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Franziskus an diesem Freitagmorgen Franziskus an diesem Freitagmorgen 

Papst über Klimaschutz: „Beitrag indigener Völker fundamental“

Beim Kampf gegen den Klimawandel von indigenen Völkern lernen und ihre Rechte stärken: Dazu hat Papst Franziskus vor Vertretern eines internationalen Forums für indigene Völker aufgerufen, das vom Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) ausgerichtet wird. Dabei kritisierte er Umweltsünden und rief zu einer ökologischen Umkehr auf.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Die internationale Konferenz am IFAD-Sitz in Rom will die Zusammenarbeit mit indigenen Völkern und deren Rechte stärken. Die Konferenzteilnehmer trafen Papst Franziskus an diesem Freitagmorgen im Vatikan. Der Beitrag indigener Völker für den Umweltschutz und den Kampf gegen den Klimawandel sei von grundlegender Bedeutung, machte der Papst in seiner Ansprache deutlich, von ihrem Wissen und ihrer Lebensweise gelte es zu lernen.

Tiefgreifender Wandel notwendig

„Leider sind wir Zeugen einer noch nie dagewesenen sozialen und ökologischen Krise. Wenn wir uns wirklich um unser gemeinsames Haus kümmern und den Planeten, auf dem wir leben, verbessern wollen, sind tiefgreifende Veränderungen der Lebensweise, der Produktions- und Verbrauchsmuster unerlässlich.“

Natur- und Klimaschutz dürften nicht ohne die indigenen Gemeinschaften verfolgt werden, erinnerte der Papst: „Es ist ein schwerer Fehler, um nicht zu sagen eine große Ungerechtigkeit, die indigenen Gemeinschaften beim Schutz des Landes zu ignorieren. Stattdessen wird die Wertschätzung ihres kulturellen Erbes und ihrer überlieferten Techniken dazu beitragen, den Weg zu einem besseren Umweltmanagement einzuschlagen“, zeigte sich Franziskus überzeugt.

„Große Ungerechtigkeit, die indigenen Gemeinschaften beim Schutz des Landes zu ignorieren“

Papst kritisiert Rodungen und Raubbau 

Angesichts der globalen ökologischen Herausforderungen könne sich kein Land Alleingänge leisten, machte Franziskus deutlich, der die Regierungen zu Zusammenarbeit und zum Schutz der indigenen Völker aufrief:

„Wir brauchen dringend gemeinsame Aktionen, die das Ergebnis einer loyalen und kontinuierlichen Zusammenarbeit sind, denn die ökologische Herausforderung, vor der wir stehen, und ihre menschlichen Wurzeln betreffen jeden von uns. Ich fordere deshalb die Regierungen auf, die indigenen Völker in der ganzen Welt mit ihren Kulturen, Sprachen, Traditionen und ihrer Spiritualität anzuerkennen und ihre Würde und Rechte in dem Bewusstsein zu achten, dass der Reichtum unserer großen Menschheitsfamilie gerade in ihrer Vielfalt besteht.“

„Denn es ist eine Weisheit, die nicht enzyklopädisch ist. Es ist die Weisheit des Sehens, Hörens und Berührens im täglichen Leben.“

Kritik übte der Papst an der Zerstörung von Umwelt und indigenem Lebensraum. Er nannte hier die Rodungen im Amazonasgebiet, den Bergbau und kritisierte eine Politik des Raubbaus*. Indigene Kulturen dürften nicht in eine „moderne Kultur“ gezwungen, sondern müssten respektiert werden, schärfte er weiter ein. Sie vermittelten einen weisen Entwicklungsweg in Einklang mit der Schöpfung.

Diesen Einklang umschrieb Franziskus in freier Rede mit dem Wort „Harmonie“. Ein „gutes Leben“ meine nicht bürgerliches Nichtstun, sondern Leben im Einklang mit der Natur. Das sei kein bloß funkltionales Gleichgewicht, sondern eine Harmonie, bei der das „Wohl des Bodens, das Wohl der Umwelt, das Wohl des Wetters, das Wohl der Vegetation oder das Wohl der Fauna“ gesucht werden müsse, verwies er auf indigene Perspektiven auf die Natur und das „gemeinsame Haus“.

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Viele wollen einen Wandel

Papst Franziskus hat bereits mehrfach ein Ende der Diskriminierung und der Marginalisierung indigener Völker gefordert und sich dabei an Politik und Wirtschaftslobbys gewandt. Auch der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) könne noch mehr tun, um die indigenen Völker zu unterstützen, merkte er bei der Audienz am Freitag an. Die Förderung der selbstbestimmten Entwicklung dieser Völker durch die UN-Sonderorganisation und der dafür dienende Unterstützungsfonds seien „lobenswert, aber diese Bemühungen müssen vervielfacht und von entschlossenen und weitsichtigen Entscheidungen begleitet werden, um einen gerechten Übergang zu erreichen“, betonte Franziskus.

Der Papst erläuterte in seiner Rede, dass er mit diesem „Übergang“ eine grundlegende Umkehr meint, wie er auch in seiner Sozial-Enzyklika „Laudato sì“ (2015) zum Schutz der Schöpfung ausführlich dargelegt hat. Mehr denn je gebe es heute viele Menschen, die die „konsolidierten Machtstrukturen der westlichen Kultur“ und „die von Kolonialismus, Ausgrenzung und Diskriminierung geprägten historischen Beziehungen“ umgestalten wollten, so Franziskus. Die Auswirkungen der globalen Umweltkrise seien nicht nur physischer, sondern auch psychologischer und kultureller Natur, gab er zu bedenken.

IFAD-Forum „Indigenous Peoples' Climate Leadership“

Das sechste globale Treffen des Forums für indigene Völker beim IFAD findet am 9., 10. und 13. Februar 2023 zum Thema „Indigenous Peoples' Climate Leadership“ am Sitz der IFAD in Rom statt. Dabei geht es um gemeinschaftsbasierte Lösungen zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit und der biologischen Vielfalt. Indigenen-Vertreter bringen bei der Veranstaltung Empfehlungen für eine Verbesserung der Zusammenarbeit ein und tragen eigene Anliegen vor.

*Franziskus benutzte hier das spanische Wort „Extractivismo“, das sich im Deutschen mit dem (negativ konnotierten) wirtschaftspolitischen Begriff des Neo-Extraktivismus oder Raubbau übersetzen lässt.

(vatican news – pr)

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10. Februar 2023, 11:49