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Ein Archivbild des ehemaligen Papstes vom 23. Juli 2023 Ein Archivbild des ehemaligen Papstes vom 23. Juli 2023 

Reaktionen zum Tod von Papst em. Benedikt XVI.

Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat weltweit Trauer und Betroffenheit ausgelöst. Insbesondere in den Reaktionen aus dem deutschen Sprachraum wird die Verbundenheit mit dem Verstorbenen hervorgehoben.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, würdigte in einer ersten Reaktion am Samstagvormittag den emeritierten Papst aus Bayern einen „beeindruckenden Theologen“ und „erfahrenen Hirten“. In diesem Zusammenhang verlieh er auch seinem Respekt vor dessen Rücktrittsentscheidung 2013 Ausdruck.

Benedikt XVI. sei eine Persönlichkeit gewesen, die „der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt“ und die Stimme des Evangeliums auch dann hörbar gemacht habe, wenn dies ungelegen gekommen sei, so Bischof Bätzing, der das „theologische Denkvermögen“, die „politische Urteilskraft“ und den „persönlichen Umgang mit vielen Menschen“, die Papst Benedikt XVI. ausgezeichnet hätten, hervorhob. Mit „hohem Respekt“ denke er an seine „mutige Entscheidung“, 2013 vom Amt des Papstes zurückzutreten.

Offene Fragen und Dankbarkeit

In seinem Nachruf geht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auch auf das Münchner Missbrauchsgutachten ein, das im vergangenen Februar veröffentlicht worden war und das in der ehemaligen Diözese des späteren Papstes für Erschütterung gesorgt hatte. Papst em. Benedikt habe derzeit einen Brief verfasst, in dem er bei den Opfern um Verzeihung gebeten habe – „und doch blieben Fragen offen“, so Bätzing.

Als Kirche in Deutschland denke man dennoch „dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt. Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt – und der Mensch Joseph Ratzinger – ist von uns gegangen. In dieser Stunde des Abschieds bete ich für ihn und empfehle ihn der Barmherzigkeit Gottes,“ so Bätzing.

Betroffenheit in München

Insbesondere das Erzbistum München und Freising, das Josef Ratzinger als Erzbischof zwischen Mai 1977 und Februar 1982 geleitet hatte, trauert um den emeritierten Papst. „Mit seinem Denken" habe er die Kirche und Theologie „nachhaltig geprägt“, so der Nachruf aus München. Das Wort von Benedikt XVI. habe „weltweit Aufmerksamkeit auch bei Angehörigen anderer Religionen, in Politik und Gesellschaft“ gefunden, hieß es in der Aussendung von diesem Samstag. 

Der aktuelle Erzbischof der Diözese, Kardinal Reinhard Marx, würdigte in der Mitteilung Benedikt XVI. als „großen Papst, der sein Hirtenamt stets mit Freimut und starkem Glauben ausübte“. Als Theologe habe er die Kirche „lange und nachhaltig“ geprägt. Wie er selbst in vielen persönlichen Begegnungen immer wieder erfahren durfte, sei der emeritierte Papst dem Erzbistum als „Priester, Professor, Erzbischof, Kardinal oder Papst“ immer nahegestanden und habe Strahlkraft weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus gehabt.

„Vor allem der Besuch Papst Benedikts XVI. in seinem ehemaligen Erzbistum im September 2006 erfüllt immer noch viele Menschen mit Freude und wohl auch ein wenig Stolz“, erinnert Kardinal Marx, der die „Intellektualität und eine tiefe, ehrliche Frömmigkeit“ seines Vorgängers auf dem Stuhl des Erzbischofs würdigte. Dabei sei er „stets bescheiden“ geblieben und habe „immer das Amt, nicht die Person“ in den Vordergrund gestellt. „Das Erzbistum München und Freising und die Freisinger Bischofskonferenz werden die Erinnerung an den emeritierten Papst Benedikt XVI. lebendig halten und für ihn beten“, so das abschließende Versprechen des Kardinals.

Würdigung durch Laienvertreter

In die Würdigung des ehemaligen Erzbischofs von München und Freising und emeritierten Papstes stimmten auch die katholischen Laienvertreter des Bistums ein. Mit Bezug auf einen gern genutzten Ausdruck von Benedikt XVI. brachte der Vorsitzende der Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising seine aufrichtige Anteilnahme zum Tod des emeritierten Papstes zum Ausdruck. Nun habe das „bayerische Herz“ in Rom aufgehört zu schlagen, so Armin Schalk: „Die Katholiken in der Erzdiözese München und Freising trauern um Joseph Ratzinger und sagen ein herzliches ‚Vergelt’s Gott‘ für sein Wirken im Erzbistum und in der Weltkirche.“ Die Menschen in München und Oberbayern seien nach der Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. „in tiefer Trauer“.

