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Eine amerikanische Flagge entlang der Route, auf der am Montag mindestens sechs Menschen erschossen wurden Eine amerikanische Flagge entlang der Route, auf der am Montag mindestens sechs Menschen erschossen wurden 

Papst zu Chicago-Schießerei: Gewalt ablehnen

Papst Franziskus hat die Gewalt während der Feiern zum Unabhängigkeitstag im Highland Park in Chicago als „sinnlose Schießerei" verurteilt. In einem Beileidstelegramm für die Opfer, das der Vatikan diesen Dienstag veröffentlichte, mahnt das Kirchenoberhaupt eine Abkehr von Gewalt an.

Stefanie Stahlhofen und Deborah Castellano Lubov - Vatikanstadt
In dem Schreiben an den Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, versichert der Papst allen Verletzten, den Opfern und ihren Angehörigen seine Gebete und spirituelle Nähe. Papst Franziskus bete auch dafür, dass jedes Mitglied der Gesellschaft „Gewalt in all ihren Formen ablehnt und das Leben in all seinen Phasen achtet", heißt es wörtlich in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Schreiben.

Am Montag hatte im Highland Park in Chicago ein Mann mindestens sechs Menschen erschossen und etwa zwei Dutzend Personen verletzt. Die Polizei nahm laut US-Medienberichten einen 22-Jährigen fest. Das Motiv sei noch unklar. Die Schießerei vom 4. Juli ist reiht sich ein in Hunderte anderer Schießereien im Jahr 2022, die Schulen, Kirchen, Lebensmittelgeschäfte und öffentliche Veranstaltungen betrafen.

Hier im Audio: Papst Franziskus und Kardinal Cupich zu Chicago-Schießerei: Gewalt ablehnen

Cupich: „Jeden Tag werden in den Vereinigten Staaten 300 Menschen erschossen “

Auch der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, äußerte sich im Interview mit Radio Vatikan am Dienstag zu der Tat. „Jeden Tag werden in den Vereinigten Staaten 300 Menschen erschossen und über 100 getötet, jeden Tag. Und fünf davon sind Kinder, die jeden Tag durch Waffengewalt sterben. Es hat mir das Herz gebrochen, dass dies wieder einmal in unserer Gegend passiert ist, aber ich war auch empört darüber, dass dies in unserem Land unvermindert weitergeht", beklagt der Kardinal. 

„Wenn Kriegswaffen für Menschen, die Rache, Aggression und Vergeltung ausüben wollen, so leicht zugänglich sind, befinden wir uns in einer sehr gefährlichen Situation“

Es muss sich etwas ändern

Cupich hofft, dass der erneute Appell des Papstes, jegliche Art von Gewalt und seine früheren Aufrufe,  Waffenhandel abzulehnen, nicht auf taube Ohren treffen: „Allmählich wird den Menschen hoffentlich bewusst, dass sie auf das Wort des Heiligen Vaters hören müssen. Wir sollten hier nicht um den heißen Brei rumreden: Hier geht es um Geld. Es geht um Menschen, die mit dem Angebot dieser Kriegswaffen Geld verdienen, und unser Land in einer Kultur der Gewalt versklaven. Der Heilige Vater hat schon 2016 an die Menschen hier in Chicago, in Anlehnung an Martin Luther King, geschrieben, dass sich die Menschheit in einer Weise entwickeln muss, die Rache, Aggression und Vergeltung ablehnt. Wenn Kriegswaffen für Menschen, die Rache, Aggression und Vergeltung ausüben wollen, so leicht zugänglich sind, befinden wir uns in einer sehr gefährlichen Situation. Ich hoffe also, dass die Botschaft des Heiligen Vaters unsere amerikanische Psyche durchdringt, damit wir erkennen, dass wir eine Kultur der Gewaltlosigkeit aufbauen müssen, die nicht nur ein Traum ist, sondern Wirklichkeit wird." 

„Ich hoffe also, dass die Botschaft des Heiligen Vaters unsere amerikanische Psyche durchdringt, damit wir erkennen, dass wir eine Kultur der Gewaltlosigkeit aufbauen müssen“

Mehr Engagement für die Sicherheit der Bürger

Die bisherigen Maßnahmen, um die Waffengewalt in Chicago und anderswo einzuschränken, reichen aus Sicht des Erzbischofs von Chicago nicht, da die Gesetzeslage den Gebrauch besonders starker Waffen, wie auch jener, die am Montag benutzt wurde, erlaube: „Es gibt gar keinen Grund, zuzulassen, dass Leute Kriegswaffen auf die Straße bringen können. Da muss sich etwas ändern! (...) Natürlich hängen Massenerschießungen von Gewaltwaffen ab, die riesige Magazine haben, wie bei der Waffe, die nun benutzt wurde. Ich hoffe, dass es einen Weg gibt, sicherzustellen, dass solche Kriegswaffen nicht alltäglich in die Hände von Menschen gelangen. Sie gehören in Waffenvereine. Sie sollten unter Verschluss gehalten und nur an Orten wie Schießständen und so weiter verwendet werden. Es gibt keinen Grund dafür, dass sie auf unseren Straßen zu finden sind, und ich denke, dass dies ein Teil des Problems im Hinblick auf die zahlreichen Massenerschießereien in unserem Land in diesem Jahr ist. Wir müssen etwas tun", so der eindringliche Appell des Kirchenmanns.

„Es gibt gar keinen Grund, zuzulassen, dass Leute Kriegswaffen auf die Straße bringen können. Da muss sich etwas ändern!“

Was auch immer man vom Recht auf das Tragen von Waffen in den USA halte – es gebe viel Spielraum für eine vorsichtige Auslegung des zweiten Zusatzartikels zur Verfassung für seriöse, allgemein gültige Waffensicherheitsmaßnahmen. Es gelte,  bei der Auslegung des zweiten Verfassungszusatzes mit Augenmaß vorzugehen, und Verantwortung zu zeigen. Alle Amtsträger, ob gewählt oder nicht, müssten ihr Engagement für die Sicherheit der Bürger verdoppeln, mahnt Kardinal Cupich. 

*Dieser Beitrag wurde am 6.7. um das Radio Vatikan-Interview mit Kardinal Cupich ergänzt

(vatican news-sst)

 

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05. Juli 2022, 16:26