Wortlaut: Papst Franziskus bei der Generalaudienz
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Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen und nochmals frohe Weihnachten!
Diese liturgische Zeit lädt uns ein, innezuhalten und über das Geheimnis von Weihnachten nachzudenken. Und da sich heute der Todestag des heiligen Franz von Sales, Bischof und Kirchenlehrer, zum 400. Mal jährt, können wir uns an einigen seiner Gedanken orientieren. In diesem Zusammenhang freue ich mich, ankündigen zu können, dass heute ein Apostolisches Schreiben zum Gedenken an diesen Jahrestag veröffentlicht wird. Es trägt den Titel „Alles gehört der Liebe“ und greift damit einen charakteristischen Ausdruck des heiligen Bischofs von Genf auf. So schreibt er in seiner Abhandlung über die Liebe Gottes: „In der heiligen Kirche gehört alles zur Liebe, lebt in der Liebe, geschieht durch die Liebe und kommt aus der Liebe“. Wenn wir doch alle auf dieser so schönen Straße der Liebe vorangehen könnten!
Versuchen wir also, das Geheimnis der Geburt Jesu ein wenig zu vertiefen, und zwar in Begleitung des heiligen Franz von Sales.
In einem seiner zahlreichen Briefe an die heilige Jeanne Frances de Chantal schreibt er: „Es scheint mir, Salomo auf seinem großen Thron aus Elfenbein, vergoldet und geschnitzt, zu sehen, der in keinem Königreich seinesgleichen hatte, wie die Heilige Schrift sagt (1. Könige 10,18-20); kurz gesagt, jenen König zu sehen, der an Herrlichkeit und Pracht nicht seinesgleichen hatte (vgl. 1. Könige 10,23). Aber hundertmal lieber würde ich das liebe Kind in der Krippe sehen als alle Könige auf ihren Thronen.“
Schön, was er da gesagt hat: Jesus, der König des Universums, saß nie auf einem Thron, nie. Er wurde in einem Stall geboren, in Windeln gewickelt und in eine Krippe gelegt; und schließlich starb er am Kreuz und wurde, in ein Leintuch gewickelt, ins Grab gelegt.
Der Evangelist Lukas legt bei der Schilderung der Geburt Jesu tatsächlich großen Wert auf die Details der Krippe. Das bedeutet, dass es nicht nur als logistisches Detail, sondern auch als symbolisches Element sehr wichtig ist, zu verstehen, was für ein Messias derjenige ist, der in Bethlehem von der Jungfrau Maria geboren wurde.
Wer ist Jesus? Blicken wir auf die Krippe, blicken wir auf das Kreuz, blicken wir auf sein Leben - dann können wir verstehen, wer Jesus ist. Jesus ist der Sohn Gottes, der uns rettet, indem er Mensch wird, seine Herrlichkeit ablegt und sich selbst erniedrigt (vgl. Phil 2,7-8). Wir sehen dieses Geheimnis ganz konkret im Mittelpunkt der Krippe, nämlich in dem Kind, das in einer Krippe liegt. Dies ist „das Zeichen“, das Gott uns an Weihnachten gibt: Es galt damals den Hirten in Bethlehem (vgl. Lk 2,12), es gilt heute und es wird immer gelten. Die Engel verkünden die Geburt Jesu, sie sagen, ,ihr werdet ein Kind finden in einer Krippe‘, das Signal. Der Thron Jesu ist entweder die Krippe oder die Straße, auf der er predigte, oder das Kreuz, das ist der Thron unseres Königs.
Dieses Zeichen zeigt uns den Stil Gottes. Was ist der Stil Gottes? Vergessen wir es nie: der Stil Gottes ist Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit. Unser Gott ist nah, voller Mitgefühl und zärtlich. Mit diesem Stil zieht Gott uns an sich. Er erobert uns nicht mit Gewalt, er zwingt uns nicht seine Wahrheit und Gerechtigkeit auf. Er macht keinen Proselytismus, nein. Er will uns anziehen mit Liebe, mit Zärtlichkeit, mit dem Mitgefühl.
