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Papst Franziskus: „Immer wieder von vorn anfangen“

Bei vielen Ordensgründern entwickelte sich die Gemeinschaft anders, als sie sich das ursprünglich vorgestellt hatten – etwa bei Franz von Assisi. Auch Norbert von Xanten (1080-1134) ist so ein Fall.

„Der heilige Norbert war ein Missionar, ein Wanderprediger. Und als er Erzbischof von Magdeburg wurde, plante er die Evangelisierung an den Rändern des damaligen Reichs. Da darf man sich schon fragen, wie aus dem missionarischen Charisma des heiligen Norbert eines der stabilen Gemeinschaften an festgelegten Orten werden konnte.“

Vom Wanderprediger zum festen Kloster

Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstag zu Prämonstratensern, die er zu einer Audienz im Vatikan empfing. Norbert von Xanten hat den Orden vor ziemlich genau 900 Jahren im französischen Prémontré gegründet. Die Erben des adligen Wanderpredigers aus dem Rheinischen sind der größte katholische Chorherren-Orden: keine Mönche, sondern allesamt geweihte Priester, die allerdings ein Gelübde ablegen und nach strengen Regeln leben – normalerweise stabil in einem Kloster. Es gibt auch einen weiblichen Zweig, und einen dritten Orden.

Der hl. Norbert von Xanten
Der hl. Norbert von Xanten

„Die Geschichte der Orden zeigt häufig eine gewisse Spannung zwischen dem Gründer und seiner Gründung“, so der Papst. „Und das ist auch gut so. Denn wenn es diese Spannung nicht gibt, nimmt der Gründer alles mit sich, und seine Gründung stirbt mit ihm. Die Spannung lässt die Gemeinschaft, den Orden wachsen.“

Eine gute Verbindung 

„Stabilität und Mission, Leben an einem bestimmten Ort und Evangelisierung können zusammengehen“

Den Prämonstratensern bescheinigte der Papst, dass ihnen die Balance zwischen missionarischem Drive und der örtlichen Verwurzelung gemeinhin gut gelinge. Tatsächlich sind viele der Ordensmitglieder als Lehrer oder Seelsorger ihrer Region tätig. Da sehe man doch, dass „Stabilität und Mission, Leben an einem bestimmten Ort und Evangelisierung zusammengehen können“, lobte Franziskus.

Zum Nachhören: Papst empfängt Prämonstratenser - Radio Vatikan

„Die Anwesenheit einer Gemeinschaft von Schwestern oder Brüdern ist für ihre Umgebung wie ein Leuchtturm. Allerdings wissen die Leute auch, dass die kirchlichen Gemeinschaften nicht immer ganz das Leben führen, zu dem sie berufen sind. Die konkrete christliche Erfahrung ist aus guten Vorsätzen und Irrtümern gemacht; sie besteht darin, immer, immer wieder neu anzufangen. Dafür sollte man sich nicht schämen! Das ist der Weg… Und genau dieses Immer-wieder-von-vorn-Anfangen und die Bekehrung zur Geschwisterlichkeit ist ein klares Zeugnis für das Evangelium – mehr als noch so viele Predigten.“

Franziskus bei einer Audienz an diesem Donnerstag
Franziskus bei einer Audienz an diesem Donnerstag

Der Teufel kommt durch die Tasche...

Richtig ausführlich ging Franziskus in seiner Ansprache auf finanzielle Fragen ein. Wirtschaftliche Aktivitäten von Orden und Klöstern müssten immer danach geprüft werden, ob sie der Sendung und dem eigentlichen Charisma der Gemeinschaft dienen – sie seien „kein Selbstzweck, sondern auf ein spirituelles Ziel hingeordnet“. Man müsse sich auch immer fragen, welche Folgen bestimmte wirtschaftliche Entscheidungen, die man treffe, für die Menschen in der Umgebung hätten.

„Wenn in einem Orden – oder auch in einem Bistum – das Wirtschaftliche die Oberhand gewinnt, dann vergisst man die Menschen und auch das, was Jesus gesagt hat: dass man nämlich nicht zwei Herren dienen kann. Entweder dienst du Gott oder – da würde man denken, er würde sagen: ‚oder dem Teufel‘. Aber er sagt nicht ‚Teufel‘, er sagt auch nicht ‚Geld‘. Er zielt auf die Götzenanbetung des Geldes. Das entfernt uns von der wahren Berufung… Seid vorsichtig. Der Teufel kommt normalerweise durch die Tasche…“

Außerdem seien bei solchen wirtschaftlichen Entscheidungen auch die möglichen Folgen für die Umwelt zu bedenken, so Franziskus.

(vatican news – sk)

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22. September 2022, 11:42