe Gottes zu verkünden, gehen sie in die Ferne, in die Mission. Wer „Ja“ sagt zu Jesus, der hat nämlich das Gefühl, ihn nachahmen, aus sich selbst herausgehen zu müssen; das zu tun, was Jesus getan hat, der den Himmel verlassen hat, um uns auf Erden zu dienen. Wenn wir uns also fragen, was unsere Aufgabe in der Welt ist, was wir als Kirche in der Geschichte tun müssen, dann gibt uns das Evangelium eine klare Antwort: die Mission.

Als Christen dürfen wir uns nicht damit begnügen, in Mittelmäßigkeit zu leben, uns mit unseren Möglichkeiten und Annehmlichkeiten zufrieden zu geben und in den Tag hinein zu leben. Nein, wir sind Missionare Jesu! Wir alle. Aber da könnte jemand einwenden: „Ich weiß nicht, wie man das macht, ich kann das nicht!“ Doch auch hier erstaunt uns das Evangelium, denn es zeigt uns, wie der Herr die Jünger aussendet: ohne zu warten, bis sie bereit und gut ausgebildet sind: Sie waren noch nicht lange bei ihm, und doch sendet er sie aus. Und auch die Art und Weise, wie er sie aussendet, steckt voller Überraschungen. Halten wir also drei missionarische Überraschungen fest, die Jesus für die Jünger - für einen jeden von uns - bereithält.

„Fürchten wir nicht die Armut“

Die erste Überraschung: die Ausrüstung. Auf eine Reise an einen unbekannten Ort muss man einige Dinge mitnehmen, vor allem das Nötigste. Jesus aber sagt nicht, was man mitnehmen soll, sondern was man nicht mitnehmen soll: „Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!“ (V. 4). Also praktisch nichts: kein Gepäck, keine Hilfe, nichts, was Sicherheit gibt. Wir denken oft, dass unsere kirchlichen Initiativen nicht wirklich fruchten, weil es uns an Strukturen, Geld und Mitteln fehlt: Das stimmt nicht. Jesus selbst widerlegt es. Brüder und Schwestern, vertrauen wir nicht auf den Reichtum und fürchten wir nicht unsere materielle und menschliche Armut. Je freier und einfacher, kleiner und demütiger wir sind, desto mehr leitet der Heilige Geist die Mission und macht uns zu Protagonisten ihrer Wunder.

Für Christus ist die grundlegende Ausrüstung eine andere: der Bruder. „Er sandte sie zu zweit vor sich her“ (V. 1), heißt es im Evangelium. Nicht allein, nicht auf sich selbst gestellt, immer mit dem Bruder an ihrer Seite. Niemals ohne den Bruder, denn es gibt keine Mission ohne Gemeinschaft. Es gibt keine fruchtbare Verkündigung, ohne sich um andere zu kümmern. Wir müssen uns also fragen: Denke ich als Christ eher daran, was mir fehlt, um gut zu leben - oder daran, meinen Brüdern und Schwestern nahe zu sein, mich um sie zu kümmern?

„Wer Ressentiments uns Hass schürt, andere übergeht, arbeitet nicht für Jesus, bringt nicht seinen Frieden“

Und hier kommen wir zur zweiten Überraschung der Mission: der Botschaft. Es ist logisch, dass die Jünger zur Vorbereitung auf die Verkündigung lernen, was sie sagen sollen; sie sollten den Inhalt gründlich studieren und überzeugende und gut formulierte Reden vorbereiten. Stattdessen gibt Jesus ihnen nur zwei Sätze mit auf den Weg. Der erste scheint sogar überflüssig zu sein, da es sich um einen Gruß handelt: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“ (V. 5). Das heißt, der Herr gibt also vor, dass man sich an jedem Ort als Botschafter des Friedens vorstellen soll. Das ist das Unterscheidungsmerkmal: Der Christ ist ein Träger des Friedens, weil Christus der Friede ist. Daran erkennen wir, ob wir ihm gehören. Wenn wir hingegen Klatsch und Tratsch verbreiten, Spaltungen verursachen, die Gemeinschaft behindern und unsere Zugehörigkeit über alles stellen, handeln wir nicht im Namen Jesu. Wer Ressentiments und Hass schürt, andere übergeht, arbeitet nicht für Jesus, bringt nicht seinen Frieden. Lasst uns heute, liebe Brüder und Schwestern, für Frieden und Versöhnung in der Demokratischen Republik Kongo beten, die so sehr verwundet und ausgebeutet wird. Schließen wir uns den Gottesdiensten an, die im Land in dieser Absicht gefeiert werden, und beten wir, dass die Christen Zeugen des Friedens sein mögen: Zeugen, die fähig sind, keinen Groll und keine Rachegefühle zu hegen; fähig, die Versuchung zu überwinden, dass Versöhnung nicht möglich ist - und auch jede ungesunde Bindung an die eigene Gruppe, die zur Verachtung der anderen führt.

