Sommerlager im Vatikan: Papst unter Bienen und Helden
Christine Seuss - Vatikanstadt
Rund 250 Kinder zwischen fünf und 13 Jahren werden dieses Jahr im Sommerlager durch erfahrenen Erzieher begleitet – unterstützt werden sie durch ehemalige Teilnehmer an den Sommerfreizeiten, die selbst die Altersgrenze von 13 Jahren überschritten haben, den Geist des Ferienlagers aber nicht missen wollen. Seit 2020 gibt es die Initiative, die im Vatikan arbeitenden Eltern in den Sommermonaten für einen geringen Eigenbeitrag etwas Luft verschafft.
Für die Kinder war es keine Überraschung, dass der Papst heute bei ihnen vorbeischauen wollte: ungewöhnlich früh mussten sie sich in der Aula einfinden, damit der Besuch des hohen Gastes reibungslos ablaufen konnte. Mit Gesang, Tanz und spontanem Applaus begrüßten die Kinder den Papst, der die Begegnung mit der Jugend sichtlich genoss. Das Sommerlager im Vatikan sei eine Aktivität, die „sehr geschätzt“ werde, hatte Franziskus selbst beim Angelus am vergangenen Sonntag gesagt, als er den vielen Pfarreien dankte, die während des Sommers Aktivitäten und Camps für Kinder anbieten. Genutzt wird der Dienst von Mitarbeitern aller vatikanischen Dikasterien, bis hin zum vatikanischen Kinderkrankenhaus Bambin Gesu.
Flankiert von Salesianerpater Franco Fontana, dem Kaplan der Vatikanischen Museen, der das Sommerlager im Vatikan betreut, sprach der Papst mit Jugendlichen und Kindern, die je nach Alter in drei Gruppen und drei Farben aufgeteilt waren: von fünf bis sieben (grün), von acht bis zehn (gelb) und von elf bis 13 Jahren (blau).
Nach einer kurzen Vorstellung der Initiative durch die Betreuer ergriff der Papst das Wort, wie gewohnt aufgeräumt gegenüber seinen kleinen Gesprächspartnern. Jede Altersgruppe hatte eine durch das Motto des Lagers inspirierte Frage für das Kirchenoberhaupt vorbereitet. Der „grüne" Edoardo fragte, welche Botschaft die Kinder den „Helden-Eltern" überbringen könnten. Vor allem sollten sie ihnen einmal „Danke" sagen für alles, was diese für sie täten, sagte Franziskus, der die Kinder aufforderte, es ihm im Chor nachzutun. Außerdem sollten die Kinder stets freudig und „ohne eine Schnute zu ziehen" den Eltern erzählen, was sie im Sommerlager erlebten, so die Aufforderung des Papstes.
Meine Helden? Die Großeltern!
Auf die Frage der mittleren Altersgruppe, wer denn seine „Super-Helden" seien, gab es für den Papst kein Zögern: „Die Großeltern", so die feste Antwort. „Denn die Großeltern haben eine Familie gegründet, dann sind sie alt geworden, aber Großeltern sind weise! Und deshalb ist es wichtig, dass ihr mit den Großeltern redet. Ihr müsst immer mit ihnen reden und sie fragen, wie die Dinge in der Vergangenheit waren, und sie erzählen. Ich erinnere mich, dass mein Großvater, der den Krieg an der Piave 1914 mitgemacht hatte, mir die schrecklichen Dinge des Krieges erzählte. Das werde ich nie vergessen. Und dann die Großeltern, die mir die schönen Dinge des Lebens erzählten. Immer. Und sie sagten uns auch, wie wir vorangehen könnten... Das sind die Super-Helden, die Großeltern.“ Am kommenden Sonntag wird Papst Franziskus auch eine Messe zum Welttag der Großeltern feiern, den er 2021 eingerichtet hatte und für den er jeweils einen besonderen Ablass gewährt.
Altersgemäß brannte der Gruppe der 11- bis 13-Jährigen dann noch die Frage unter den Nägeln, wie es gelingen könnte, im digitalen Zeitalter Helden zu sein. „Danke für diese Frage“, würdigte Franziskus. „Die digitale Welt ist wichtig, sehr nützlich, aber wenn du dich zu sehr mitreißen lässt von der digitalen Welt, wirst du verlieren.“ Es sei wichtig, die Medien gut zu nutzen, nicht nur, um selbst gut aufzuwachsen, sondern für die Gesellschaft insgesamt, so der Papst. „Aber wenn es damit endet, dass die digitale Welt mich benutzt, dann geht das nicht. Habt ihr verstanden?“
Im Anschluss gab es für den Papst auch die Standard-Ausrüstung für das Sommerlager, darunter einen personalisierten Rucksack und ein T-Shirt, die er nach Lissabon mitnehmen sollte. Zwei Kinder überreichten dem Papst ein Schild mit einer Zeichnung und der Aufschrift „You help us to bee heroes" – eine Anspielung auf das Thema der diesjährigen Ausgabe von ,Estate Ragazzi'. Und das Wort „Eroe“ (Held) tauchte nochmals auf: auf einem Pappmedaillon, das die Kinder dem Papst überreichten, der es prompt umhängte. Nachdem die Kinder ihren Sommerlager-Tanz vorgeführt hatten, beteten alle gemeinsam das Vaterunser, bevor der Papst die Kinder - und alle, die sie in ihrem Herzen trugen - segnete. Am Ausgang vom Sommerlager bekamen die Kinder dann noch ein besonderes Geschenk: einen vom Papst gesegneten Rosenkranz.
