Papst Franziskus warnt vor neuem Kolonialismus
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Die Sklaverei ‚verdinglicht‘ den Menschen, indem sie seinen Wert darauf reduziert, ob er für jemanden oder zu etwas nützlich ist“, so der Papst. „Jesus aber, der menschgewordene Gott, hat die Würde jedes Menschen erhöht und die Falschheit der Sklaverei entlarvt… Als Christen sind wir daher aufgerufen, gegen alle Formen der Sklaverei zu kämpfen.“
Franziskus ließ erkennen, dass er bei diesem Appell vor allem Afrika im Blick hat. Dort sei an die Stelle des früheren „politischen Kolonialismus“ mittlerweile „ein ebenso versklavender wirtschaftlicher Kolonialismus“ getreten, sagte er – und zitierte damit aus einer Rede, die er im Januar in Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo, gehalten hat.
„Die Erstickung Afrikas muss aufhören!“
„Das ist ein Drama, vor dem die wirtschaftlich weiter fortgeschrittene Welt oft Augen, Ohren und Mund verschließt… „Die Erstickung Afrikas muss aufhören: es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet (werden darf), und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist!“
Eigentlich kreiste die Ansprache von Papst Franziskus bei der Generalaudienz aber vor allem um den hl. Daniele Comboni, einen italienischen Bischof und Missionar des 19. Jahrhunderts, der die Gemeinschaft der Afrika-Missionare gründete. Der Papst (der vor Jahrzehnten eigentlich dem Jesuiten-Orden beigetreten ist, weil er als Missionar nach Japan gehen wollte) zeichnete Comboni als „Apostel“ und glühenden Verbreiter des Evangeliums. Bahnbrechend sei sein Ansatz gewesen, „Afrika mit Afrika retten“ zu wollen.
„Das war eine starke Intuition, an der nichts Koloniales war - eine starke Intuition, die dazu beitrug, das missionarische Engagement zu erneuern: Die zu evangelisierenden Menschen waren nicht nur Objekte, sondern Subjekte der Mission. Der heilige Daniele Comboni wollte alle Christen zu Protagonisten des evangelisierenden Handelns machen. In diesem Sinne dachte und handelte er ganzheitlich, bezog den örtlichen Klerus mit ein und förderte den Laiendienst der Katecheten. Die Katecheten sind ein Schatz der Kirche: Sie sind es, die in der Evangelisierung vorangehen. Er hat auch die menschliche Entwicklung auf diese Weise konzipiert, indem er die Künste und die Berufe förderte und die Rolle der Familie und der Frauen bei der Umgestaltung von Kultur und Gesellschaft unterstützte.“
Auch heute sei es weiterhin wichtig, Glauben und menschliche Entwicklung „aus dem Missionskontext heraus voranzutreiben“, fuhr der Papst fort. Es gehe darum, „aus der Kultur der Völker die Straße herzuleiten, um zu evangelisieren“. Und er lobte, dass Comboni die Nächstenliebe als hauptsächlichen Antrieb zu seiner Verbreitung des Evangeliums benannt habe. „Er wurde nicht von seinem Mut angetrieben oder nur von wichtigen Werten wie Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden motiviert; sein Eifer wurde aus der Freude am Evangelium geboren, er schöpfte aus der Liebe zu Christus und führte zur Liebe zu Christus.“
Im Übrigen habe der heilige Missionar der Versuchung widerstanden, „als Solist aufzutreten“. Und er habe von einer Kirche geträumt, „die mit den Gekreuzigten der Geschichte gemeinsame Sache macht, um mit ihnen zusammen die Auferstehung zu erleben“, so Papst Franziskus. „Sein Zeugnis scheint uns allen, Männern und Frauen der Kirche, zu wiederholen: Vergesst die Armen nicht, liebt sie, denn in ihnen ist der gekreuzigte Jesus, der darauf wartet, aufzuerstehen.“
Diesen Punkt wiederholte der Papst noch einmal - vielleicht auch in Erinnerung daran, dass ihm vor gut zehn Jahren kurz nach seiner Wahl zum Papst in der Sixtinischen Kapelle der in seiner Nähe sitzende brasilianische Kardinal Hummes zugeflüstert hat, er solle die Armen nicht vergessen. „Vergessen wir die Armen nicht! Ich hatte heute morgen ein Treffen mit brasilianischen Gesetzgebern, die für die Armen arbeiten und versuchen, die Armen durch Hilfe und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Euch allen sage ich: Vergesst die Armen nicht, denn sie werden es sein, die euch die Tür zum Himmel öffnen werden!“
(vatican news)
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