Papst an Seminaristen: Nächstenliebe, Einheit und Brüderlichkeit
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Bei der Begegnung würdigte der Papst Kalabrien als einen „Ort der Spiritualität, mit bedeutenden Heiligtümern, Heiligen und Einsiedlern.“ Dieses religiöse Erbe würde jedoch Gefahr laufen, nur eine schöne Vergangenheit zu bleiben, wenn man sich nicht weiter gemeinsam für die Förderung der Evangelisierung und der Priesterausbildung einsetzen würde.
Die Pest des Karrierismus
Vom Wort aus dem Johannesevangelium ausgehend „Sie blieben bei ihm“ (1,39), legte das Kirchenoberhaupt den Seminaristen ans Herz: „Das ist eure Berufung: euren Weg mit dem Herrn zu gehen, mit der Liebe des Herrn. Und passt auf, dass ihr nicht in Karrierismus verfallt, der eine Pest ist, eine der hässlichsten Formen der Weltlichkeit, die es unter Klerikern geben kann: Karrierismus.“
Man müsse sich fragen, was man im Priesterdienst suche, denn manchmal komme es vor, „dass wir hinter dem Anschein der Religiosität und sogar der Liebe zur Kirche“ in Wahrheit „die menschliche Ehre und das persönliche Wohlergehen suchen“, zitierte Franziskus aus seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium (93).
„Es ist sehr traurig, wenn man Priester sieht, die Funktionäre sind, die vergessen haben, Hirten des Volkes zu sein und zu Staatsklerikern geworden sind, wie die an den französischen Höfen, Monsieur Abbé: das waren Staatskleriker. Es ist schlimm, wenn man das Gespür für das Priestersein verliert,“ beklagte der Papst und warnte davor, den priesterlichen Dienst als „Zufluchtsort“ zu sehen, hinter dem man sich verstecken könne, oder „als eine Rolle, die uns Ansehen verschafft, anstatt den Wunsch zu haben, Hirten mit dem mitfühlenden und barmherzigen Herzen Christi zu sein.“
Das Seminar sei die Zeit, in der man mit sich selbst ins Reine kommen könne und sich fragen müsse, ob man wie Jesus ein Zeichen der Zärtlichkeit des Vaters sein wolle - das Gegenteil der Maskerade, der Schminke, des Scheins, die zu den Funktionären gehörten, und nicht zu den Hirten des Volkes.
Die Bischöfe erinnerte der Papst daran, dass eine neue kirchliche Zeit angebrochen sei, die ein Nachdenken auch über die Gestalt und den Dienst des Priesters erforderlich mache. Man bräuchte kleine Gemeinschaften, die ein Spiegelbild des Presbyteriums seien, so Franziskus. Es gelte, „alle menschlichen, geistlichen und theologischen Energien in ein einziges Seminar zu lenken, um eine gemeinsame kirchliche Vision für das priesterliche Leben zu entwickeln.“
„Es ist eine Unterscheidung, die nicht leicht zu machen ist. Aber es muss getan werden, und es müssen Entscheidungen darüber getroffen werden. Rom wird euch nicht sagen, was ihr zu tun habt, nein: ihr habt das Charisma. Wir geben die Ideen, die Orientierungen, die Ratschläge, aber ihr habt das Charisma, ihr habt dafür den Heiligen Geist. Wenn Rom anfangen würde, Entscheidungen zu treffen, dann wäre das eine Ohrfeige für den Heiligen Geist, der in den Teilkirchen wirkt.“
Offene Augen und Herzen, um die Zeichen der Zeit zu erkennen
Man bräuchte „offene Augen und Herzen, um die Zeichen der Zeit zu erkennen und nach vorne zu schauen,“ forderte Franziskus.
Er erinnerte auch daran, dass wir an diesem Montag des hl. Franz von Paola – Schutzpatron Kalabriens – gedenken, der am 27. März 1416 geboren wurde:
„Wie schön, dass ihr gerade an diesem Tag hier seid! Auf dem Sterbebett teilte er seinen Brüdern mit, dass er keinen Schatz zu hinterlassen habe, und ermahnte sie: „Liebt einander und tut alles in Nächstenliebe“. Das ist es, was Kalabrien von euch erwartet: dass ihr alles in Nächstenliebe, in Einheit und in Brüderlichkeit tut,“ so der abschließende Gruß des Papstes an den Klerus aus Süditalien.
(vaticannews – skr)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.