Papst zu neuen Kardinälen: „Bewahrt euch das Staunen“
In seiner Predigt ging der Papst von den liturgischen Texten der Feier aus, die dem Formular „für die Kirche“ entnommen sind. Die neuen Kardinäle dürften in ihrem Dienst nicht das „Staunen“ verlieren, war es dem Papst ein besonderes Anliegen zu betonen. Das in den Lesungen des Tages beschriebene Staunen sei „ein Weg des Heils“, betonte Franziskus, der die Mitfeiernden auch zweimal persönlich danach fragte, ob dieses Stauen noch lebendig in ihnen sei:
„Möge Gott es in uns lebendig halten, denn es befreit uns von der Versuchung, dass wir uns ,allem gewachsen‘ fühlen, uns ,hochwürdig‘ zu fühlen, es befreit uns davon, dass wir uns in einer falschen Sicherheit wiegen, nämlich dass heute in Wirklichkeit alles anders sei, nicht mehr so, wie am Anfang; dass die Kirche heute groß ist und solide dasteht und dass wir in den höchsten Rängen ihrer Hierarchie stehen... Sie nennen uns ,Eminenzen'… Ja, da ist etwas Wahres dran, aber es gibt auch viel Täuschung, mit der der große Lügner immer versucht, die Jünger Christi zu verweltlichen und sie unschädlich zu machen.“
Staunen über die Heilsgeschichte und die Sendung
Dieser Ruf erfolge unter der „Versuchung der Weltlichkeit“, die schrittweise von Jesus wegführe, der „Krebs der spirituellen Weltlichkeit“, unterstrich Franziskus. Das davor bewahrende „Staunen“ erläuterte Franziskus ausgehend von dem Staunen, mit dem Paulus im gehörten Brief an die Epheser (Eph 3, 1–14) die Heilsgeschichte zusammenfasst, deren Angelpunkt Christus ist. Angesichts dieses göttlichen Plans sei nur Platz für „Lobpreis, Anbetung, Dankbarkeit in Anerkennung des Wirkens Gottes“, ein Lob, „das vom Staunen lebt“ und das „nicht Gefahr läuft, gewohnheitsmäßig zu werden, solange es sich aus dem Staunen speist“, betonte der Papst.
Doch es gebe in diesem Zusammenhang noch ein weiteres Staunen, nämlich das Staunen nicht über den Heilsplan selbst, sondern die „noch überraschendere Tatsache, dass Gott uns in diesen seinen Plan miteinbezieht“, so Franziskus mit Blick auf die Sendung der Jünger durch den auferstandenen Jesus, die im Evangelium beschrieben wird (vgl. Mt 28,16-20).
„Die unergründliche göttliche Entscheidung, die Welt ausgehend von dieser armseligen Gruppe von Jüngern zu evangelisieren, die – wie der Evangelist anmerkt – noch voller Zweifel waren (vgl. V. 17), lässt uns immer wieder staunen. Aber genau betrachtet ist das Staunen, das sich einstellt, wenn wir auf uns schauen, die wir heute hier versammelt sind und denen der Herr dieselben Worte gesagt und dieselbe Sendung übertragen hat, nicht anders!“
Das Staunen vertieft sich mit den Jahren
Das Wort Gottes erwecke auch heute ein Staunen darüber, dass wir „in der Kirche“ und auch selbst „Kirche“ seien, so Franziskus weiter.
„Dieses Erstaunen wird mit den Jahren nicht kleiner, es wird nicht weniger, wenn unsere Verantwortung in der Kirche wächst. Gott sei Dank ist das nicht der Fall. Es wird stärker, es wird tiefer“, unterstrich Franziskus, der sich davon überzeugt zeigte, dass dies auch – und insbesondere - für die neuen Kardinäle gelte.
Abschließend erinnerte Franziskus an seinen Vorgänger Paul VI. Es gelte, ihm dankbar dafür zu sein, dass er „uns seine Liebe zur Kirche vermitteln konnte“, eine Liebe, die „dankbares Staunen“ über ihr Geheimnis und darüber, an ihr teilzuhaben, beinhalte, aber auch darüber, „für sie mitverantwortlich zu sein“. Ein Diener der Kirche, so Franziskus weiter, sei einer, „der über den göttlichen Heilsplan zu staunen weiß und der in diesem Geist die Kirche leidenschaftlich liebt und bereit ist, ihrer Sendung zu dienen, wo und wie der Heilige Geist es will.“
Und auch hier die unweigerliche Frage, die jedem von uns gilt: „Wie steht es um deine Fähigkeit, zu Staunen? Oder bist du so daran gewöhnt, dass du sie verloren hast? Bist du noch in der Lage, zu staunen?”, so der Papst, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass die neuen Kardinäle sich ihr Staunen bewahren mögen.
(vatican news - cs)
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