Der Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising ist die demokratisch gewählte Vertretung der in Katholikenräten, Verbänden und Initiativen aktiven katholischen Personen. Er ist damit das oberste Laiengremium in der Erzdiözese München und Freising.

„Vordenker in vielen Bereichen der katholischen Theologie“

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern wiederum würdigte den Verstorbenen als „Vordenker in vielen Bereichen der katholischen Theologie“. Der Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer, betonte, die Vereinigung werde dem „bayerischen Papst“, der seiner Heimat „stets verbunden“ gewesen sei, ein „ehrendes Gedenken“ bewahren. Auch wenn es in den vergangenen Jahren „vermehrt Kritik“ an dem Verstorbenen gegeben habe, was „seine Rolle in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche oder auch bezüglich der Katholischen Integrierten Gemeinde“ betreffe, so seien es hoffentlich „andere Dinge, die den Menschen von ihm in Erinnerung bleiben werden“, so der Vertreter des Laienkomitees.

Begleiter und Vorbild

Auch in Österreich herrscht Betroffenheit über den Tod des emeritierten Papstes aus Deutschland. Wie Kardinal Christoph Schönborn von Wien, langjähriger Wegbegleiter des Verstorbenen, in einer ersten Reaktion unterstrich, denke er „mit großer Dankbarkeit“ an den emeritierten Papst: „Benedikt XVI. war mir als Theologe, Priester und Bischof ein Begleiter und Vorbild. Nun darf er, die Freundschaft Jesu, die er verkündet hat, in Fülle erfahren“, so der Kardinal, der in dem emeritierten Papst zunächst, als junger Theologe und Doktorand, einen „Lehrer“ erlebt habe. Dabei habe der ehemalige Professor seine Doktoranden „meisterhaft“ geführt, erinnert sich Schönborn für Radio Vatikan:

„Er war ein wirklicher Lehrer und Meister. Und für mich - ich schäme mich nicht, das zu sagen - war er auch eine echte väterliche Gestalt. Mit seiner Güte, seiner Klarheit, aber auch seinem hohen Anspruch war er für mich wirklich sehr maßgebend in meinem Leben.“ Dies gelte für seine Zeit als junger Theologe, aber auch später als Professor und als Bischof. Aus dieser „langen Verbundenheit“ von fast 50 Jahren sei dann auch eine wirkliche Freundschaft gewachsen. „Und diese Freundschaft ist für mich ein ganz großes Geschenk. Eine Verehrung, aber vor allem auch eine menschliche und christliche Nähe.“

Hören Sie Kardinal Schönborns Reaktion auf den Tod des Papstes im Audio

Die Nachricht vom Rücktritt Benedikt XVI. am 11. Februar 2013 sei zweifellos „ein Schock“ gewesen, so Schönborn. Doch habe er „vom ersten Moment an das Gefühl gehabt“, er habe „richtig gehandelt“: „Er weiß, was für ihn das Richtige ist und auch für die Kirche. Und er hat in aller Demut gesagt: Ich kann nicht mehr, die Aufgabe ist zu groß, es braucht jemand Jüngeren.“

Diese Demut sei ein „großer Akt“  in seinem Pontifikat gewesen, der auch das Bild des Papsttums verändert habe. Denn nun könne ein Papst, anstatt bis ins hohe Alter im Amt zu verbleiben, auch als Mensch sagen, dass er es nicht mehr schaffe: „Damit hat er eine Tür geöffnet, durch die nicht jeder seiner Nachfolger gehen muss, aber die er ermöglicht hat. Und das war sehr mutig und weitsichtig.“  

Trauerbeflaggung und Geläut in Österreich

Die Trauer in Wien wird auch sichtbar gemacht: wie die Agentur Kathpress unter Berufung auf den Dompfarrer Toni Faber meldete, erhält der Wiener Stephansdom zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. in diesen Stunden eine Trauerbeflaggung. An der Westfassade der Kathedrale wird ab frühem Samstagnachmittag eine 18 Meter lange Fahne in den Kirchenfarben Gelb-Weiß und ein sechs Meter langer Trauerflor hängen.

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes hatte am Samstagvormittag die Pummerin des Wiener Stephansdoms fünf Minuten lang geläutet. Auch die Glocken der anderen Domkirchen in ganz Österreich stimmten in das Trauergeläut ein, wie die Österreichische Bischofskonferenz bestätigte.

