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Benedikt XVI. (Archivbild) Benedikt XVI. (Archivbild) 

Sorge um Benedikt XVI.

Der Aufruf von Papst Franziskus am Mittwoch, für seinen schwerkranken Vorgänger Benedikt XVI. zu beten, hat weltweit großes Echo ausgelöst. Viele beten für den emeritierten Papst, viele bangen um ihn. Wie steht es um den Gesundheitszustand des 95-Jährigen?

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Was weiß man genau darüber, wie es Benedikt geht?

Am frühen Donnerstag Nachmittag hat ein kurzes Statement des vatikanischen Presseamts Neues mitgeteilt. „Der emeritierte Papst hat letzte Nacht gut schlafen können, er ist vollkommen wach und geistig präsent. Auch wenn sein Gesundheitszustand ernst bleibt, ist die Lage im Moment stabil. Papst Franziskus erneuert den Aufruf, für ihn zu beten und ihn in diesen schwierigen Stunden zu begleiten.“

Weitere Informationen gibt es nicht. Der Vatikan hatte am Mittwochmittag wissen lassen, der Gesundheitszustand des emeritierten Papstes habe sich deutlich verschlechtert, die Ärzte beobachteten die Lage, und im Moment sei sie unter Kontrolle. Von dem neuen Statement abgesehen, hat man aus dem früheren Kloster „Mater Ecclesiae“, in dem Benedikt seit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 zurückgezogen lebt, nichts Weiteres gehört.

Schon länger ist bekannt, dass der emeritierte Papst fast nicht mehr sprechen kann; jetzt ist von schweren Atemproblemen die Rede. Benedikt selbst hat noch im Frühjahr geschrieben, er werde bald vor den „ewigen Richter“ treten – darauf bereitet er sich ja nach eigenen Angaben schon seit Jahren vor.

Radio Vatikan Podcast: Kollegengespräch mit Stefan von Kempis - Wie geht es dem emeritierten Papst Benedikt XVI.

Wie reagieren die Menschen im Vatikan und in Rom darauf?

Für viele von uns ist es ein Déjà-vu, es erinnert uns an 2005, an das lange Sterben von Johannes Paul II. Viele sind besorgt und fragen uns vom deutschen Programm von Radio Vatikan, weil wir ja immer eine besondere Beziehung zu diesem Papst und diesem Pontifikat hatten, aber leider wissen wir auch nicht mehr als andere. Auf dem Petersplatz ist das Bild weihnachtlich-normal: Pilger und Touristen streifen über die Piazza, viele bleiben an der Krippe vor dem Obelisken stehen. Bestimmt beten auch viele im Stillen hier für Benedikt, der so oft in seiner Zeit als Papst 2005-13 hier auf dem Petersplatz die Messe gefeiert hat. Aber es ist, bisher jedenfalls, keine Aufregung zu spüren. Auch rund um Benedikts Residenz in den Vatikanischen Gärten ist dem Vernehmen nach alles wie immer, durch die Gärten ziehen die üblichen Grüppchen von Touristen.

Benedikt XVi. 2005 nach seiner Wahl
Benedikt XVi. 2005 nach seiner Wahl

Wer kümmert sich denn um den emeritierten Papst?

Er hat natürlich seinen Adlatus in der Nähe, Erzbischof Georg Gänswein. Der Schwarzwälder war schon Sekretär Joseph Ratzingers, als dieser noch Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation war, stand ihm dann als Sekretär in der Papst-Zeit zur Seite und lebt mit ihm seit zehn Jahren, seit dem Rückzug Benedikts aus dem Papstamt, in dem früheren Klostergebäude in den Gärten, mit herrlichem Blick auf die Peterskuppel. Außerdem sind noch vier Frauen mit in der Residenz, die das tägliche Leben und den Haushalt am Laufen halten; es sind sogenannte „Memores“, also Mitglieder eines religiösen Laienverbands.

Was waren die letzten Nachrichten, die man von Benedikt vor seiner jetzigen Erkrankung hatte?

Von Anfang Dezember gibt es ein Foto des emeritierten Papstes, wie er in seiner Residenz die Preisträger des Ratzinger-Preises empfängt; da sieht man ihm schon sein hohes Alter an. Erzbischof Gänswein hat schon vor Jahren die Metapher gebraucht, Benedikt verlösche allmählich wie eine heruntergebrannte Kerze. Ende November war Gänswein bei uns in der Radio-Vatikan-Kapelle zu Besuch und erzählte, dass Benedikt geistig völlig klar sei, aber fast nicht mehr sprechen könne und tagsüber immer wieder mal einschlafe. Benedikt XVI. sei aber weiterhin sehr humorvoll, das helfe ihm angesichts seiner Gebrechen.

Der emeritierte und der amtierende Papst - Aufnahme vom Februar 2022
Der emeritierte und der amtierende Papst - Aufnahme vom Februar 2022

Wie waren eigentlich die Reaktionen auf Franziskus‘ Aufruf vom Mittwoch, für seinen erkrankten Vorgänger zu beten?

Es gab sehr viele Solidaritätsbekundungen aus allen Teilen der Welt. Bischofskonferenzen versprachen ihr Gebet, einzelne Bischöfe twitterten; besonders ausführlich schrieb übrigens der Kiewer Großerzbischof Schewtschuk, der den emeritierten Papst noch vor kurzem besucht hat. Eine schöne Geste: Bischof Georg Bätzing von Limburg, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, hat ein Gebet für Benedikt XVI. geschrieben, man findet es auf der der Internetseite des Bistums. Darin heißt es: „Steh ihm in seiner Krankheit und Schwäche bei. Lass ihn deine tröstende Nähe erfahren. Trage ihn, stärke ihn und zeige dich ihm als Licht in dunklen Stunden, das Hoffnung schenkt. Lass ihn die Verbundenheit so vieler Menschen spüren, die nun im Gebet für ihn eintreten. Wende dich ihm zu in deiner Güte und Menschenfreundlichkeit. Und wie du selbst mit großem Vertrauen gesprochen hast, so lass auch uns beten: Vater, dein Wille geschehe.“ Damit hat Bätzing wohl in Worte gefasst, was viele Menschen in Deutschland, in Rom und weltweit jetzt beten und denken.

*Stand 29.12.2022, 14.30 Uhr

(vatican news – sk)
 

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29. Dezember 2022, 09:48