Papst beim Regina Coeli: Jesus in der Gemeinschaft der Kirche suchen
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Für Christen sind Heilige Helfer und Vorbilder. Und der Apostel Thomas ist auf besondere Weise einer, in dem man sich wiedererkennen kann. An der Auferstehung Jesu zweifelt er zunächst, verlangt einen Beweis. Und deshalb strahlt gerade der, den wir als den „ungläubigen Thomas“ kennen, keine Überlegenheit aus, sondern Nähe.
Der ungläubige Thomas repräsentiert ein wenig uns alle...
„In Wahrheit ist Thomas nicht der einzige, dem es schwerfällt zu glauben, er steht ein wenig für uns alle,“ leitete der Papst seinen Überlegungen zum Tagesevangelium ein (Joh 20,24-29), das von den Erscheinungen des auferstandenen Jesus vor seinen Jüngern berichtet. „Es ist in der Tat nicht immer leicht zu glauben, vor allem wenn man – wie in seinem Fall – große Enttäuschungen erlebt hat. Jahrelang ist er Jesus nachgefolgt, hat Risiken und Entbehrungen auf sich genommen – und dann wurde der Meister wie ein Verbrecher ans Kreuz geschlagen und niemand hat ihn befreit, keiner auch nur einen Finger gerührt! Er ist gestorben, und alle haben Angst. Wie soll man da noch Vertrauen haben?“
Aus Furcht kann Mut erwachsen, aus Zweifeln Glauben
Während sich die anderen aus Furcht im Abendmahlssaal eingeschlossen hätten, sei Thomas fortgegangen und habe damit den Moment verpasst, als Jesus den Jüngern erschien, führte Franziskus weiter aus. Doch gerade diese Erfahrung des Zweifelns berge auch eine Verheißung. Sie könne aus Furcht Mut erwachsen lassen – und manchmal seien gerade Zweifel ein Weg zum Glauben.
„Wenn du mir begegnen willst, dann such nicht in der Ferne, bleib in der Gemeinschaft“
„Um zu glauben, braucht Thomas ein außergewöhnliches Zeichen: Er muss die Wunden berühren. Jesus zeigt sie ihm, aber auf eine gewöhnliche Art und Weise, indem er in die Mitte der Gemeinschaft tritt. Als wollte er ihm sagen: Wenn du mir begegnen willst, dann such nicht in der Ferne, bleib in der Gemeinschaft, bei den anderen; geh nicht weg, bete mit ihnen, bricht mit ihnen das Brot. Dort wirst du mich finden, dort werde ich dir die Zeichen der Wunden zeigen, die in meinen Körper eingeprägt sind: die Zeichen der Liebe, die stärker ist als der Hass; der Vergebung, die die Rache entwaffnet; des Lebens, das den Tod besiegt.“
Jesus habe Thomas also zu verstehen gegeben, dass man ihn, den Auferstandenen, in der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern findet, mit ihnen Angst und Zweifel teilen müsse. Und diese Einladung an Thomas gelte auch für uns, gab der Papst abschließend zu bedenken:
„Wo suchen wir nach dem Auferstandenen? In einem besonderen Ereignis, in einer spektakulären oder auffälligen religiösen Erscheinung, in unseren Gefühlen und Empfindungen? Oder in der Gemeinschaft, in der Kirche, indem wir die Herausforderung annehmen, in ihr zu bleiben, auch wenn sie nicht perfekt ist? Trotz all ihrer Grenzen und Schwächen, die auch unsere Grenzen und Schwächen sind, ist unsere Mutter Kirche der Leib Christi! Und dort, im Leib Christi, sind die größten Zeichen seiner Liebe eingeprägt, auf immer und ewig. Fragen wir uns also, ob wir im Namen dieser Liebe, im Namen der Wunden Jesu, bereit sind, unsere Arme für die vom Leben Verwundeten zu öffnen; ob wir niemanden von der Barmherzigkeit Gottes ausschließen, sondern bereit sind, alle aufzunehmen, als unsere Brüder und Schwestern…“
(vaticannews – skr)
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