Dank und Würdigung

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner von Salzburg, hat seinerseits Dank und Würdigung für den Verstorbenen ausgesprochen. Joseph Ratzinger/Papst Benedikt sei in allen ihn übertragenen Aufgaben - vom Professor und Erzbischof bis hin zum Kardinal und Papsttum - stets ein „gläubiger Theologe mit einem tiefen und feinen Gespür für Wahrheit“ geblieben, schrieb der Salzburger Erzbischof in einer ersten Reaktion auf die Nachricht des Todes. Als sein Vermächtnis bleibe vor allem „seine Liebe zur Kirche und ihrer Lehre“, habe er es sich doch immer darum bemüht, „den Glauben der einfachen Gläubigen zu schützen und zu bewahren“.

„Ein gläubiger Theologe mit einem tiefen und feinen Gespür für Wahrheit“

Durchaus sei Benedikt auch für Überraschungen gut gewesen, verwies der Salzburger Erzbischof an den im Februar 2013 verkündeten Rücktritt des damaligen Papstes. So wenig man diesen Schritt zunächst auch verstanden habe, habe Benedikt XVI. damit dennoch das Papstamt „auf unvorstellbare Weise“ verwandelt und in das 21. Jahrhundert hineingeführt.

Letzte Begegnung

Lackner erinnerte in seinem Nachruf auch an die oftmaligen Begegnungen mit Benedikt XVI., erst zuletzt am 17. Dezember, einen Tag nach Abschluss des Ad-limina-Besuchs der österreichischen Bischöfe in Rom. Damals durfte der Salzburger Erzbischof mit dem emeritierten Papst die Heilige Messe feiern. „Seine Stimme war schwach, seine Aufmerksamkeit jedoch groß. Die Themen unseres Gesprächs waren Philosophie, Theologie und die Geschichte des Glaubens im Leben der Menschen“, berichtete Lackner. Damals wie auch schon bei jeder Begegnung davor habe er sich bei dem früheren Papst bedankt mit: „Danke, Heiliger Vater, für Ihr Zeugnis und besonders für Ihr theologisches Schrifttum.“

Angesichts der Nachricht vom Tod des emeritierten römischen Pontifex bekundete Lackner „tiefe Anteilnahme, Trauer, aber große Dankbarkeit für die vielen Jahre, die er in dieser Welt und in der Kirche wirkte". Der Salzburger Erzbischof rief von Benedikt XVI. gegen Ende seines Lebens formulierte Worte in Erinnerung, wonach er "fest darauf vertraue, dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder", der das menschliche "Ungenügen schon selbst durchlitten" habe - und daher keine Furcht vor dem Tod verspürt habe. Nach Benedikts Tod möge Gott, so Lackners Bitte, ihm seinen Einsatz nun vergelten.

Schweiz: Eine Fürbitte für den Verstorbenen

Der Generalvikar des Bistums Basel, Markus Thürig, rief dazu auf, in den Gottesdiensten eine Fürbitte für den verstorbenen Papst zu beten. Thürig verwies auf Benedikts 2005 veröffentlichte Enzyklika „Deus caritas est“. Diese beginnt mit dem ersten Johannesbrief: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ 

Hier werde die Mitte des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und das daraus folgende Bild des Menschen „in einzigartiger Klarheit ausgesprochen“, schrieb Thürig. Weiter zitiert er Benedikt mit den Worten: „Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und ihr geglaubt.“

Thürig betet für Benedikt XVI. mit den Worten: „Möge der verstorbene Benedikt XVI. nun dieser Liebe von Angesicht zu Angesicht begegnen und den vollendeten Frieden empfangen, den der christliche Glaube bekennt und erhofft.“

„Generationen von Theologen inspiriert und beeinflusst“

Bereits zuvor hatte der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, zu Gebeten für Papst Benedikt XVI. aufgerufen. Er würdigte den „gutüberlegten Rücktritt“ von Benedikt XVI. im Jahre 2013, anhand dessen die „Glaubensgröße“ Josef Ratzingers „besonders deutlich“ geworden sei. Sein theologisches Wirken werde auch nach seinem Tod in seiner „ganzen Tragweite“ bestehen bleiben, würdigte der Bischof von Chur. Das geistige Erbe des Verstorbenen habe die Kirche geprägt. Persönlich sei für ihn die „Einführung in das Christentum“ für seinen priesterlichen Weg „ausschlaggebend“ gewesen, so Bischof Bonnemain, der darauf hinweist, wie viele Menschen dank Ratzingers Wirken die „Grundgedanken der Ekklesiologie des 2. Vatikanischen Konzils“ besser erfassen konnten. Benedikt XVI. habe „Generationen von Theologen inspiriert und beeinflusst“: „Gott möge diesen grossen theologischen Denker am Ende seines irdischen Pilgerweges entsprechend belohnen“, so der Churer Bischof.

- Artikel wird laufend aktualisiert - 

(PM/kap/kna - cs)

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31. Dezember 2022, 11:28