Papst Franziskus: „Integrale Abrüstung ist keine Utopie"
In seinem kurzen Stück lädt Franziskus dazu ein, nicht nur auf den Krieg in der Ukraine zu blicken, sondern auch die anderen „vergessenen Konflikte“ und „Brutstätten der Gewalt“ nicht zu vergessen. „Was können wir in einer von Krieg und Gewalt so gezeichneten Welt erhoffen?“, so die Frage des Pontifex, dem zufolge wir uns mitten in einem „Dritten Weltkrieg in Stücken“ befinden.
„Der Friede sei mit euch!“: mit diesen Worten wandte sich Jesus von Nazareth nach seiner Auferstehung an die verängstigten Jünger, die im Abendmahlssaal versammelt waren. Und dieser Wunsch sei auch derjenige, den wir an Ostern austauschten, so der Papst. „Um wirklich ,Nein‘ zu Krieg und Gewalt zu sagen, reicht es nicht aus, die Waffen zum Schweigen zu bringen und die Angreifer zu stoppen. Es ist notwendig, die Wurzeln von Kriegen und Gewalt zu beseitigen, nämlich Ressentiments, Neid und Gier.“
Der Papst würdigte in diesem Zusammenhang die italienische Zeitschrift, die seine Überlegungen kurz vor Ostern veröffentlichte, als Medium, das den „Friedensstiftern Raum und Stimme“ gebe. Er finde es gut, dass es solche Medien gebe: „Denn man muss den Mut haben, die Herzen zu ,entwaffnen‘, sie zu ,entmilitarisieren‘, Gift und Ressentiments zu entfernen.“
Doch man müsse auch den Mut haben, ,Nein‘ zu der wiederaufflammenden Aufrüstung zu sagen, „denn wahrer Frieden kann nicht aus Angst geboren werden“, betont Franziskus. „Was wir brauchen, ist das, was der heilige Johannes XXIII. vor sechzig Jahren in seiner Enzyklika Pacem in Terris als integrale Abrüstung (vgl. Pacem in Terris, 61) bezeichnet hat: Das Kriterium der Abwesenheit von Krieg, das auf dem Gleichgewicht der Rüstungen beruht, muss durch den Grundsatz ersetzt werden, dass wahrer Frieden nur in gegenseitigem Vertrauen entstehen kann.“
Mit der „allseitigen Abrüstung“ meinte Johannes XXIII. in seiner historischen Friedensenzyklika eine Art der Abrüstung, die auch die innere Geisteshaltung einbeziehe. Sein Lehrschreiben wurde am 11. April 1963, also vor praktisch genau 60 Jahren, veröffentlicht. Immer wieder weist auch Papst Franziskus darauf hin, dass eine echte Abrüstung einen Gesinnungswandel voraussetze.
Er sei sich dessen bewusst, dass „diese Worte für manche Ohren utopisch klingen mögen, besonders in der heutigen Zeit“, fährt Franziskus fort. Doch handele es sich hierbei nicht um Utopie, sondern um „gesunden Realismus“, betont Franziskus: „Nur durch die Beendigung des Wettrüstens, das Ressourcen zur Bekämpfung von Hunger und Durst und zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung derer, die keine haben, entzieht, können wir die Selbstzerstörung unserer Menschheit abwenden.“
Der Papst schließt seine Überlegungen mit seinen Wünschen für ein frohes Osterfest, indem er die eingangs geäußerte Worte Jesu wieder aufgreift: „Friede sei mit euch!“
(vatican news . cs)
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