Papst über Edith Bruck: „Die Hoffnung kehrt immer wieder zurück“
„Wie wichtig ist es, dass die Erinnerung nicht verloren geht! Wir brauchen Menschen, die, und sei es nur durch ihr Leben, die Erinnerung lebendig halten, ihr Feuer am Brennen halten“, schreibt der Papst in seinem auf Italienisch verfassten Text. Das Vorwort leitet das Buch „Ich bin Franziskus“ ein, das am Donnerstag im italienischen Verlag „La nave di Teseo“ herauskam. Die in Rom lebende ungarisch-italienische Schriftstellerin Bruck berichtet darin vom Besuch des Papstes im Februar 2021 bei ihr zu Hause. Franziskus hatte sie kontaktiert und um ein Treffen gebeten, auf das weitere folgten – es entstand eine Freundschaft.
Lichtpunkte im Dunkeln finden
Seine Visite bei Bruck schildert der Papst in dem Vorwort als „emotionalen Besuch“. „Eine lebendige Erinnerung, das war es, was ich vor Augen hatte: in dieser schlanken und eleganten neunzigjährigen Dame, die mit der Kraft ausgestattet war, die es ihr erlaubte zu weinen, die das Geschenk der Tränen willkommen hieß und sich nicht dagegen wehrte, sah ich eine lebendige Erinnerung, eine Person“, erinnert sich Franziskus an die erste Begegnung mit Bruck von 2021. Bruck hat ihre Holocaust-Erfahrung als Schriftstellerin literarisch verarbeitet. Ihr Zeugnis und ihre Werke sind ein Mahnmal - bis heute. Besonders beeindrucke ihn an Bruck, dass sie es geschafft habe, „in ihrem Leben und dann auch in ihrem literarischen Werk mehrere ,Lichtpunkte` in einem der dunkelsten Abgründe der menschlichen Geschichte zu finden", so Franziskus.
Eine hoffnungsvolle Begegnung
Die Begegnung mit Bruck habe ihm selbst „so viel Kraft und Hoffnung und ein Gefühl der Dankbarkeit und des Vertrauens gegeben“, schreibt der Papst weiter. Er hoffe, dass sich diese positiven Gefühle auf die Leser von Brucks Buch übertragen könnten, ergänzt er. „Der Mensch ist etwas Zartes, Zerbrechliches, immer bereit zu zerbrechen, zu verfallen, zu degenerieren. Aber manchmal kommt es auch vor, dass wir auf Menschen treffen, wie im Fall von Frau Edith, die uns zeigen, dass sie ungeahnte Ressourcen besitzen, eine Kraft, die aus dem Nichts kommt, die alle Widrigkeiten überwindet und uns erlaubt, menschlich zu bleiben.“
Franziskus hatte Bruck am 27. Januar 2022 im Vatikan empfangen. Auch davon erzählt er in seinem Vorwort: „In der Zwischenzeit hatte sich die Weltlage verändert, und auch in Europa wehte wieder der Wind des Krieges. Frau Edith kam mich mit ihrer treuen Helferin Olga, einer Ukrainerin, besuchen, mit der wir unweigerlich über die Geschehnisse an der Grenze dieses nun gepeinigten Landes sprachen.“ Die beiden Frauen hätten ihm selbst gebackenes Brot mitgebracht, das sie im vatikanischen Gästehaus Santa Marta gemeinsam aßen, berichtet der Papst.
Als Menschheit anfangen, etwas gemeinsam zu tun
„Vielleicht ist kein Brot jemals endgültig verloren, es kann immer wieder zurückgewonnen werden. Die Hoffnung kehrt immer wieder zurück und überrascht uns immer wieder“, stellt Franziskus, ausgehend von dem Gastgeschenk, einen Bezug zu Brucks Buch „Das verlorene Brot“ her. Darin erzählt die Autorin vom Schicksal ihrer Familie und ihrem Überleben. In Santa Marta habe er gemeinsam mit den Frauen gegessen, so Franziskus weiter. Und er zeichnet ein hoffnungsvolles Bild von dieser besonderen, geschwisterlichen Begegnung: „Das nicht mehr verlorene Brot lag nun in unseren Händen. Wir haben es gemeinsam gebrochen und etwas davon gegessen. Eine einfache, menschliche Geste. Wie ein Gebet. (…) Vielleicht können wir so wieder anfangen, wieder als Menschheit anfangen, etwas gemeinsam zu tun, vielleicht das Einfachste, uns zu ernähren.“
(vatican news - pr)
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