Der Papst im Gemelli-Krankenhaus: Wie geht es weiter?
Christine Seuss - Vatikanstadt
Das Wichtigste vorweg, es geht Papst Franziskus gut nach seiner OP am Mittwochnachmittag, und er hat auch die Nacht gut verbracht, hieß es seitens des Presseamtes am Donnerstag. Aber warum wurde der Papst denn eigentlich operiert?
Es hat sich nach Aussage des behandelnden Arztes aufgrund früherer Operationen im Darmbereich eine Laparozele gebildet, also eine Art Leistenbruch, bei der sich Teile des Darms durch die Bauchschicht wölben, die das normalerweise verhindert. Also die Narbe der früheren Operation im Bauchbereich hat das Gewebe durchlässig gemacht. In den vergangenen Monaten wurde die Situation insofern immer ernster, als die Schmerzen zugenommen haben und das Risiko eines Darmverschlusses stärker wurde. In dem Statement zur Operation war ja auch die Rede von einer eingeklemmten Laparozele, also eine etwas ernstere Geschichte. In den vergangenen Tagen hat sich deswegen die Gewissheit verdichtet, in Absprache zwischen dem Papst und seinen Ärzten, dass eine baldige Operation nötig sei. Der Bruchdefekt im Bauchraum wurde dann mithilfe einer Bauchwandplastik und eines Prothesennetzes behandelt.
Wegen einer Laparozele operiert
Franziskus wurde ja durch denselben Chirurgen, der ihn gestern operiert hatte, bereits im Jahr 2021 am Darm operiert, war das wegen der gleichen Symptome?
Nein, damals ging es um eine schmerzhafte Divertikulitis, also eine Entzündung von kleinen Ausstülpungen in der Darmwand, die Divertikel genannt werden. Dem Papst wurde ein Stück des Dickdarms entfernt und er verbrachte zehn Tage in der Klinik. Narben von solchen Operationen im Bauchraum können vor allem bei älteren Patienten schlecht zusammenwachsen und dann ermöglichen, dass sich ein Stück Darm durch die Bauchwand drückt, wie das bei Papst Franziskus der Fall ist. Das wird dann Laparozele genannt. Allerdings hat der operierende Arzt, Sergio Alfieri, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch gesagt, dass die Laparozele auch auf eine schon länger zurückliegende OP in Argentinien zurückzuführen sei.
Franziskus selbst hatte ja öffentlich Sorgen wegen einer eventuellen Vollnarkose geäußert, und auch eine Knie-OP genau deswegen abgelehnt. Wie hat er die Narkose denn letztlich überstanden?
Die Ärzte haben von einer Operation gesprochen, die gut und ohne Komplikationen verlaufen ist, außerdem war der Papst wirklich schnell wieder ansprechbar, nur wenige Stunden nach der OP hat er schon wieder das Arbeiten angefangen und sogar ein Witzchen mit dem Arzt gerissen, nämlich mit der Frage, wann denn eigentlich die dritte Operation anstünde. Also die Anästhesie ist wirklich ohne Komplikationen verlaufen, das hat auch der Arzt ausdrücklich bestätigt. Er sagte, dass der Papst auch bei der früheren Operation kein medizinisches Problem wegen der Anästhesie hatte. „Natürlich gefällt es niemandem, eine Vollnarkose zu bekommen, weil wir das Bewusstsein verlieren, aber es gab kein Problem mit der Anästhesie, weder vor zwei Jahren noch heute“, hat er wörtlich gesagt. Franziskus darf sich natürlich in nächster Zeit nicht anstrengen oder gar Gewichte heben, auch das eine ausdrückliche Warnung des Arztes.
War es denn eine geplante OP oder doch eher ein Notfall?
Es war klar, dass die Operation dringend geboten war, aber wie der Arzt bei der gestrigen Pressekonferenz unterstrichen hat, wurde die Operation durch das Ärzteteam geplant, das den Papst betreut, darunter auch sein persönlicher Krankenpfleger Massimiliano Strappetti - übrigens der erste Krankenpfleger in dieser Rolle, die normalerweise von Ärzten ausfüllt wurde. Der Papst habe „in diesen Monaten und Tagen unter diesen Schmerzen gelitten“, hat der Chirurg Alfieri erklärt, und die Entscheidung für die Durchführung der Operation kam dann am Dienstagnachmittag, nachdem Franziskus kurz ambulant für eine Computertomographie im Krankenhaus war. Aber der Papst selbst habe dann auch mit Blick auf seinen Terminkalender entschieden, die Operation direkt am Mittwoch nach der Generalaudienz vornehmen zu lassen.
Immer wieder gab es ja auch Gerüchte, der Papst könnte an einem bösartigen Tumor leiden, und auch die OP vor zwei Jahren könnte damit in Zusammenhang gestanden haben. Ist denn da etwas dran?
Wir alle sind keine Ärzte und haben keinen Zugang zur Krankenakte des Papstes. Aber sein Chirurg Alfieri hat ganz klar gesagt, dass die Operation vor zwei Jahren wegen einer „gutartigen“ Pathologie erfolgt ist, von der sich der Papst vollständig erholt hat. Das gleiche gelte für die Operation am Mittwoch, „ein für alle Mal, es wurden keine anderen Pathologien entdeckt“, hat es der Chirurg leicht ungehalten ausgedrückt. Übrigens sollen wir einmal täglich, am späten Vormittag, über den aktuellen Gesundheitszustand des Papstes informiert werden. Von diesem Donnerstag ist die Nachricht, dass die Routinekontrollen alle gut aussehen und dass der Papst sich gut ausgeruht hat in der Nacht nach der Operation, wach ist und selbstständig atmet, aber auch, dass er für die vielen Genesungswünsche dankt und um Gebet bittet.
Wie sieht es denn angesichts des unklaren Genesungsverlaufes mit dem Terminkalender des Papstes aus?
Alle seine Audienzen sind als Vorsichtsmaßnahme bis zum 18. Juni abgesagt worden, der 18. Juni ist ein Sonntag. Wir wissen noch nicht, wie es mit dem sonntäglichen Angelus aussieht, aber wir erinnern uns, bereits 2021 hatte er es nach seiner Operation noch aus dem Krankenhaus gehalten. Deshalb ist es gut möglich, dass er das auch dieses Mal so halten wird. Aber alles hängt davon ab, wie er sich erholt, und wie ernst er es mit dem ärztlichen Ratschlag hält, sich keinesfalls anzustrengen. Sagen wir einmal so, man kann wohl kaum sagen, dass der Papst ein Typ ist, der sich allzu viel schont…
(vatican news)
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