Papst zu Überflutung in den Marken: Komplette Umkehr nötig
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Auch bei seinem Angelus-Gebet an diesem Sonntag auf dem Petersplatz ging der Papst auf die Naturkatatsrophe ein: „Mir ist es ein Anliegen, der Bevölkerung in den Marken die von einer starken Überschwemmung getroffen wurde, meine Gebete zu versichern. Ich bete für alle Verstorbenen und ihre Familien, für alle Verletzten und all jene, die schweren Schaden erlitten. Möge der Herr der Gemeinde Kraft geben!", so das Kirchenoberhaupt wörtlich nach seinem Mittagsgebet.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatte es in Mittelitalien ungewöhnlich stark geregnet. Dies führte besonders in der Region Marken zu starken Überschwemmungen, bei denen mehr als zehn Menschen starben und rund 150 evakuiert wurden. Papst Franziskus äußerte sich dazu - und zu vielen weiteren aktuellen Herausforderungen - außerdem auch in einem langen Interview anlässlich des 130-jährigen Bestehens der napoletanischen Tageszeitung „il mattino", das diesen Sonntag veröffentlicht wurde. Neben Naturkatastrophen ging das katholische Kirchenoberhaupt auch auf die Corona-Pandemie, auf die Situation in Italien, den Umgang mit Migration und das Thema Krieg genauer ein. Der Papst warb erneut für Solidarität, Dialog und Frieden. Es brauche, nicht nur mit Blick auf Umweltschutz und Klimawandel, dringend geänderte Verhaltensweisen, so Papst Franziskus:
„Wir brauchen einen völligen Kurswechsel und müssen aufhören, monopolistische Strukturen durchzusetzen, die die Preise in die Höhe treiben und am Ende den Hungernden das Brot vorenthalten. Deshalb fordere ich die Waffenhersteller und -händler immer wieder auf, ihre Aktivitäten, die Gewalt und Krieg schüren und Millionen von Menschenleben aufs Spiel setzen, vollständig einzustellen. Genauso wie ich die Technolgie-Hersteller aufgefordert habe, die menschliche Schwäche nicht länger für Profitzwecke auszunutzen und Kinderschändung im Internet, Hassreden, Fake News, Verschwörungstheorien und politische Manipulation nicht länger zu fördern, sondern stattdessen den Zugang zu Bildungsinhalten zu liberalisieren", erklärte der Papst in dem Interview.
Er erinnerte auch daran, dass er wiederholt Regierungen und Politiker aller Parteien gebeten habe, „sich für das Gemeinwohl einzusetzen und den Mut zu haben, dem Volk in die Augen zu sehen. Sie müssen wissen, dass das Wohl des Volkes viel mehr ist als ein Konsens zwischen den Parteien, die nicht nur auf die Wirtschaftseliten hören sollten, die so oft das Sprachrohr oberflächlicher Ideologien sind, aber an den wirklichen Problemen der Menschen vorbeigehen."
Mittelmeeraum hat Einfluss auf Zukunft der ganzen Welt
Der Mittelmeerraum und Süditalien stehen laut Papst Franziskus beispielhaft für viele Probleme auf der ganzen Welt: „Die Frage des Südens ist eine universelle Frage, sie betrifft die Zukunft der ganzen Welt", erklärt das Kirchenoberhaupt. Deshalb habe er mit seiner Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato Sì" aufgerufen, über eine nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung nachzudenken. Erneut forderte Papst Franziskus dementsprechend neue Formen des Verständnisses von Wirtschaft und Fortschritt und betonte die Verantwortung jedes einzelnen sowie von Politik und Wirtschaft. Das Kirchenoberhaupt erneuerte seinen Aufruf, den armen Ländern die Schulden zu erlassen und mahnte große Unternehmen, sie sollten „aufhören, Wälder zu zerstören, Flüsse und Meere zu verschmutzen und Menschen und Lebensmittel zu vergiften".
Schluss mit Waffenhandeln und dem Schüren von Ängsten
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