Papst-Plädoyer für eine Heiligkeit mit Sinn für Humor
Heiligkeit sei nicht nur einigen wenigen vorbehalten, dies habe schon das Zweite Vatikanische Konzil mit einem eigenen Kapitel in Lumen gentium erkannt, betonte Franziskus vor seinen Besuchern, die sich in den vergangenen Tagen auf Einladung des Dikasteriums für Selig- und Heiligsprechungen mit der Frage nach „Heiligkeit heute“ befasst hatten. Mit Blick auf die in der Konzilskonstitution verankerte Feststellung, dass in der Kirche „alle zur Heiligkeit berufen“ seien (vgl. N. 39), sei es auch heute wichtig, die Heiligkeit im Volk Gottes zu entdecken, unterstrich der Papst:
„In den Eltern, die mit Liebe die Kinder aufziehen, in den Männern und Frauen, die ihre tägliche Arbeit mit Engagement verrichten, in den Menschen, die unter einer Behinderung leiden, in den älteren Menschen, die weiterhin lächeln und Weisheit anbieten.“ Dieses Zeugnis eines christlichen Lebenswandels sei für uns alle „eine Einladung, persönlich auf den Ruf zur Heiligkeit zu antworten“, betonte Franziskus: „Es sind Heilige von nebenan, die wir alle kennen“.
Heilige stammen nicht aus einer Parallelwelt
Und inmitten dieser Vielfalt fänden sich die Menschen, die die Kirche durch Kanonisierung zu Vorbildern erhoben habe und als Fürsprecher und Lehrer würdige, aber die auch daran erinnerten, dass es „möglich und schön ist, das Evangelium in seiner Fülle zu leben“: „Die Heiligkeit ist in der Tat kein Programm von Anstrengungen und Entsagungen, sie ist keine ,spirituelle Gymnastik‘, nein, sie ist etwas anderes; sie ist vor allem die Erfahrung, von Gott geliebt zu sein, seine Liebe, seine Barmherzigkeit, unentgeltlich zu empfangen.“
Ohne diese Freude werde der Glaube zu einer „bedrückenden und traurigen Übung; aber man wird nicht heilig mit einem ,langen Gesicht‘: es braucht ein freudiges und für die Hoffnung offenes Herz“, schrieb der Papst seinen Gästen ins Stammbuch. Der eben selig gesprochene Johannes Paul I. sei ein gutes Beispiel für diese Heiligkeit „voller guter Laune“, während der selige Carlo Acutis ein Modell christlicher Freude für die jungen Menschen darstelle, so Franziskus weiter. Auch die „perfekte Fröhlichkeit“ des hl. Franz von Assisi erbaue uns stets in ihrer „evangelischen Widersprüchlichkeit“, führte der Papst einige Modelle an.
Doch diese Heiligen stammten nicht aus einer „Parallelwelt”, sondern deren Heiligkeit entfalte sich inmitten des konkreten Lebens der christlichen Gemeinschaften, betonte Franziskus.
Auch auf den „Ruf der Heiligkeit“, eigentliche Voraussetzung für die Einleitung eines Prozesses, ging der Papst in seiner Ansprache ein. Zwar könnten in den heutigen digitalen und sozialen Medien auch Informationen zur Heiligkeit des Lebenswandels von Kandidaten für eine Selig- oder Heiligsprechung gefunden werden, räumte Franziskus ein. Doch er warnte gleichzeitig davor, dass diese auch „Verzerrungen und Irreführungen“ beinhalten könnten, hinter denen „wenig edle Interessen“ stünden.
„Der Ruf der Heiligkeit kommt in erster Linie nicht von der Hierarchie, sondern von den Gläubigen. Das Volk Gottes, in seinen verschiedenen Bestandteilen, ist der Protagonist der fama sanctitatis, also der unter den Gläubigen allgemein geteilten und verbreiteten Meinung über die Integrität des Lebens einer Person, die als Zeuge Christi und der Seligpreisungen angesehen wird.“
Allerdings sei sicherzustellen, dass dieser Ruf der Heiligkeit sich spontan verbreitet habe und ausdauernd sei, also nicht den „Moden des Augenblicks“ unterworfen, mahnte der Papst.
„Liebe Brüder und Schwestern, die Heiligen sind wertvolle Perlen; sie sind immer lebendig und aktuell, sie verlieren nie an Wert, weil sie einen bezaubernden Kommentar zum Evangelium darstellen.“
Mit ihrem vorbildhaften Leben, das praktisch einem „Katechismus aus Bildern“ entspreche, könnten sie dabei helfen, den „Glauben wiederzubeleben, die Hoffnung zu schüren und die Nächstenliebe zu entzünden“, unterstrich der Papst, bevor er seinen Gästen zum Abschluss noch ein Gebet ans Herz legte, das dem heiligen Thomas Morus zugeschrieben wird und in dem mit Sinn für Humor konkrete Gnaden erbeten werden.
Seit 40 Jahren tägliches Gebet
Er selbst bete das Gebet seit 40 Jahren täglich, unterstrich Franziskus: „Es ist kurios, er erbittet etwas für die Heiligkeit, aber er beginnt mit den Worten: ,Herr, gib mir eine gute Verdauung und gib mir etwas zu verdauen‘. Er wird konkret, doch er zieht seinen Humor gerade daraus.“
Es gehe darum, das Leben mit einem Sinn für Humor zu genießen zu wissen, denn „den Teil des Lebens zu nehmen, der einen zum Lachen bringt, befreit die Seele“. Das Gebet finde sich in der Note 101 seiner Apostolischen Exhortation Gaudete et exsultate, und er empfehle es ihnen für ihr eigenes Gebet, gab Franziskus seinen Besuchern – und darüber hinaus - mit auf den Weg.
(vatican news - cs)
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