Wortlaut: Papst Franziskus beim Angelus
Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in ihrer offiziellen deutschen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
An diesem zweiten Fastensonntag wird das Evangelium der Verklärung verkündet: Jesus nimmt Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Berg und offenbart sich ihnen in seiner ganzen Schönheit als Sohn Gottes (vgl. Mt 17,1-9).
Halten wir bei dieser Szene einen Moment inne und fragen wir uns: Worin besteht diese Schönheit? Was sehen die Jünger? Ein spektakuläres Ereignis? ... Nein, das ist es nicht. Sie sehen das Licht der Heiligkeit Gottes, das im Gesicht und in den Kleidern Jesu, dem vollkommenen Ebenbild des Vaters, aufleuchtet... Aber Gott ist Liebe, und so haben die Jünger mit eigenen Augen die Schönheit und den Glanz der göttlichen Liebe gesehen, die sich in Christus verkörpert. Ein Vorgeschmack auf das Paradies... Welch eine Überraschung für die Jünger! Sie hatten das Antlitz der Liebe schon so lange vor Augen und hatten nie erkannt, wie schön es war! Erst jetzt erkennen sie es, mit großer Freude, mit immenser Freude.
Jesus formt sie mit dieser Erfahrung und bereitet sie auf einen noch wichtigeren Schritt vor. Bald werden sie nämlich wissen müssen, wie sie die gleiche Schönheit in ihm erkennen können, wenn er am Kreuz hängt und sein Gesicht entstellt ist. Petrus ringt um Verständnis: Er würde gerne die Zeit anhalten, die Szene auf Pause versetzen, dableiben und diese wunderbare Erfahrung verlängern; aber Jesus erlaubt es nicht. Sein Licht lässt sich nämlich nicht auf einen magischen Moment reduzieren! ... Es würde dann zu etwas Falschem, Künstlichem werden, das sich im Nebel der flüchtigen Gefühle auflöst. Im Gegenteil: Christus ist das Licht, das den Weg weist, wie die Feuersäule für das Volk in der Wüste (vgl. Ex 13,21). Die Schönheit Jesu entfremdet die Jünger nicht von der Realität des Lebens, sondern gibt ihnen die Kraft, ihm bis nach Jerusalem, bis zum Kreuz, zu folgen...
Brüder und Schwestern, dieses Evangelium zeichnet auch einen Weg für uns: Es lehrt uns, wie wichtig es ist, bei Jesus zu sein... auch wenn es nicht leicht ist, alles zu verstehen, was er für uns sagt und tut. Indem wir bei ihm sind, lernen wir nämlich, in seinem Antlitz die leuchtende Schönheit der Liebe zu erkennen, die sich selbst dann verschenkt, wenn sie die Spuren des Kreuzes trägt. Und in seiner Schule lernen wir, die gleiche Schönheit in den Gesichtern der Menschen zu erkennen, die jeden Tag neben uns gehen: Familienmitglieder, Freunde, Kollegen, diejenigen, die sich auf die unterschiedlichste Weise um uns kümmern. Wie viele strahlende Gesichter, wieviel Lächeln, wie viele Falten, wie viele Tränen und Narben sprechen von der Liebe um uns herum! Lernen wir, sie zu erkennen und unsere Herzen mit ihnen zu füllen. Und dann machen wir uns auf den Weg, um das Licht, das wir empfangen haben, auch den anderen zu bringen, mit den konkreten Werken der Liebe (vgl. 1 Joh 3,18), indem wir uns großzügiger in unsere täglichen Beschäftigungen stürzen, mit mehr Begeisterung und Bereitschaft lieben, dienen und vergeben. Die Betrachtung des Angesichts des Herrn muss uns voranbringen, zum Dienst an den anderen!
Wir können uns fragen: Erkennen wir das Licht der Liebe Gottes in unserem Leben? Erkennen wir es mit Freude und Dankbarkeit in den Gesichtern der Menschen, die uns lieben? Suchen wir um uns herum nach Zeichen dieses Lichts, das unsere Herzen erfüllt und sie für Liebe und Dienst öffnet? Oder ziehen wir die Strohfeuer der Götzen vor, die uns entfremden und uns in uns selbst verschließen? Das große Licht des Herrn - und das falsche, scheinbare Licht der Götzen - was ist mir lieber?
Möge Maria, die das Licht ihres Sohnes auch in der Finsternis von Golgatha in ihrem Herzen bewahrt hat, uns immer auf dem Weg der Liebe begleiten.
(vatican news – werner demmel)
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