Urbi et Orbi: Frieden für die Krisenherde der Welt
Christine Seuss - Vatikanstadt
Die mit Ostern verbundene Hoffnung auf einen „Übergang“ (Übersetzung des Wortes Pascha) charakterisierte die einleitenden Überlegungen des Papstes, der angesichts der Osterbotschaft eine Wandlung zum Besseren für viele kleinere und größere Übel, die jeden von uns betreffen, erbat.
An Ostern, so betonte Franziskus, gelte es in besonderer Weise, auf dem „Weg des gegenseitigen Vertrauens zu wachsen“, nicht nur zwischen den einzelnen, sondern auch zwischen den Völkern und Nationen: „Beeilen wir uns, Konflikte und Spaltungen zu überwinden und unsere Herzen für diejenigen zu öffnen, die am meisten in Not sind. Beeilen wir uns, Wege des Friedens und der Geschwisterlichkeit zu beschreiten. Freuen wir uns über die konkreten Zeichen der Hoffnung, die uns aus so vielen Ländern erreichen, angefangen bei jenen, die denen, die vor Krieg und Armut fliehen, Hilfe und Aufnahme gewähren.“
Doch auf diesem Weg gebe es „viele Stolpersteine“, räumte Franziskus ein, bevor er seine Gedanken auf die vielen Krisenherde der Welt richtete:
„Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk. Tröste die Verwundeten und diejenigen, die durch den Krieg geliebte Angehörige verloren haben, und lass die Gefangenen sicher zu ihren Familien zurückkehren“, bat Franziskus eindringlich mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine, bevor er an zahlreiche andere Länder erinnerte, deren Konflikte und Notlagen teils in Vergessenheit geraten.
„Öffne die Herzen der gesamten internationalen Gemeinschaft, damit sie sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einsetzt, welche die Welt mit Blut beflecken, angefangen von Syrien, das noch auf den Frieden wartet. Stehe denen bei, die von dem schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien betroffen sind. Beten wir für alle, die Angehörige und Freunde verloren haben und obdachlos geworden sind: Mögen sie Trost von Gott und Hilfe von der Familie der Nationen erhalten.“
Doch auch die sich gerade in diesen Tagen wieder auf besorgniserrenende Weise intensivierenden Konflikte im Heiligen Land, die Situation in einem gespaltenen Libanon, die Zukunft einer entmutigten Jugend in Tunesien und die desolaten Zustände in Haiti, das nicht nur unter den Folgen von Naturkatastrophen, sondern auch unter politischer Führerlosigkeit, Gewalt und Straflosigkeit leidet, waren in den Gedanken des Papstes:
„Konsolidiere die begonnenen Friedens- und Versöhnungsprozesse in Äthiopien und im Südsudan, und lasse die Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo ein Ende nehmen.“
Sorge um Christen in Eritrea und Nicaragua
Eritrea und Nicaragua nannte Franziskus als zwei Krisenherde, in denen die lokale christliche Gemeinschaft „Ostern heute unter besonderen Umständen“ feiert, und bat den Herrn um Beistand für alle, „die daran gehindert werden, ihren Glauben frei und öffentlich zu bekennen“. Erst kürzlich wurde nach dem Nuntius im vergangenen Jahr auch dessen Statthalter aus Nicaragua ausgewiesen, eine seltene Eskalation in den diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls. In Eritrea leben nach Aussage von Open Doors 1.7 Millionen Christen bei 3.7 Millionen Einwohnern, doch die Glaubensausübung ist sehr schwierig. Im jüngsten Report der NGO, die den Stand der religiösen Verfolgung weltweit misst, liegt Eritrea auf Platz 4.
„Schenke den Opfern des internationalen Terrorismus Trost, besonders in Burkina Faso, Mali, Mosambik und Nigeria“, so Franziskus weiter, bevor er seine Gedanken auf Myanmar und die „gepeinigten Rohingya“ richtete. „Frieden“ und „Gerechtigkeit“ für das Land und die ethnische Minderheit, so lautete bei dieser Osterbotschaft seine Bitte an den Herrn.
„Tröste die Flüchtlinge, die Deportierten, die politischen Gefangenen und die Migranten, besonders die Schwächsten, sowie alle, die unter Hunger, Armut und den unheilvollen Auswirkungen von Drogen- und Menschenhandel sowie jedweder Form der Sklaverei leiden“, weitete Franziskus erneut den Blick, bevor er die Regierungsverantwortlichen der einzelnen Nationen in den Blick nahm. Der Herr möge sie erleuchten, damit Diskriminierung und Verletzungen der Würde ein Ende bereitet, die Menschenrechte geachtet und soziale Wunden geheilt würden, „immer nur das Gemeinwohl der Bürger gesucht wird und die Sicherheit und die notwendigen Bedingungen für den Dialog und das friedliche Zusammenleben gewährleistet werden.“
Ein besonderes Datum
Wie der Papst eingangs bemerkte, fiel der diesjährige Ostersonntag auf das Datum, das gemeinhin als das wahrscheinlichste für die historische Auferstehung Jesu angesehen wird, nämlich den 9. April. Abschließend sprach Franziskus, mit einer prächtigen Stola bekleidet, den traditionellen feierlichen Segen Urbi et Orbi. Dieser ist mit einem vollkommenen Ablass für die Gläubigen verbunden, die die Voraussetzungen dafür erfüllen (Beichte, Kommunionempfang, entschlossene Abkehr von jeder Sünde, Gebet in der Meinung des Papstes, die Erfüllung des vorgeschriebenen Werkes zur Wiedergutmachung), und die entweder persönlich oder über die sozialen Kommunikationsmittel in diesem Moment an der Zeremonie teilgenommen hatten.
Feierlicher Ostergottesdienst
Zuvor war Franziskus bei sonnigem Wetter auf dem in ein Blumenmeer getauchten Petersplatz mit rund 45.000 Gläubigen der Ostermesse vorgestanden. Bei dieser Gelegenheit hatte er, wie in der Regel üblich, keine eigene Predigt gehalten. Am Ostermontag wird er vom Fenster des Apostolischen Palastes aus das Mittagsgebet (Regina Coeli) sprechen.
(vatican news)
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