Bruder, Schwester: der Friede beginnt bei uns, bei dir und bei mir, im Herzen eines jeden Menschen. Wenn du seinen Frieden lebst, dann kommt Jesus - und deine Familie, deine Gesellschaft verändert sich. Sie verändern sich, wenn dein Herz nicht auf Kriegsfuß steht, nicht voller Groll und Wut ist, nicht gespalten, undurchsichtig und falsch. Ruhe und Ordnung in dein Herz bringen, die Gier bekämpfen, Hass und Groll auslöschen, Korruption, Betrug und Gerissenheit entsagen: das ist der Anfang des Friedens. Wir wollen sanftmütige, gute und friedliche Menschen treffen, angefangen bei unseren Verwandten und Nachbarn. Jesus sagt: „Bring Frieden in dein Heim, beginne damit, dass du deine Frau ehrst und sie von Herzen liebst, dass du deine Kinder, die älteren Menschen und deinen Nächsten achtest und dich um sie kümmerst. Leb in Frieden, entfache den Frieden und der Friede wird in deinem Haus, in deiner Kirche, in deinem Land wohnen“.

„Zeige ich Jesus oder verberge ich ihn hinter diesen kriegerischen Haltungen?“

Nach dem Friedensgruß reduziert sich der Rest der den Jüngern anvertrauten Botschaft auf die wenigen Worte, mit denen wir begonnen haben und die Jesus zweimal wiederholt: „Das Reich Gottes ist euch nahe! [...] Das Reich Gottes ist nahe“ (V. 9.11). Die Nähe Gottes zu verkünden: das ist das Wesentliche. Hoffnung und Umkehr kommen von hier: aus dem Glauben, dass Gott nahe ist und über uns wacht: Er ist unser aller Vater, der will, dass wir alle Brüder und Schwestern sind. Wenn wir das Leben aus dieser Perspektive sehen, dann wird die Welt kein Schlachtfeld mehr sein, sondern ein Garten des Friedens. Und dann ist auch die Geschichte kein Wettlauf mehr um den ersten Platz, sondern eine gemeinsame Pilgerreise. All dies – und das dürfen wir nicht vergessen – erfordert keine großen Reden, sondern wenige Worte und viele Zeugen. Wir sollten uns also fragen: Sehen die Menschen, die mir begegnen, in mir einen Zeugen des Friedens und der Nähe Gottes - oder einen aufgeregten, zornigen, ungeduldigen, streitlustigen Menschen? Zeige ich Jesus oder verberge ich ihn hinter diesen kriegerischen Haltungen?

„Lebe ich wie ein Schaf - oder wie ein Wolf?“

Nach der Ausrüstung und der Botschaft betrifft die dritte Überraschung der Mission unseren Stil.
Jesus fordert die Seinen auf, in die Welt zu gehen „wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (V. 3). Der gesunde Menschenverstand der Welt sagt uns das Gegenteil: „Setz dich durch, versuch immer, die anderen zu übertreffen!“ Christus dagegen will, dass wir Schafe sind und keine Wölfe. Das bedeutet nicht, naiv zu sein, sondern jeden Instinkt der Vorherrschaft und Übermacht, der Gier und des Besitzes zu verabscheuen. Wer wie ein Schaf lebt, greift nicht an, ist nicht gefräßig: Er bleibt in der Herde, bei den anderen, und findet Geborgenheit bei seinem Hirten - nicht in Gewalt oder Arroganz, in der Gier nach Geld und Besitz, die so viel Unheil anrichtet. Der Jünger Jesu lehnt Gewalt ab, er tut niemandem weh und liebt alle. Und wenn er den Eindruck hat, damit nicht weiterzukommen, dann schaut er auf seinen Hirten: Jesus, das Lamm Gottes, das am Kreuz über die Welt gesiegt hat. Fragen wir uns also noch einmal: lebe ich wie ein Schaf - wie Jesus -, oder wie ein Wolf, wie es der Geist der Welt lehrt, dieser Geist, der zum Krieg führt?

Der Herr helfe uns, heute Missionare zu sein, indem wir mit unseren Brüdern und Schwestern gehen, den Frieden und die Nähe Gottes auf den Lippen und die Sanftmut und Güte Jesu im Herzen, Lamm, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.

Moto azalí na matói ma koyóka [Wer Ohren hat zu hören]
R/Ayóka [Der höre!]
Moto azalí na motéma mwa kondíma [Wer ein Herz hat zuzustimmen]
R/Andima [Der stimme zu!]
 

(vaticannews - übersetzung: silvia kritzenberger)

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03. Juli 2022, 10:08