Papst Franziskus in Bahrain: „Alle sind Propheten“
Der „Compound“ der Kirche, zu dem auch eine Schule gehört, liegt zwischen Supermärken, einem Möbelhaus und dem „Abu-Hussain-Grill“. Der Papst traf in dem eher nüchternen Bau, der so auch in Recklinghausen stehen könnte, Seelsorgende aus der ganzen Region.
Zwischen Möbelhaus und Grill-Restaurant
Im Bischofsvikariat von Nord-Arabien, zu dem Bahrain gehört, arbeiten etwa sechzig Priester und über 1.300 Katecheten. Sie stehen im Dienst von gut zwei Millionen Katholiken in Bahrain, Kuwait, Qatar und Saudi-Arabien. Diese Ortskirche ist alles mögliche, nur nicht einheimisch: In der Regel besteht sie aus Filipinos, die als Gastarbeiter an den Golf gekommen sind. Im islamischen Königreich Bahrain selbst gibt es zwanzig Priester und acht Ordensleute – für etwa 80.000 Katholiken.
Wie die Seelsorgerin Chris Noronha, die immerhin in Bahrain geboren und in der Herz-Jesu-Kirche getauft wurde, dem Papst und den etwa 500 anwesenden Kirchenvertretern erklärte, ist das Leben vieler Migranten nicht leicht: „Sie haben ihre Familien in der Heimat zurückgelassen und arbeiten, um ihre Lieben von ferne zu unterstützen“.
Auch Bischof Paul Hinder – der Schweizer Kapuziner ist Apostolischer Administrator von Nord-Arabien – wies den Papst auf die Schwierigkeiten und Herausforderungen der „Wanderkirche“ und „Migrantenkirche“ hin. „Viele von ihnen haben täglich zu kämpfen, tun dies aber in tiefem Glauben und im Vertrauen darauf, dass wir alle in den Händen unseres himmlischen Vaters sind“.
In „einigen Ländern“ der Region gebe es „Einschränkungen in Bezug auf Religionsfreiheit, Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen“, führte Hinder aus; das deutete natürlich vor allem auf das benachbare Saudi-Arabien, in dem es für Nicht-Muslime keine Religionsfreiheit gibt. „Doch obwohl wir eine wandernde Kirche in der Wüste sind, sind wir dankbar für positive Erfahrungen und Begegnungen an unerwarteten Orten, die uns gezeigt haben, dass der Herr in unserer Mitte ist.“
Eine Kirche aus vielen Gesichtern
„Es ist schön, einer Kirche anzugehören, die sich aus verschiedenen Geschichten und Gesichtern zusammensetzt“, sagte Franziskus. „Und diese Vielfalt – ich habe sie in diesen Tagen gesehen – ist der Spiegel dieses Landes, der Völker, die es besiedeln, aber auch der Landschaft, die es prägt…“
Weil unter den Anwesenden auch Libanesen waren, betete der Papst, der häufig von seinem Wunsch zu einer Reise in den Libanon spricht, ganz besonders für „dieses geliebte Land, das so ermattet und geplagt ist“. Weitere Gedanken galten der „gemarterten Ukraine“ und Äthiopien – dort wurde unlängst ein Waffenstillstands-Abkommen unterzeichnet, das Franziskus als „eine Hoffnung“ bezeichnete.
„Freude, Einheit und Prophetie“
In seiner Ansprache rief der Besucher aus Rom die Katholiken am Golf zu „Freude, Einheit und Prophetie“ auf. Es sei „von wesentlicher Bedeutung, dass in den christlichen Gemeinschaften die Freude nicht verschwindet und dass sie geteilt wird; dass wir uns nicht darauf beschränken, Gesten aus Gewohnheit, ohne Begeisterung und ohne Kreativität zu wiederholen. Im Gegenteil, wir würden den Glauben verlieren und eine langweilige Gemeinschaft werden…“
Einheit und Geschwisterlichkeit seien, so fuhr der Papst fort, gerade in einer Ortskirche der „unterschiedlichen Herkünfte, Sensibilitäten und Anschauungen“ wichtig. „Dies ist die Stärke der christlichen Gemeinschaft, das erste Zeugnis, das wir der Welt geben können. Versuchen wir Hüter und Erbauer der Einheit zu sein! Um im Dialog mit anderen glaubwürdig zu sein, sollten wir geschwisterlich miteinander umgehen.“
Franziskus ließ erkennen, dass ihm die Einheit der Katholiken am Golf vor allem mit Blick auf den Dialog mit der islamischen Mehrheits-Gesellschaft am Herzen liegt. „In der multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft“ sollten Christen „immer zugunsten des Dialogs“ auftreten, „immer, als Stifter von Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern anderer Glaubensrichtungen und mit den Brüdern und Schwestern anderer Konfessionen“.
Sich die Hände schmutzig machen
Er erwarte sich von allen Katholiken prophetisches Engagement, erklärte der Papst mit Nachdruck. „Alle Getauften haben den Geist empfangen und alle sind Propheten. Deshalb können wir nicht so tun, als würden wir die Werke des Bösen nicht sehen und im ‚ruhigen Leben‘ verharren, um uns nicht die Hände schmutzig zu machen. Früher oder später muss ein Christ sich die Hände schmutzig machen, um sein christliches Leben zu leben und Zeugnis zu geben!“
Das Gebetstreffen in der „Sacred Heart“-Kirche in der Hauptstadt war Franziskus‘ letzter Termin in Bahrain. Am Sonntagabend wird er in Rom zurückerwartet. Die 39. Auslandsreise von Franziskus war gleichzeitig erst die zweite Visite eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel; 2019 hatte Franziskus die Vereinigten Arabischen Emirate besucht.
(vatican news – sk)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.