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Der Papst in Kasachstan Der Papst in Kasachstan 

Papst in Kasachstan: Unsere Welt muss wieder zu Harmonie finden

Franziskus hat sich in seiner ersten öffentlichen Rede in Nur-Sultan als „Pilger des Friedens“ definiert. In der Rede an den Staatspräsidenten und Vertreter von Politik und Religion ging das katholische Kirchenoberhaupt auf die Bedeutung des Dialogs ein. Der kasachische Präsident Qassym-Schomart Kemeluly Toqajew bedankte sich beim Gast aus Rom für sein Kommen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Kasachstan sei ein Ort wichtiger geopolitischer Knotenpunkte, betonte der Papst in seiner ersten Rede auf kasachischem Boden. Das zentralasiatische Land spiele eine entscheidende Rolle bei der Entschärfung von Konflikten. Franziskus erinnerte daran, dass sein Vorgänger Johannes Paul II. unmittelbar nach den tragischen Anschlägen von 2001 nach Kasachstan ging, „um Hoffnung zu säen“.

„Ich komme hierher im Verlauf des wahnsinnigen und tragischen Krieges, der durch die Invasion der Ukraine ausgelöst worden ist, und während noch weitere Auseinandersetzungen und drohende Konflikte diese unsere Zeit gefährden. Ich komme, um den Schrei der Vielen zu verstärken, die um Frieden flehen, der für unsere globalisierte Welt ein wesentlicher Entwicklungsfaktor ist“, so Franziskus wörtlich. Die heutige Welt brauche „wieder Harmonie“. Die Notwendigkeit, das diplomatische Engagement zugunsten des Dialogs und der Begegnung zu erweitern, werde immer dringlicher, denn das Problem des einen sei heute das Problem aller:

Für einen neuen ,Geist von Helsinki´

„Und wer in der Welt mehr Macht hat, trägt eine größere Verantwortung gegenüber den anderen, insbesondere gegenüber den Ländern, die am stärksten durch eine Logik des Konflikts erschüttert werden. Darauf sollte man achten und nicht nur auf die Interessen, die einem selbst zum Vorteil gereichen. Es ist an der Zeit, das Zuspitzen von Rivalitäten und das Verfestigen einander entgegengesetzter Blöcke zu vermeiden. Wir brauchen Führungspersönlichkeiten, die es den Völkern auf internationaler Ebene ermöglichen, einander zu verstehen und miteinander zu reden, und die einen neuen ,Geist von Helsinki´ aufkommen lassen, den Willen, den Multilateralismus zu stärken, um mit Blick auf die kommenden Generationen eine stabilere und friedlichere Welt aufzubauen. Und um dies zu tun sind Verständnis, Geduld und Dialog mit allen nötig. Ich wiederhole: mit allen.“

Die Bedeutung der Dombra

Franziskus war in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan mit traditioneller kasachischer Musik und Tanzdarbietungen empfangen worden. Musik spielte auch in seiner Rede eine Rolle, so unterstrich der Papst die Bedeutung der Dombra, eines typischen Instruments des Landes:

„Als Symbol der Kontinuität in der Vielfalt verleiht sie dem Gedächtnis des Landes einen Rhythmus und erinnert uns auf diese Weise daran, wie wichtig es ist, angesichts des raschen wirtschaftlichen und sozialen Wandels die Verbindung zum Leben derer, die uns vorausgegangen sind, nicht zu vernachlässigen, auch durch jene Traditionen, die es uns ermöglichen, die Vergangenheit und das, was wir ererbt haben, in Ehren zu halten. Ich denke da zum Beispiel an den schönen, hier weit verbreiteten Brauch, am Freitagmorgen zu Ehren der Vorfahren sieben Brote zu backen.“

Die erste Rede des Papstes in Kasachstan - ein Bericht von Radio Vatikan

 „Land der Begegnung“

Die Geschichte Kasachstans sei aber auch von tragischen Momenten gekennzeichnet, fuhr Franziskus fort. Er erinnerte an die Gefangenenlager und Massendeportationen, „welche die Städte und unendlichen Steppen dieser Gegenden zu Schauplätzen der Unterdrückung vieler Volksgruppen machten“. Doch die Kasachen hätten sich von diesen Gewaltakten nicht einschüchtern lassen.

Kasachstan sei zu einem „Land der Begegnung“ geworden, würdigte der Papst sein Gastland. Die rund 150 ethnischen Gruppen und die mehr als achtzig Sprachen, die es in Kasachstan geben, hätten sich „mit ihren unterschiedlichen Geschichten, kulturellen und religiösen Traditionen“ zu einer „außergewöhnlichen Symphonie“ eingefügt. Damit sei Kasachstan zu einem „einzigartigen multiethnischen, multikulturellen und multireligiösen Labor“ geworden. Das zentralasiatische Land offenbare damit „seine besondere Berufung, Land der Begegnung zu sein“.

Die Rolle der Religionsfreiheit

Mit Blick auf den Religions- und Friedens-Kongress, an der er in den nächsten Tagen teilnehmen wird, sagte Franziskus: „Während die Religionen die unverzichtbare Aufgabe haben, das Absolute zu suchen und zu bezeugen, brauchen sie die Möglichkeit, sich frei zu äußern. Und so ist die Religionsfreiheit die beste Grundlage für ein gutes gesellschaftliches Zusammenleben.“

Überall sei es nötig, dass sich Demokratie und Modernisierung nicht auf Ankündigungen beschränken, sondern in einen konkreten Dienst für die Bevölkerung münden, so der Papst weiter. Dann ging er auf die Bedeutung „einer guten Politik“ ein, die den Menschen zuhöre und auf ihre berechtigten Bedürfnisse antworte:

„Mehr tun gegen die Korruption!“

„Es ist die Politik, die die Zivilgesellschaft sowie Nichtregierungs- und humanitäre Organisationen kontinuierlich miteinbezieht, die eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber Arbeitnehmern, Jugendlichen und den schwächsten Bevölkerungsschichten hat. Und auch – das braucht jedes Land der Welt – Maßnahmen gegen die Korruption. Dieser wahrhaft demokratische Politikstil ist die wirksamste Antwort auf möglichen Extremismus, Personenkult und Populismus, die die Stabilität und das Wohlergehen der Völker bedrohen.“

Da denke er auch die Notwendigkeit einer „gewissen wirtschaftlichen Sicherheit“, die es in Ländern mit reichen natürlichen Ressourcen brauche. Es sei die Aufgabe des Staates, aber auch der Privatwirtschaft, alle Bevölkerungsgruppen gerecht und mit gleichen Rechten und Pflichten zu behandeln und die wirtschaftliche Entwicklung nicht im Hinblick auf den Verdienst einiger weniger, sondern auf die Würde eines jeden Arbeitnehmers zu fördern, erläuterte Papst Franziskus.

(vatican news)

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13. September 2022, 15:56