Heilige Drei Könige: Feierliche Messe im Petersdom
Gemeinhin nennt man es das Fest der Heiligen Drei Könige, weil das Tagesevangelium von der Suche der Weisen aus dem Osten nach dem neugeborenen König der Juden berichtet. Doch eigentlich heißt es „Epiphanie“, Erscheinung des Herrn. Hier wird gefeiert, dass die königliche Würde des Kindes von Betlehem vor der Welt offenbar wird. Ein zweites Weihnachtsfest, sozusagen, das sogar älter ist als unser heutiges Weihnachten am 25. Dezember. Orthodoxe Christen, die dem julianischen Kalender folgen, feiern bis heute die Geburt des Herrn am 6. und 7. Januar.
„Nun freut euch, ihr Christen“, stimmte der Chor zu Beginn der Messe auf Latein an. Papst Franziskus, der wegen seiner Knieprobleme im Rollstuhl in den Dom einfuhr, stand dem Gottesdienst vor; der Hauptzelebrant war der von den Philippinen stammende Kurienkardinal Luis Antonio Tagle. Wie überhaupt die Feier sehr international geprägt war: So wurden Fürbitten auf Swahili, Arabisch und Chinesisch vorgetragen.
Fürbitte für die Wahrheitssucher
Eine Fürbitte – „für diejenigen, die nach der Wahrheit suchen“ – gab es übrigens auch auf Deutsch: „Weisheit des Allerhöchsten, zeige dich denen, die dein Antlitz suchen: mögen sie deine Schöpfung verständig betrachten, deine Gegenwart in der Geschichte der Menschheit erkennen und in jenen, die in der Liebe leben, dein Antlitz erblicken“. Das mochte, wer wollte, auf den vor sechs Tagen verstorbenen, emeritierten Papst münzen, der zeitlebens ein unablässiger Gottsucher war; seine Jesusbücher und sein Wahlspruch Mitarbeiter der Wahrheit (Mitarbeiter übrigens im Plural) legen davon Zeugnis ab.
Zum feierlichen Charakter dieses Tags in Sankt Peter gehörte auch, nach dem Evangelium, die gesungene „Festankündigung“: Da wurden, wie schon in der Urkirche üblich, die Daten der beweglichen Feiertage des Jahres, vor allem des Osterfestes, angekündigt. Ein Gesang im Stil des frühchristlichen „Exsultet“-Hymnus, der in der Osternacht vorgetragen wird; so leuchtete, geistlich gesehen, schon ein Licht von Ostern voraus auf diesen Epiphanie-Tag.
Gott suchen in der Unruhe der Fragen
In seiner Predigt lud Papst Franziskus dazu ein, wie die Sterndeuter von damals zu fragen, wo denn der Ort sei, an dem wir heute unserem Herrn begegnen können. Seine Antwort: Wir sollten den Herrn heute zuallererst in der „Unruhe der Fragen“ suchen.
„Das faszinierende Abenteuer dieser Weisen aus dem Osten lehrt uns, dass der Glaube nicht aus unseren Verdiensten oder theoretischen Überlegungen entsteht, sondern ein Geschenk Gottes ist. Seine Gnade hilft uns, aus der Apathie zu erwachen und den wichtigen Fragen des Lebens Raum zu geben, Fragen, die uns aus der Annahme, alles richtig zu machen, herausholen und uns für das öffnen, was uns übersteigt. Bei den Sterndeutern steht dies am Anfang: die Unruhe derer, die nachfragen.“
Mit dieser Unruhe und Sehnsucht beginne der Weg des Glaubens. Wichtig sei deshalb, sich in Frage stellen zu lassen, sich nicht mit dem Gewohnten zufriedenzugeben, sich auch „in die unangenehmen Räume des Lebens hineinzubegeben“.
„In diesen Momenten tauchen in unseren Herzen jene unausweichlichen Fragen auf, die uns für die Suche nach Gott öffnen: Wo ist das Glück für mich? Wo ist das erfüllte Leben, nach dem ich strebe? Wo ist die Liebe, die nicht vergeht, die nicht schwindet, die auch angesichts von Schwäche, Versagen und Verrat nicht zerbricht? Welche Chancen sind in meinen Krisen und Leiden verborgen?“
Ein Zitat des verstorbenen Papstes Benedikt
Wir sollten unser Herz nicht betäuben, um diese grundlegenden Fragen nicht zu übertönen, so der Papst. Wenn es den Heiligen Drei Königen nur um ihre Bequemlichkeit gegangen wäre, dann „wären sie dem Herrn nie begegnet“. Gott sei „in unseren ruhelosen Fragen zu Hause“.
„Der zweite Ort, wo man dem Herrn begegnen kann, ist das Risiko des Unterwegsseins. Fragen, auch die geistlichen, können in der Tat zu Frustration und Trostlosigkeit führen, wenn sie uns nicht in Bewegung versetzen, wenn sie nicht unsere innere Bewegung auf das Antlitz Gottes und die Schönheit seines Wortes hin lenken. ‚Ihre äußere Pilgerreise‘, so sagte Benedikt XVI., ‚war ein Ausdruck ihrer inneren Reise, der inneren Pilgerreise ihres Herzens‘ (Homilie am Hochfest der Erscheinung des Herrn, 6. Januar 2013).“
Das gelte auch für unseren Glauben: Ohne ein „beständiges Unterwegssein“ könne er nicht wachsen. „Es reicht nicht aus, ein paar Ideen über Gott zu haben und ein paar Gebete zu sprechen, die das Gewissen beruhigen. Es ist notwendig, zu Jüngern zu werden, die Jesus und seinem Evangelium folgen…“. Wenn er statisch bleibe, dann verkümmere der Glauben.
„Fragen wir uns: Gehe ich auf den Herrn des Lebens zu, so dass er der Herr meines Lebens wird? Jesus, wer bist du für mich? Wohin rufst du mich, was erwartest du von meinem Leben? Welche Entscheidungen soll ich zugunsten anderer treffen?“
Unser Ziel im Leben ist nicht Erfolg oder Ruhm, sondern Anbetung
Der dritte Ort schließlich, an dem sich Gott finden lasse, sei das „Staunen der Anbetung“, so Papst Franziskus. „Das ist der entscheidende Punkt: unsere Unruhe, unsere Fragen, spirituellen Wege und Glaubenspraktiken müssen in die Anbetung des Herrn münden.“ Dort liege das Ziel unseres Lebens und Suchens, schließlich gehe es nicht um persönliche Erfolge oder Ruhm, sondern um die Begegnung mit Gott.
„Brüder und Schwestern, lassen wir nicht zu, dass die Unruhe der Fragen in uns schwindet; hören wir nicht auf, unseren Weg zu gehen, und geben wir nicht der Apathie oder der Bequemlichkeit nach; und geben wir uns dem Staunen der Anbetung hin, wenn wir dem Herrn begegnen.“
(vatican news – sk)
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