Papst trifft Missbrauchsüberlebende in Lissabon
In seiner kurz zuvor gehaltenen Ansprache im historischen Hieronymiten-Kloster von Belém hatte Franziskus sich zumindest indirekt zum Skandal des Missbrauchs in der Kirche geäußert. Eine zunehmende Entfremdung von der Kirche werde „oft noch verstärkt durch die Enttäuschung oder den Zorn, den manche gegenüber der Kirche empfinden, manchmal wegen unseres schlechten Zeugnisses und der Skandale, die ihr Antlitz entstellt haben und die zu einer demütigen und beständigen Läuterung aufrufen, ausgehend vom Schmerzensschrei der Opfer, die immer aufgenommen und gehört werden müssen“, so der Papst vor den Vertretern der Kirche in Portugal.
Danach dann die Begegnung in der Nuntiatur mit einer Gruppe von 13 Missbrauchsbetroffenen, über eine Stunde, die „in einer Atmosphäre intensiven Zuhörens“ verlaufen sei, meldete der vatikanische Pressesaal im Anschluss. Kurz nach 20.15 Uhr Ortszeit (21.15 Uhr römischer Zeit) endete die Begegnung.
Das Statement im Wortlaut:
Heute Abend empfing Papst Franziskus zum Abschluss der institutionellen und kirchlichen Treffen in der Nuntiatur eine Gruppe von 13 Personen, die Opfer von Missbrauch durch Mitglieder des Klerus wurden, begleitet von einigen Vertretern der portugiesischen kirchlichen Institutionen, die für den Schutz von Minderjährigen zuständig sind.
Das Treffen fand in einer Atmosphäre des intensiven Zuhörens statt und dauerte mehr als eine Stunde und endete kurz nach 20:15 Uhr.
Missbrauchsbericht
Mindestens 4800 Minderjährige sind in den vergangenen 70 Jahren in Portugal Opfer von Missbrauch im kirchlichen Umfeld geworden. Dies geht aus der Bearbeitung von 512 Zeugenaussagen hervor, die von der Anfang 2022 eingesetzten unabhängigen Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung bestätigt wurden. Die Anzahl der tatsächlichen Fälle könne jedoch noch weitaus höher liegen, so die Experten unter der Leitung von Pedro Strecht bei der Vorstellung des Berichtes im Februar 2023.
Portugals Bischofskonferenz hatte als Reaktion auf den Bericht im März angekündigt, ein kirchliches Komitee einrichten zu wollen, an das sich Opfer von Missbrauch wenden können. Zudem sollten die Richtlinien zum Umgang mit Missbrauchsfällen und die Ausbildungspläne von Seminaren und anderen Einrichtungen überarbeitet werden.
(vatican news - cs/pr)
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