Papst: Tue Du den ersten Schritt
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Papst Franziskus eröffnete bei seiner Generalaudienz eine neue Katechesereihe darüber, wie der Eifer für die Evangelisierung wiedergewonnen werden kann. Besonders ging er zum Start der Reihe auf das „Feuer des apostolischen Eifers" ein. Als geradezu emblematisches Beispiel dazu sieht Papst Franziskus die Stelle im Matthäus-Evangelium (Vgl. Mt 9,9-13), an der der Apostel selbst über seine Berufung berichtet:
„Alles beginnt mit Jesus, der „sah“ – so heißt es im Text - „einen Menschen“. Nur wenige sahen Matthäus so, wie er war. Sie kannten ihn als den, der „am Zoll“ saß (V. 9). Er war tatsächlich ein Zöllner, also einer der für das römische Reich, das Palästina besetzt hatte, die Abgaben eintrieb. Mit anderen Worten: Er war ein Kollaborateur, ein Volksverräter. Wir können uns vorstellen, welche Verachtung das Volk für ihn empfand: Er war ein Zöllner, so hieß das damals. Aber in den Augen Jesu war Matthäus ein Mensch, mit seinen Schwächen und Stärken."
Die Berufung des Apostels beginnt also damit, dass Jesus ihn mit dem Blick der Liebe ansieht, betonte der Papst und rief alle Christen auf, diesem Beispiel zu folgen:
„Dieser Blick ist der Beginn der Leidenschaft der Neuevangelisierung. Alles beginnt mit diesem Blick, den Jesus uns lehrt. Wir können uns fragen: Wie ist unser Blick auf die anderen? Wie oft sehen wir die Fehler der Menschen und nicht ihre Bedürfnisse; wie oft stecken wir die Menschen in eine Schublade für das, was sie tun oder denken! Auch als Christen sagen wir uns: Ist er einer von uns oder nicht? Das ist nicht der Blick Jesu: er schaut immer alle mit Barmherzigkeit und mit noch mehr Liebe an. Und die Christen sind gerufen, wie Christus zu handeln: Wie er die Menschen zu sehen, besonders die so genannten ,Fernen`. Tatsächlich endet die Erzählung der Berufung des Matthäus mit den Worten Jesu, der sagt: ,Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder` (V.13)."
Papst Franziskus mahnte an dieser Stelle, sich nicht als Gerechte zu sehen. Jesus komme zu den Menschen mit all ihren Schwächen, Grenzen und Nöten, um sie zu heilen. Neben dem barmherzigen, liebevollen Blick Jesu hob Papst Franziskus eine weitere Lehre aus dem Matthäusevangelium hervor, nämlich das Zugehen auf andere:
„Das Erste, was Jesus tut, ist Matthäus von seiner Machtposition zu lösen: vom Sitzen und die anderen empfangen bringt er ihn dazu, eine Bewegung zu den anderen hin zu machen, er empfängt nichts mehr von den anderen, sondern geht zu den anderen, Jesus bringt ihn dazu, eine Position der Überlegenheit aufzugeben, um ihn gleichzustellen mit den Brüdern und ihm den Horizont des Dienens zu eröffnen. Dies tut er und dies ist fundamental für die Christen: Wir Jünger Jesu, wir Kirche, sitzen wir da und warten darauf, dass die Menschen zu uns kommen oder sind wir in der Lage, aufzustehen, den anderen entgegenzugehen, die anderen zu suchen? Es ist nicht christlich, zu sagen: ,Also, mögen sie kommen, ich bin hier, mögen sie zu mir kommen.` Nein, tu du den ersten Schritt, suche die anderen."
Die anderen gelte es übrigens nicht irgendwo weit weg zu suchen, sondern im eigenen Umfeld, führte der Papst, ebenfalls anhand der Berufung des Matthäus, aus:
„Sein Feuer des apostolischen Eifers beginnt nicht an einem neuen Ort, der rein und ideal ist, oder weit weg, sondern da, wo er lebt, mit den Leuten, die er kennt. Das ist die Botschaft für uns: Wir müssen nicht darauf warten, perfekt zu sein und einen langen Weg in der Nachfolge Jesu hinter uns haben um ihn zu bezeugen - Nein! Unsere Verkündigung beginnt heute, dort wo wir leben. Und sie beginnt nicht, indem wir versuchen, andere zu überreden, überreden, Nein! Tagtäglich die Schönheit der Liebe bezeugen, die uns angeschaut und aufgerichtet hat. Und diese Schönheit wird es sein, diese Schönheit kommunizieren, das wird die Menschen überzeugen, nicht wir, sondern der Herr selbst. Wir sind die, die den Herrn verkünden, wir verkünden nicht uns selbst, noch eine politische Partei, eine Ideologie - Nein! Jesus"
Papst Franziskus rief daher alle auf, sich zu fragen, ob sie dem liebevollen Blick Jesu und seiner Aufbruchsbewegung folgten, um die Menschen anzuziehen und der Kirche nahezubringen.
(vatican news)
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