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Papst Franziskus bei der Messe am Donnerstagvormittag (Ortszeit) im Nationalheiligtum „Sainte Anne de Beaupré" Papst Franziskus bei der Messe am Donnerstagvormittag (Ortszeit) im Nationalheiligtum „Sainte Anne de Beaupré" 

Papst bei Messe in Québec: Jesus zeigt Weg der Versöhnung

Dass mit Jesu Hilfe auch Scheitern und Sünden überwunden werden können, hat Papst Franziskus bei seiner Predigt in Québec am Donnerstagvormittag (Ortszeit) betont. Ausgehend von der Emmaus-Geschichte in der Bibel mahnte er, bei Misserfolgen nicht wegzulaufen, sondern sich ihnen zu stellen.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Seit Mittwoch ist Papst Franziskus an der zweiten Etappe seiner 6-tägigen Kanada-Reise angelangt: Québec. Seinen Besuch vor Ort hatte das Kirchenoberhaupt als Reise der Buße definiert. Hintergrund ist die Versöhnung mit den Indigenen, die auch an katholisch geführten Internaten während der Kolonialzeit und danach viel Leid erlitten. Die Messe im Nationalheiligtum „Sainte Anne de Beaupré" , 30 Kilometer nordwestlich von Québec, war dazu passend auch als „Heilige Messe um Versöhnung" im Programm angekündigt. Papst Franziskus nutzte seine Predigt, um ausgehend von der Emmaus-Geschichte am Ende des Lukasevangeliums den Umgang mit Fehlern, Schmerz und Scheitern zu thematisieren:

Radio Vatikan Podcast: Papst Franziskus bei Messe in Québec: Jesus zeigt Weg der Versöhnung

„Wir können uns versöhnen: mit uns selbst, mit unseren Brüdern und Schwestern, mit Gott“

„Wenn eine Erfahrung des Scheiterns einer Begegnung mit dem Herrn Raum gibt, dann ersteht das Leben wieder neu in der Hoffnung und wir können uns versöhnen: mit uns selbst, mit unseren Brüdern und Schwestern, mit Gott", erklärte das Kirchenoberhaupt vor rund 7.000 Gläubigen in und vor der Kirche.

Auch Premierminister Justin Trudeau war gekommen. Bei der Messe waren viele nachdenkliche und traurige Gesichter zu sehen, auch ein Protestplakat tauchte auf und forderte weitere Schritte der Kirche gegenüber den Indigenen. 

Papst Franziskus hielt seine Predigt im Sitzen und wie üblich auf Spanisch; es folgte eine Übersetzung auf Französisch. Bis heute ist die französischsprachige Provinz Québec Hochburg kanadischer Katholiken. 

Kurzvideo zur Messe mit Papst Franziskus

Papst Franziskus rief die Emmaus-Erzählung aus dem Evangelium noch einmal in Erinnerung: Nach dem Tod Jesu am Kreuz kehren die Jünger laut der Bibelerzählung niedergeschlagen und „traurig“ (Lk 24,17) nach Hause zurück, sie empfinden Enttäuschung und Bitterkeit. Ganz ähnlich geht es laut dem Kirchenoberhaupt auch den Menschen heute immer wieder:

„Das passiert uns jedes Mal, wenn unsere Ideale mit den Enttäuschungen des Lebens kollidieren und unsere Vorsätze aufgrund unserer Schwächen scheitern; wenn wir gutgemeinte Pläne hegen, dann aber nicht in der Lage sind, sie zu verwirklichen (vgl. Röm 7,18); wenn wir in unseren Aktivitäten oder Beziehungen früher oder später eine Niederlage, einen Fehler, ein Scheitern oder einen Sturz erleben, wenn wir sehen, wie das, woran wir geglaubt oder wofür wir uns eingesetzt hatten, zerbricht, wenn wir uns von unserer Sünde und dem Schuldgefühl erdrückt fühlen."

