Papst an junge Ungarn: „Steckt euch hohe Ziele“
„Jesus freut sich darüber, wenn wir Großes erreichen“, so der 86-Jährige bei der Begegnung mit rund 12.000 ungarischen Jugendlichen. „Er will nicht, dass wir faul und träge sind, er will nicht, dass wir still und verschüchtert sind, er will, dass wir lebendig und aktiv, dass wir Protagonisten sind. Und niemals setzt er unsere Erwartungen herab, sondern er legt im Gegenteil die Messlatte für unsere Wünsche höher.“
Jesus als „der beste Trainer“
In dem 25.000 Quadratmeter großen Stadion, das nach dem ungarischen Box-Champion Lazlo Papp benannt ist, hatten junge Leute aus dem ganzen Land Franziskus einen begeisterten Empfang bereitet. Die Begegnung war einer der Höhepunkte der insgesamt dreitägigen Reise, die am Freitag begonnen hat. Immer wieder wurde der Papst durch begeisterten Applaus unterbrochen.
„Wie gewinnt man im Leben?“, fragte Franziskus seine Zuhörer. „Wie im Sport gibt es da zwei grundlegende Schritte. Erstens: die Ziele hochstecken. Und zweitens: trainieren.“ Es sei wichtig, im Leben alles einzusetzen, keinen Traum von vornherein für unerreichbar zu halten und sich auch nicht „mit einem Handy und ein paar Freunden zu begnügen“. Der „beste Trainer“, um etwas aus seinem Leben zu machen, sei Jesus; ihn finde man im Gebet und in der Stille.
Wenn uns der Sprit ausgeht
„Heute heißt es immer, man müsse schnell, effizient und praktisch perfekt sein, wie eine Maschine! Aber dann merken wir, dass uns oft der Sprit ausgeht und wir nicht wissen, was wir tun sollen. Es tut wirklich gut, einmal innehalten zu können, um aufzutanken, um die Batterien wieder aufzuladen.“
Es sei ein Unding, „in Sicherheit und Komfort zu leben, während nicht viele Kilometer von hier Krieg und Leid an der Tagesordnung sind“, fuhr der Papst fort.
„Deshalb die Aufforderung: Nehmen wir unser Leben in die Hand, um der Welt zu helfen, in Frieden zu leben. Lassen wir uns davon beunruhigen und fragen wir uns: Was tue ich für andere, für die Kirche, für die Gesellschaft? Lebe ich mit Blick auf mein eigenes Wohlergehen oder setze ich mich für jemanden ein, ohne dabei eigene Interessen zu verfolgen?“
Ein paar junge Ungarinnen und Ungarn konnten dem Papst mit kurzen Ansprachen einen Einblick in ihre Welt geben. „Hat mein Glaubensbekenntnis einen Wert? Gibt es jemanden, der mir zuhört?“, fragte ein 17-jähriger Schüler, der der griechisch-katholischen Kirche angehört. Ein zwei Jahre jüngerer Schüler berichtete, wie in ihm allmählich die Erkenntnis herangereift sei, „dass Jesus nicht nur für Genies und Olympiasieger am Kreuz gestorben ist“.
Rätselhafte Religiosität
Religionssoziologen sprechen von einer abnehmenden Volksreligiosität in einem Land, in dem nach offiziellen Zahlen etwa 60 Prozent der Einwohner katholisch sind. Allerdings ist die jüngere Generation angeblich religiöser als die Generation der etwa 40-Jährigen – ein Befund, der die Experten ein wenig rätseln lässt.
Immerhin hatte auch der Bischof, der in Ungarn für Jugendpastoral zuständig ist, Erfreuliches zu berichten. Über 45.000 junge Menschen besuchen nach seinen Angaben kirchliche Gymnasien, und 17.000 Studenten die katholischen Universitäten.
„Es ist ermutigend, aus einer nationalen Umfrage anlässlich der Jugendsynode zu wissen, dass die überwältigende Mehrheit der jungen praktizierenden Katholiken jemanden in der Kirche kennt, an den sie sich mit persönlichen Problemen und Fragen, die ihr Leben betreffen, vertrauensvoll wenden können. Die Umfrage zeigt auch, dass junge Menschen bereit sind, die Armen und Benachteiligten zu unterstützen, dass sie bereit sind, sich an karitativen Initiativen zu beteiligen, wenn sie dazu ermutigt werden, und dass diese Generation viel sensibler für die Bewahrung der Schöpfung ist.“
Begegnung mit Bürgermeister Budapests
Am Abend nach der Jugend-Begegnung empfing Papst Franziskus in der Nuntiatur, die ihm auch als Unterkunft dient, den Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony. Der Grün-Politiker der Partei Párbeszéd (Dialog) kam mit Frau und Kindern und unterhielt sich eine Viertelstunde mit dem Papst. Karácsony gilt als wichtiger Oppositionspolitiker in Ungarn, in der Hauptstadt Budapest setzt er auf eine fahrrad- und familienfreundliche Umgestaltung des Verkehrs.
(vatican news – sk)
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