Einstellungen und Mentalitäten hinterfragen
In diesem Jahr orientiere sich das Motto an der päpstlichen Enzyklika „Fratelli tutti“, erklärte der Salesianerpater Franco Fontana, der das Sommerlager leitet, in den vergangenen Tagen gegenüber der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“. Damit wolle man „authentische geschwisterliche Beziehungen aufbauen und die Jugendlichen zum Nachdenken darüber anregen, wie wir die Einstellungen und Mentalitäten, mit denen wir täglich zu tun haben, verändern können.“
Die Kinder sind dem Alter nach in drei Gruppen aufgeteilt, das Motto „Bee Heroes“ erinnert an die Welt der Bienen und soll zu Zusammenarbeit und einem geschwisterlichen Miteinander ermuntern. Dabei wird den Kindern die Zeit kaum lang: Schon um 7:30 Uhr öffnen sich die Türen der Audienzhalle, um besonders ungeduldige Teilnehmer einzulassen, und die letzten Kinder werden um 18:00 Uhr abgeholt. Um 9:00 Uhr gibt es ein Frühstück mit frischen Hörnchen und Saft, dann wird das Lager mit der Hymne eröffnet und das Tagesprogramm vorgestellt. Oft geht es ins eigens in den Vatikanischen Gärten aufgestellte Schwimmbad – an besonders heißen Tagen auch mit einem Minibus – aber auch Fußball, Basketball und Tennis sind sehr beliebt. Um 13:00 Uhr dann das Mittagessen, danach um 14:00 Uhr Spiele und Turniere, und ab 16:00 Uhr dann Teamspiele und Aufführungen. Um 17:00 Uhr ein letzter Snack, bevor die Kinder wieder abgeholt werden. Nur am Freitag endet die Betreuung schon um 14:00 Uhr.
Buntes und vielseitiges Programm
Vor allem in der Audienzhalle, in der normalerweise die Generalaudienzen des Papstes stattfinden, halten sich die Kinder auf, wenn sie sich nicht für sportliche Aktivitäten in den Vatikanischen Gärten tummeln. Wo normalerweise dichte Stuhlreihen stehen, sind während des Sommerlagers imposante Hüpfburgen aufgebaut, aber auch überdimensionale Lego-Steine und andere Spiele bieten unter den wachsamen Augen der Betreuer zahlreiche Möglichkeiten zum Zeitvertreib. Nachmittags gibt es verschiedene Schwerpunkte im Programm, so gab es in diesem Jahr auch eine Zaubervorstellung, während an einem anderen Tag ein Eismann den Kindern erklärte, wie ihr Lieblingssnack im Sommer hergestellt wird. Eigene Erinnerungsstücke können die Kinder in Bastelstunden fertigen – in diesem Jahr stechen die selbstgemachten tönernen Bienchen hervor, die die Kinder am Ende der Woche mit nach Hause nehmen dürfen.
Das Sommerlager wird zwar durch die Salesianer koordiniert, doch unter den Betreuern sind auch viele Laien. Erstmals in diesem Jahr konnten sich Kinder, die zu alt für die Teilnahme sind, auch als freiwillige Betreuer melden. In jeder Woche (insgesamt fünf Wochen geht das Angebot) sind einige von ihnen präsent.
250 Kinder sind es, die an den organisierten Aktivitäten teilnehmen. Einer von ihnen ist Roberto. Auf die Frage, was ihm am Sommerlager besonders gut gefalle, antwortete der Neunjährige am Dienstagmorgen: „Dass wir immer spielen und auch das Essen gut ist. Heute wird aber ein besonderer Tag sein, weil wir den Papst treffen“.
Auch Flavia (8) zeigte sich besonders begeistert vom reichhaltigen Spieleangebot: „Also wir spielen mit Hüpfburgen und wir spielen auch sehr gerne mit den großen Legos, da bauen wir Häuser oder anderes… und dann können wir auch rausgehen, da gibt es einen Spielplatz und einen gemeinsamen Fußball- und Basketballplatz, aber auch einen Tennisplatz und so. Und dann haben wir ein Schwimmbad, in dem wir spielen können, aber wir können nicht ohne Badekappe rein.“
(vatican news - cs)
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