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Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus beim Mittagsgebet

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Sonntag bei seinem österlichen Mittagsgebet „Regina Coeli“ in Rom gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters werden auf der offiziellen Internetseite des Heiligen Stuhls in ihrer amtlichen Fassung publiziert.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das Evangelium der heutigen Liturgie (Joh 14,1-12) ist der letzten Rede Jesu vor seinem Tod entnommen. Die Herzen der Jünger sind beunruhigt, aber der Herr richtet beruhigende Worte an sie und fordert sie auf, sich nicht zu fürchten. (...) Er verlässt sie nicht, sondern wird ihnen einen Platz bereiten und sie dorthin führen. So zeigt uns der Herr heute den wunderbaren Ort, an den wir gehen sollen, und gleichzeitig sagt er uns, wie wir dorthin kommen (...), zeigt uns den Weg. Er sagt uns, wohin wir gehen sollen und wie wir dorthin gelangen können.

Zunächst einmal, wohin wir gehen sollen. Jesus sieht die Not der Jünger, ihre Angst, verlassen zu werden, so wie es auch uns ergeht, wenn wir gezwungen sind, uns von jemandem zu trennen, den wir lieben. Und so sagt er: ‚Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten [...], damit auch ihr seid, wo ich bin‘ (V. 2-3). Jesus verwendet das vertraute Bild des Hauses, eines Ortes der Beziehung und der Vertrautheit. ‚Im Haus des Vaters‘, sagt er zu seinen Freunden und zu jedem von uns, ‚ist Platz für dich, du bist willkommen, du wirst für immer von der Wärme einer Umarmung aufgenommen, und ich bin im Himmel und bereite dir einen Platz vor!‘ (...)

„Worauf gehen wir zu? Wofür lohnt es sich zu leben?“

Brüder und Schwestern, dieses Wort ist eine Quelle des Trostes und der Hoffnung für uns. Jesus hat sich nicht von uns getrennt, sondern er hat uns den Weg geöffnet und unser endgültiges Ziel vorweggenommen: die Begegnung mit Gott, dem Vater, in dessen Herz ein Platz für jeden von uns ist. Wenn wir also Müdigkeit, Verwirrung und sogar Versagen erleben, sollten wir uns daran erinnern, wohin unser Leben führen soll. Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn wir heute Gefahr laufen, es zu vergessen, die letzten Fragen zu vergessen, die wichtigen Fragen: Wohin gehen wir? Worauf gehen wir zu? Wofür lohnt es sich zu leben? Ohne diese Fragen engen wir das Leben nur in die Gegenwart ein, meinen, es so gut wie möglich genießen zu müssen, und leben schließlich nur in den Tag hinein, ohne Zweck, ohne Ziel. Unsere Heimat aber ist im Himmel (vgl. Phil 3,20), vergessen wir nicht die Größe und Schönheit des Ziels!

„Lassen wir uns nicht von der Gegenwart überwältigen; schauen wir nach oben, zum Himmel“

Wenn wir das Ziel entdeckt haben, fragen auch wir uns, wie der Apostel Thomas im heutigen Evangelium: Wie kommen wir dorthin? Was ist der Weg? Manchmal, besonders wenn wir vor großen Problemen stehen und das Gefühl haben, dass das Böse stärker ist, fragen wir uns: Was soll ich tun, welchen Weg soll ich gehen? Hören wir auf die Antwort Jesu: ‚Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben‘ (Johannes 14,6). Ich bin der Weg... Jesus selbst ist der Weg, dem wir folgen müssen, um in der Wahrheit zu leben und das Leben in Fülle zu haben. Er ist der Weg, und deshalb ist der Glaube an ihn kein ‚Paket von Ideen‘, das man glauben muss, nein, sondern er ist ein Weg, den man gehen muss, eine Reise, die man machen muss, eine Reise mit ihm. Es geht darum, Jesus zu folgen, denn er ist der Weg, der zum unvergänglichen Glück führt. Ihm folgen und nacheifern, vor allem mit Gesten der Nähe und Barmherzigkeit gegenüber den anderen. Das ist der Kompass, um den Himmel zu erreichen: Jesus, den Weg, zu lieben und Zeichen seiner Liebe auf Erden zu werden.

Brüder und Schwestern, leben wir die Gegenwart und lassen wir uns nicht von ihr überwältigen; schauen wir nach oben, zum Himmel, erinnern wir uns an das Ziel, denken wir daran, dass wir zur Ewigkeit berufen sind, zur Begegnung mit Gott. Und, vom Himmel ins Herz, erneuern wir heute die Entscheidung für Jesus, die Entscheidung, ihn zu lieben und ihm zu folgen.

Möge die Jungfrau Maria, die in der Nachfolge Jesu bereits am Ziel angekommen ist, unsere Hoffnung stützen.“

(vatican news – werner demmel/sk)
 

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07. Mai 2023, 12:07