Papst betet für verurteilten Bischof in Nicaragua
Er könne nicht umhin, „mit Besorgnis an den Bischof von Matagalpa, Rolando Álvarez, den ich so sehr schätze, zu erinnern, der zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, und auch an die Menschen, die in die Vereinigten Staaten abgeschoben wurden“, betonte Franziskus am Fenster des Apostolischen Palastes.
„Ich bete für sie und für alle, die in diesem geliebten Land leiden. Und ich bitte euch um eure Gebete. Bitten wir auch den Herrn, auf die Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria die Herzen der politischen Führer und aller Bürger für die aufrichtige Suche nach dem Frieden zu öffnen, der aus der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Freiheit und der Liebe erwächst und durch die geduldige Ausübung des Dialogs erreicht wird. Lasst uns gemeinsam zur Muttergottes beten“, so der Papst, bevor er ein Ave Maria anstimmte.
Ein Ave Maria für den Bischof und den Frieden
Der Bischof von Matagalpa hätte am Donnerstag gemeinsam mit 222 anderen politischen Gefangenen aus Nicaragua in die USA abschoben werden sollen, weigerte sich aber, das Land zu verlassen. Noch vor Beginn des Prozesses, der eigentlich für den 15. Februar geplant war, wurde er nun in einem Schnellverfahren wegen der ihm vorgeworfenen „Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität und der Verbreitung von Falschnachrichten durch Informations- und Kommunikationstechnologien zum Nachteil des Staates und der nicaraguanischen Gesellschaft“ schuldig gesprochen. Seine Bürgerrechte wurden ihm entzogen. In dem von einem Berufungsrichter verlesenen Urteil wird der 56-jährige Bischof Álvarez als „Landesverräter“ bezeichnet und zu einer Haftstrafe bis 2049 verurteilt.
Internationales Entsetzen
International ist das Entsetzen über die willkürliche Verurteilung groß. Auch die Vereinigten Staaten, die die übrigen Gefangenen mit humanitären Visen versehen und deren Freilassung ausgehandelt hatten, forderten am Samstag erneut die Freilassung des regimekritischen Bischofs, der bereits seit August 2022 in Hausarrest war. Mittlerweile wurde er in die Haftanstalt La Modelo überführt. Das hatte Präsident Ortega selbst am Freitag in einer Fernsehansprache verkündet. „Derjenige, der nicht in das Flugzeug einsteigen wollte, war Álvarez...“, so Ortega mit Blick auf den Bischof von Matagalpa, der sich gegen eine Ausreise entschieden hatte, um die Gläubigen und den Klerus des Landes nicht im Stich zu lassen“.
Die nicaraguanische Kirche steht im Fadenkreuz des Regimes, das sie der Mitschuld am friedlichen Aufstand vom April 2018 beschuldigt, weil sie versucht hat, die Demonstranten vor der brutalen Repression zu schützen, die 350 Menschenleben gekostet hat. Álvarez habe ein Treffen mit den Bischöfen verlangt, so Ortega, der diese Forderung als „absurd“ zurückwies.
„Jetzt sitzt er im Gefängnis von La Modelo”, kommentierte der ehemalige sandinistische Guerillaführer Ortega, der Ende 2021 in Scheinwahlen für eine vierte Amtszeit wiedergewählt wurde, denen Dutzende von Verhaftungen von Dissidenten und sieben Präsidentschaftskandidaten vorausgingen. Im vergangenen Frühling, noch vor der Eskalation im Fall Álvarez, wurde der Apostolische Nuntius in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Sommertag, ausgewiesen. Derzeit ist kein Nuntius in Nicaragua stationiert.
(vatican news - cs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.