Radio-Akademie: Johannes Paul II. über Maria (4)
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Aufnahmen entstammen Generalaudienzen des polnischen Papstes in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts; sie wurden nie zuvor in dieser Form veröffentlicht.
Im vierten Teil unserer Serie geht es um die Rolle Mariens während des öffentlichen Auftretens Jesu, angefangen bei der Hochzeit zu Kana. Dabei beschäftigt sich Johannes Paul mit der Frage, warum Jesus auf Mariens Hinweis „Sie haben keinen Wein mehr“ zunächst scheinbar „befremdend und kühl“ antwortet. Er betont, dass das Vertrauen der Mutter in ihren Sohn aber auch bei dieser Szene letztlich belohnt werde: „Jesus, dem die Initiative überlassen wird, wirkt das Wunder – und erkennt dadurch den Glauben seiner Mutter an.“
Übrigens sei es einigermaßen überraschend, wie Maria ihren Sohn in Kana um ein Wunder bitte: Man müsse doch nur „die untergeordnete Stellung der Frau in der damaligen Gesellschaft“ bedenken. In Kana erkenne Jesus dadurch, dass er auf Marias Bitte hin das Weinwunder wirke, sozusagen die Würde der Frau an, so der Papst. Und er mache es seiner Mutter möglich, an seiner „messianischen Tätigkeit teilzuhaben“.
Johannes Paul stellt sich vor, wie Maria ihrem Sohn bei dessen öffentlichem Auftreten zuhört, etwa in Kafarnaum. Als Jesus geäußert habe, wer den Willen seines Vaters tue, der sei ihm „Bruder und Schwester und Mutter“, habe der Herr „seiner Mutter nicht wehtun, sondern seine Beziehung zu ihr aber eine höhere Ebene setzen wollen“. „Maria, Hörerin seines Wortes, wurde dadurch in einem übertragenen Sinn zu Mutter und Schwester erhoben.“
Wovon die Heilige Schrift nichts erzählt…
Anrührend ist es, wie sich Johannes Paul II. eine Erscheinung des auferstandenen Herrn vor seiner Mutter vorstellt. „Die Heilige Schrift verrät nichts über eine österliche Begegnung Marias mit ihren auferstandenen Sohn“, räumt er ein: „Trotzdem besteht Grund zur Annahme, dass Jesus seiner Mutter zuerst erschienen ist… So wie sie am Karfreitag bei ihrem Sohn unter dem Kreuz stand und vor Pfingsten im Abendmahlssaal die Jünger im Gebet vereinte, so war sie wahrscheinlich auch eine bevorzugte Zeugin der Auferstehung…“
Der Papst, der von 1978 bis 2005 die Geschicke der katholischen Kirche bestimmte, äußert sich im letzten Teil unserer Serie auch über das Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel. „Als Mutter ist sie vollkommen vereint mit dem Leben und dem Werk ihres Sohnes Jesus Christus“, argumentiert er. „Deshalb teilt sie mit ihm auch die Bestimmung von Leib und Seele nach dem Tod. Das ist übrigens 1000-jährige Glaubensüberzeugung…“
Ein Dogma, das Frauen aufwertet
Aus der Sicht Johannes Pauls II.‘ bedeutet das Dogma eine Aufwertung der Frau.
„Maria ist das erste menschliche Geschöpf, an dem die Auferstehung der Toten Wirklichkeit wird. Dass Jesus diese endzeitliche Verheißung zuerst an einer Frau einlöst, deutet darauf hin, dass sich dahinter der göttliche Wille verbirgt, das weibliche Geschlecht aufzuwerten. In der himmlischen Herrlichkeit steht neben dem auferstandenen Christus die mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommene Maria; an der Seite des neuen Adam steht die neue Eva!“ Das sei eine wichtige Botschaft auch in unserer Zeit, „in der die Frau und besonders der weibliche Körper oft entwürdigt werden“.
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(vatican news - sk)
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