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Papst Franziskus hält in Assisi bei Economy of Francesco eine Ansprache Papst Franziskus hält in Assisi bei Economy of Francesco eine Ansprache 

Papst in Assisi: „Die Erde brennt heute und heute müssen wir etwas ändern“

Papst Franziskus setzt hohe Erwartungen in die jungen Wirtschaftsexperten von heute und morgen: nicht weniger als ein neues Weltwirtschaftsmodell wünscht sich das Kirchenoberhaupt von den nachrückenden Generationen, die er an diesem Samstag in Assisi getroffen hat.

Die umbrische Kleinstadt, Wirkungsstätte des heiligen Franziskus, wimmelte schon seit Tagen vor jungen Menschen aus der ganzen Welt, die sich der nachhaltigen Wirtschaft verschrieben haben. An diesem Samstag klang das dreitätige Event mit der intensiven Begegnung mit Papst Franziskus aus, der das Projekt 2019 aus der Taufe gehoben hatte. Zahlreiche junge Menschen waren seinem Aufruf gefolgt und hatten in den vergangenen Jahren viel Zeit und Energien investiert, um das dadurch entstehende Netzwerk fruchtbar zu machen. Groß war dann auch die Emotion, als man sich nach intensivem Austausch – größtenteils über Online-Plattformen - endlich persönlich gegenüberstand. Einige Teilnehmer berichteten in bewegenden Zeugnissen von ihrer Beziehung zu „Economy of Francesco“ und ihrem täglichen Einsatz für eine bessere Wirtschaft und Welt.

Die jungen Teilnehmer treffen den Papst
Die jungen Teilnehmer treffen den Papst

Und auch Papst Franziskus gab den jungen Menschen in seiner Ansprache große Aufgaben mit auf den Weg. Denn wenn „ein junger Mensch in einem anderen jungen Menschen seine eigene Berufung sieht und diese Erfahrung dann mit Hunderten, Tausenden von anderen jungen Menschen wiederholt wird, dann wird Großes möglich – sogar die Hoffnung, ein riesiges und komplexes System wie die Weltwirtschaft zu verändern“, betonte das Kirchenoberhaupt. Es liege an ihnen, eine „Wirtschaft, die tötet“, in eine „Wirtschaft des Lebens“ zu verwandeln, so Franziskus. Dabei sei es auch nötig, eine Abkehr von fossilen Brennstoffen voranzutreiben, sich klarzumachen, dass die Plünderungen der Erde bestenfalls zum Nutzen weniger Menschen geschähen und sich dem unbequemen ethischen Grundsatz zu stellen, „dass Schäden repariert werden müssen“. Dabei sei „schnelles und entschlossenes Handeln“ nötig, ebenso, wie den eigenen Lebensstil nachhaltiger zu gestalten: „Und das meine ich ernst: Ich zähle auf euch! Lasst uns nicht allein und geht mit gutem Beispiel voran!“

„Ich zähle auf euch! Lasst uns nicht allein und geht mit gutem Beispiel voran!“

Seine eigene Generation wie die davor hätten zwar ein reiches Erbe hinterlassen, aber auch viele Fehler gemacht, auf Raubbau gelebt und nicht gewusst, wie man den Frieden und den Planeten schützen müsse, so der Papst. In diesem Zusammenhang müsse entschieden gegengesteuert werden, in einem Maß, das über „kosmetische Veränderungen“ hinausgehe, sondern vielmehr das gesamte „Entwicklungsmodell in Frage“ stelle: „Die Situation ist so, dass wir nicht einfach auf den nächsten internationalen Gipfel warten können: Die Erde brennt heute, und wir müssen heute etwas ändern, und zwar auf allen Ebenen“, so die eindringliche Mahnung des Papstes.

Der Papst begrüßt die Teilnehmer an der Initiative
Der Papst begrüßt die Teilnehmer an der Initiative

„Kohlendioxid ist nicht die einzige Verschmutzung, die tötet – auch die Ungleichheit fügt unserem Planeten eine tödliche Wunde zu!“

Mittlerweile werde es auch immer mehr Menschen bewusst, dass der „Schrei der Erde und der Schrei der Armen“ ein und derselbe seien, lenkte Franziskus den Blick auf die Verlierer der globalen Wirtschaft. Bei den Lösungen für Umweltkrisen müssten solche bevorzugt werden, die Elend und Ungleichheit verringern: „Während wir versuchen, den Planeten zu retten, dürfen wir die Menschen nicht vernachlässigen, die leiden. Kohlendioxid ist nicht die einzige Verschmutzung, die tötet – auch die Ungleichheit fügt unserem Planeten eine tödliche Wunde zu! Wir dürfen nicht zulassen, dass die neuen Umweltkatastrophen die alten und allgegenwärtigen Katastrophen der sozialen Ungerechtigkeit aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwinden lassen“, appellierte Franziskus, der auch auf die „innere Armut“ der Vereinsamung zu sprechen kam, unter der viele Menschen heute leiden und mit der man „hervorragend Geschäfte machen“ könne, so aber eine „Hungersnot des Glücks“ erzeuge.

Alle im Blick behalten

Auch das herrschende Modell des Kapitalismus nahm sich Franziskus vor. Dieser leide unter einer „Nicht-Nachhaltigkeit“, die letztlich zu Leere führe und gerade junge Menschen in tiefe Sinnkrisen stürze. Dem entgegen setzte der Papst eine von „Franz von Assisi inspirierte Wirtschaft“: Diese zu entwickeln bedeute, „sich zu verpflichten, die Armen in den Mittelpunkt zu stellen; von ihnen ausgehend auf die Wirtschaft, auf die Welt zu blicken. Ohne Wertschätzung, Fürsorge und Liebe für die Armen – für jeden Armen, für jeden zerbrechlichen und verletzlichen Menschen, vom ungeborenen Kind im Mutterleib über den Kranken und Behinderten bis hin zum alten Menschen in Not – gibt es keine ,Wirtschaft im Sinne von Franziskus‘.“ Ihre Aufgabe sei es, bei der Schaffung von Waren und Dienstleistungen, für Arbeit zu sorgen, die gut für alle sei, legte Franziskus den jungen Unternehmern und Wirtschaftsexperten ans Herz.

Zahlreiche Teilnehmer waren bei Economy of Francesco dabei
Zahlreiche Teilnehmer waren bei Economy of Francesco dabei

Abschließend sprach der Papst ein Gebet mit den Teilnehmern, bevor er gemeinsam mit der jungen Thailänderin Lilly, die sich erfolgreich für ein Verbot von umweltzerstörenden Einwegplastikartikeln in ihrem Land stark gemacht hatte, einen Pakt für den weiteren gemeinsamen Einsatz unterzeichnete. Danach kehrte das Kirchenoberhaupt per Hubschrauber wieder in den Vatikan zurück.

(vatican news - cs)

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24. September 2022, 12:49