„Der Weg zur Zufriedenheit ist die Einfachheit“
Der Papst spricht gern von einer „Kirche im Aufbruch“ beziehungsweise einer „Kirche unterwegs“; kein Wunder, dass er dem Wanderzirkus der Schausteller von Kirmes zu Kirmes zu Stadtfest einiges abgewinnen kann.
„Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen“, zitierte Franziskus den ersten Satz seiner Programmschrift Evangelii gaudium von 2013, um dann fortzufahren: „Und auch ihr tragt in einem weiteren Sinn zur Verkündigung des Evangeliums bei, weil ihr den Menschen mit euren Attraktionen Freude bringt! ... Darum ermutige ich euch, euer Herz und Leben immer für eine Perspektive des Glaubens offenzuhalten. Sie kommt aus der Begegnung mit Jesus, der in seiner Kirche und in euch präsent ist und wirkt.“
Lieber Karussell als Geisterbahn
Der Papst verriet nicht, ob ihm Schießstand, Achter- oder Geisterbahn lieber sind; doch aus seiner Rede an diesem Montag war eine Vorliebe für Karussells herauszuhören.
„Wenn ihr mit euren Karussells in den Dörfern und Städten haltmacht, bietet ihr Groß und Klein Momente der Unbeschwertheit und verschafft ihnen eine Pause von den Sorgen des Alltags. Das Glück eines Kindes auf dem Karussell ist ein Bild reiner Freude, das zu den Erinnerungen jeder Familie gehört.“
Frischluft-Vergnügen statt Einsamkeit am Handy
Franziskus lobte, die Freude und die Feststimmung, die Schausteller verbreiteten, höben sich wohltuend von den „künstlichen, konformistischen Modellen“ ab, die in den Medien zirkulierten; bei ihnen gehe es „nicht um die Suche nach immer neuen Sensationen, sondern um Einfachheit und Echtheit“. Sie sollten doch bitte in diesem Stil weitermachen.
„In einer Welt, wo man oft ein graues, schweres Klima erlebt, erinnert ihr uns daran, dass die Straße zur Zufriedenheit die Einfachheit ist. Das Vergnügen unter freiem Himmel, und zusammen mit anderen, ist das Gegenbild zu dem, was man heute häufig sieht, nämlich jeder für sich mit seinem Handy oder Computer... Ihr ladet dazu ein, rauszugehen, sich auf der Piazza zu treffen, sich gemeinsam zu amüsieren. Das schätze ich an euch. Und ich danke euch, weil ihr uns daran erinnert, dass wir nicht nur für die Arbeit geschaffen sind, sondern auch zum Feiern! Gott freut sich, wenn wir zusammen, als Geschwister, in Einfachheit feiern.“
Bevor der Papst seinen Gästen den Segen erteilte, erinnerte er sie noch an Don Dino Torreggiani, den „Apostel der Schausteller“. Der italienische Priester (1905-83) war ein Pionier der Seelsorge für Sinti in Italien; ein Verfahren zu seiner Seligsprechung ist seit fast zwanzig Jahren im Gang.
Außerdem sang Franziskus mit seinen Besuchern - auch das ist ungewöhnlich - ein Ständchen für eine Ordensfrau, die sich in der Schausteller-Pastoral engagiert und ihren 80. Geburtstag feiert. Schwester Geneviève Jeanningros, eine französische „Kleine Schwester Jesu“, lebt in einer Siedlung von Schaustellern in einem Vergnügungspark in Ostia Lido unweit Roms. Sie begleitet seit einiger Zeit immer wieder kleine Gruppen transsexueller Menschen zur Generalaudienz und stellt sie Franziskus vor. Ihre Tante Léonie Duquet, die ebenfalls Ordensfrau war, wirkte in Buenos Aires in den Armenvierteln und wurde während der Militärdiktatur (1976-1983) ermordet. Pater Jorge Mario Bergoglio war damals - bis 1979 - Provinzoberer der Jesuiten in Argentinien.
(vatican news – sk)
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