Papst fordert bei Messe in Budapest offene Türen und betet für Europa
Grenzen sollten „keine trennenden Linien darstellen, sondern Kontaktzonen“, forderte der Gast aus Rom; die Christen sollten „der Nächstenliebe den Vorzug geben, die vereint, und nicht den historischen, kulturellen und religiösen Unterschieden, die trennen“. Ein wenig k.u.k.-Feeling kam auf, als während der Messe auf dem Kossuth-Platz die Fürbitten in sieben Sprachen vorgetragen wurden, darunter auf Ukrainisch und auf Deutsch.
Ein wenig k.u.k.-Feeling
Rund 50.000 Menschen nahmen an der Feier teil, 30.000 davon auf dem berühmten Platz vor dem ungarischen Parlament. Musikalisch begleitet wurde die Messe unter anderem durch den ungarischen Dirigenten János Czifra, der lange Jahre als Domkapellmeister in Salzburg tätig war. Unter den Gästen war auch der Ex-Außenamtschef des russisch-orthodoxen Patriarchats, Metropolit Hilarion, der mittlerweile für die russisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn zuständig ist. Ihn hatte der Papst am Vortag zu einer privaten Begegnung getroffen.
Franziskus‘ Eucharistiefeier war der Höhepunkt seiner 41. Auslandsreise, die ihn drei Tage lang nach Ungarn geführt hat. „Christus ist unsere Zukunft“ lautete das Leitwort seiner Visite. Schon am Ankunftstag, dem Freitag, hat der Papst in Anwesenheit von Ministerpräsident Viktor Orbán für den Traum eines geeinten Europa geworben und Nationalismus sowie Populismus eine Absage erteilt. Die Christen im Land mahnte der Papst, „sich nicht mit der Logik der Macht zu verbrüdern“.
Gebet für die Kirche in Europa – und für die Ukraine und Russland
Zum Abschluss seiner Messe von Budapest betete Franziskus an diesem Sonntag für die Kirche in Europa: „dass sie die Kraft des Gebets wiederfinde, dass sie in dir Demut und Gehorsam, den Eifer im Zeugnisgeben und die Schönheit der Verkündigung wiederentdecke“.
Auch der Krieg im Nachbarland Ukraine wurde bei der Messfeier zum Thema. Franziskus betete, an Maria gewandt: „Sieh besonders auf das gepeinigte ukrainische Nachbarvolk und auf das russische Volk, die dir geweiht sind. Du bist die Königin des Friedens, wecke in den Herzen der Menschen und der Verantwortlichen der Nationen den Wunsch, Frieden zu schaffen, und den jungen Generationen eine Zukunft der Hoffnung und nicht des Krieges zu bieten; eine Zukunft voller Wiegen und nicht voller Gräber; eine Welt der Geschwisterlichkeit und nicht der Mauern.“
Schon die Predigt des Papstes, die um den Guten Hirten kreiste, war ein Plädoyer für Geschwisterlichkeit statt Mauern. Gott führe sein Volk „in einer einzigen Umarmung zusammen“, trotz aller Unterschiede. „Das ist Katholizität: Wir Christen, die wir alle vom Guten Hirten beim Namen gerufen wurden, sind dazu berufen, seine Liebe anzunehmen und weiterzugeben und dafür zu sorgen, dass in seinem Stall alle einen Platz haben und niemand außen vor bleibt.“
Kein Christ solle sich in seiner „Komfortzone“ einigeln, sondern rausgehen „zu allen Randgebieten, die das Licht des Evangeliums brauchen“. Es gehe darum, „so zu werden wie Jesus, eine offene Tür“. Es tue weh, verschlossene Türen zu sehen, etwa zwischen den Christen. „Verschlossen gegenüber den jeweils anderen Gemeinschaften, verschlossen gegenüber der Welt, verschlossen gegenüber denen, die ‚aus der Reihe tanzen‘, verschlossen gegenüber denen, die sich nach der Vergebung Gottes sehnen. Bitte: Öffnen wir die Türen!“
(vatican news – sk)
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