In einem anderen Brief an eine Ordensfrau, wiederum im Zusammenhang mit Weihnachten, schreibt Franz von Sales: „Der Magnet zieht das Eisen an, und der Bernstein zieht das Stroh und das Heu an. Ob wir nun Eisen sind, weil wir hart sind, oder Stroh, weil wir schwach sind, wir müssen uns von diesem himmlischen Kind anziehen lassen“. Unsere Kräfte, unsere Schwäche, all das löst sich auf im Angesicht der Krippe, im Angesicht Jesu, des armen Jesus. Gott in seinem Stil der Nähe, des Mitgefühls, der Zärtlichkeit. Gott hat ein Mittel gefunden, um uns anzulocken, wie auch immer wir sind: mit Liebe. Keine besitzergreifende und selbstsüchtige Liebe, wie sie leider so oft bei Menschen vorkommt. Seine Liebe ist reines Geschenk, reine Gnade, sie ist alles und sie ist ganz für uns, zu unserem Besten. Und so zieht er uns mit dieser waffenlosen und entwaffnenden Liebe an. Sehen wir diese Einfachheit Jesu, da müssen auch wir die Waffen strecken, der Arroganz und Heil und Erbarmen für unser Leben erbitten. Vergessen wir nicht den Thron Jesu, die Krippe und das Kreuz, das ist der Thron Gottes, das ist der Thron Jesu.
Ein weiterer Aspekt, der an der Krippe hervorsticht, ist die Armut, verstanden als Verzicht auf alle weltlichen Eitelkeiten. Wenn wir sehen, wie viel Geld aus Eitelkeit ausgegeben wird! So viele Anstrengungen und Bemühungen um der Eitelkeit willen! Franz von Sales schreibt: „Mein Gott, wie viele heilige Neigungen weckt diese Geburt in unseren Herzen! Vor allem aber lehrt sie uns den vollkommenen Verzicht auf alle Güter, auf allen Pomp [...] dieser Welt. Ich weiß es nicht, aber ich finde kein anderes Mysterium, in dem sich Zärtlichkeit und Strenge, Liebe und Trauer, Süße und Härte so gut vermischen“. All das sehen wir in der Krippe.
Ja, passen wir auf, dass wir nicht in die weltliche Karikatur von Weihnachten abgleiten, die auf ein kitschiges, konsumorientiertes Fest reduziert wird. Es gibt ja fast ein zweites Weihnachten, das ist die weltliche Karikatur, die daraus ein kitschiges, konsumistisches Fest macht. Natürlich muss man feiern, aber das ist doch nicht Weihnachten, Weihnachten ist etwas anderes. Die Liebe Gottes ist nicht honigsüß, das zeigt uns die Krippe Jesu. Es handelt sich nicht um eine heuchlerische Güte, die das Streben nach Vergnügen und Bequemlichkeit überdeckt. Unsere Vorfahren, die den Krieg und auch den Hunger erlebt haben, wussten das gut: Weihnachten ist Freude und Fest, gewiss, aber in Einfachheit und Entbehrung.
Und lassen Sie uns mit einem Gedanken des heiligen Franz von Sales schließen, den ich auch in meinem Apostolischen Schreiben aufgegriffen habe. Er hat es Ordensfrauen - man stelle sich das vor! - zwei Tage vor seinem Tod diktiert, am 26. Dezember 1622. „Siehst du das Jesuskind in der Krippe? Es bekommt alle Unbill des Wetters zu spüren, die Kälte und alles, von dem der Vater zulässt, dass es ihm zustößt. Es lehnt die kleinen Tröstungen, die ihm seine Mutter gibt, nicht ab, und es steht nicht geschrieben, dass es jemals seine Hände ausgestreckt hätte, um die Brust seiner Mutter zu haben, sondern es überlässt alles ihrer Fürsorge und Voraussicht; so dürfen wir nichts begehren und nichts ablehnen und müssen alles ertragen, was Gott uns schickt, die Kälte und die Unbill des Wetters“.
Hier, liebe Brüder und Schwestern, liegt eine große Lehre, die uns vom Jesuskind durch die Weisheit des heiligen Franz von Sales vermittelt wird: nichts begehren und nichts ablehnen, alles annehmen, was Gott uns schickt. Aber seien Sie vorsichtig! Immer und nur aus Liebe, immer und nur aus Liebe, weil Gott uns liebt und immer nur unser Bestes will. Schauen wir auf die Krippe, schauen wir auf Jesus, sehen wir Ihn auf den grünen Straßen von Galiläa, wie er predigt, die Botschaft des Vaters. Und sehen wir Ihn auf seinem anderen Thron, am Kreuz. Das ist, was Jesus uns anbietet, das ist der Weg der Heiligkeit.
Ihnen allen und Ihren Familien und Kindern eine gute Weihnachtszeit und einen guten Jahresanfang, danke!
(vatican news - sk/pr)
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