Nicht weglaufen

Enttäuscht wegzulaufen wie die Jünger, sei in dieser Situation jedoch falsch. Man müsse sich auseinandersetzen mit dem, was passiert ist, mahnte Franziskus. An dieser Stelle kam er auf die Situation der katholischen Kirche in Kanada zu sprechen:

„Auch wir, die wir mit dem Skandal des Bösen und dem im Fleisch unserer indigenen Brüder und Schwestern verwundeten Leib Christi konfrontiert werden, haben tiefe Bitterkeit verspürt und die Last des Versagens“

„Was ist passiert? Warum ist das passiert? Wie konnte das passieren? Liebe Brüder und Schwestern, dies sind die Fragen, die sich jeder von uns stellt; und das sind auch die brennenden Fragen, die diese pilgernde Kirche in Kanada auf einem mühsamen Weg der Heilung und Versöhnung in ihrem Herzen bewegen. Auch wir, die wir mit dem Skandal des Bösen und dem im Fleisch unserer indigenen Brüder und Schwestern verwundeten Leib Christi konfrontiert werden, haben tiefe Bitterkeit verspürt und die Last des Versagens."

Viele Indigene bei der Messe

Zu der Messe waren erneut auch viele Indigenene gekommen, einige von ihnen lasen auch die Fürbitten und brachten die Gaben zum Altar. 

Es gebe im Leben „nichts Schlimmeres, als wegzulaufen", erklärte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Versöhnungsmesse. Der Versuchung, zu denken, dass alles verloren sei, dürften Christen nie erliegen. Gott sei immer bei den Menschen. Dies zeige auch die Erzählung der Emmaus-Jünger: Sie begegnen Jesus auf ihrem Weg und er geht mit ihnen. Nur erkennnen sie ihn nicht sofort. Daher betonte der Papst:

Vom Scheitern zur Hoffnung

„Es gibt nur einen Pfad, einen Weg: Es ist der Weg Jesu, es ist der Weg, der Jesus ist (vgl. Joh 14,6). Glauben wir daran, dass Jesus unseren Weg begleitet, und lassen wir es zu, dass er uns begegnet; lassen wir es zu, dass sein Wort die Geschichte, die wir als Einzelne und als Gemeinschaft leben, deutet und uns den Weg zur Heilung und zur Versöhnung zeigt."

Papst Franziskus rief daher in seiner Predigt dazu auf, Jesus ins Zentrum zu stellen und die Liebe Gottes und Möglichkeiten zum Guten auch in ausweglos scheinenden Situationen zu sehen. 

„Und wenn wir mit Gott, mit den anderen und mit uns selbst versöhnt sind, können auch wir zu Werkzeugen der Versöhnung und des Friedens in der Gesellschaft, in der wir leben, werden."

„Wenn wir mit Gott, mit den anderen und mit uns selbst versöhnt sind, können auch wir zu Werkzeugen der Versöhnung und des Friedens in der Gesellschaft, in der wir leben, werden“

Dank und bitte um Geduld

Die Eucharistie hatte der Erzbischof von Québec zelebriert, Kardinal Gérald Cyprien Lacroix. Er verlas zum Ende der Messe ein Dankwort und bat darin auch alle um Geduld, da sich „die erwarteten Ergebnisse nicht über Nacht einstellen können. Sie erfordern eine gehörige Portion Geduld, aufrichtige Gesten der Akzeptanz und Einfühlungsvermögen." Er dankte Papst Franziskus, dass er die katholische Kirche auf dem Weg der Versöhnung und Heilung begleite. Franziskus habe durch seine Kanadareise gezeigt, „dass keine Anstrengung vergeblich ist, dass jeder Schritt zur Versöhnung Verzicht, Demut, Verständnis und Offenheit für das Leben und die Kultur der anderen erfordert", so Kardinal Lacroix, der auch in indigenen Sprachen dankte und für sein Grußwort viel Applaus erhielt. 

(vatican news-sst)

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28. Juli 2022, 17:31