Papst: Virtuelles Leben kann reales nicht ersetzen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Die zweitägige Vollversammlung der Akademie, die diesen Montag begann, steht dieses Jahr unter dem Motto „Converging on the Person. Emerging technologies for the common good" (zu deutsch etwa: Annäherung an die Person. Neue Technologien für das Gemeinwohl). Papst Franziskus ging in seiner Rede vor den Teilnehmern des Treffens besonders auf drei Herausforderungen ein. Zunächst widmete er sich dem Wandel der Lebensbedingungen für die Menschen in einer technisierten und immer beschleunigteren Welt.
Große Veränderungen
„Es gibt bedeutende Veränderungen für die Umwelt und Lebensbedingungen des Menschen, die nicht immer vorhersehbare Effekte und Entwicklungen mit sich bringen. Das zeigen uns mehrere Krisen, von der Pandemie bis zur Energiekrise und der Klima- bis zur Migrationskrise. Die Konsequenzen daraus haben wieder Auswirkungen auf die anderen Krisen und verstärken sich gegenseitig. Eine gesunde technische Entwicklung kann diese Verbindungen nicht ignorieren", gab der Papst zu bedenken.
Als weitere Herausforderung ging Franziskus auf die Auswirkungen neuer Technik auf die Definition des Menschen und menschliche Beziehungen ein. Hier mahnte er:
„Die Technologie kann den menschlichen Kontakt nicht ersetzen, das virtuelle (Leben) kann das reale nicht ersetzen und auch die sozialen Netzwerke können das gesellschaftliche Umfeld nicht ersetzen. Wir erleben eine Versuchung, das Virtuelle über das Reale zu stellen, das ist eine böse Versuchung..."
Gesundheit: Recht für alle
Gerade mit Blick auf den Gesundheitsbereich rief Papst Franziskus erneut dazu auf, dass medizinische Behandlungsmöglichkeiten allen Menschen zugänglich sein müssten und gerade besonders schwachen Menschen Gesundheitsversorgung gemäß den aktuellen Erkenntnissen und Entwicklungen garantiert werden müsse. Franziskus erinnerte außerdem daran, dass bei aller neuen Erkenntnis immer auch die Frage nach ihren moralischen Folgen gestellt werden müsse:
„Es braucht bessere Modelle, die den Verbindungen verschiedener Einzelereignisse Rechnung tragen. Es ist beispielsweise paradox, sich auf Technologien zu beziehen, die biologische Funktionen verbessern und dabei von einem ,erweiterten`Menschen zu sprechen, wobei aber vergessen wird, dass es beim menschlichen Körper auch um das Wohlbefinden des Menschen als Ganzes geht und nicht nur um seinen biologischen Organismus."
Interreligiös ethische Fragen angehen
Auf diese Weise werde auf technischer Seite erweitert, auf menschlicher jedoch „unterdrückt", gibt der Papst zu bedenken. Das Kirchenoberhaupt erinnerte auch daran, das kulturellen Besonderheiten stets Rechnung getragen werden müsse und interreligiöser Dialog auch beim Thema Ethik und Forschung bedeutend sei. Er schlug daher interreligiöse Treffen zum Thema künstliche Intelligenz und Lebensende vor.
Den Mitgliedern der Päpstlichen Akademie für das Leben und allen Teilnehmern ihrer Vollversammmlung gab Franziskus auch mit, die Theologie könne...
„...zu einer neuen Definition eines neuen Humanismus beitragen und das gegenseitige Zuhören und Verständnis zwischen Forschung, Technologie und Gesellschaft fördern. Ein hier fehlender Dialog verringert das gegenseitige Vertrauen, welches aber die Basis jedes menschlichen Zusammenlebens ist."
Papst Franziskus bekräftigte alle darin, bei technischer Entwicklung und wissenschaftlichem Fortschritt immer auch den Menschen im Blick zu behalten und verantwortungsvoll und entsprechend moralischen wie ethischen Werten zu handeln.
(vatican news - sst)
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