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Sr. Helen Alford (Präsidentin) und Kardinal Peter Turkson (Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften), bei der Konferenz im Vatikan Sr. Helen Alford (Präsidentin) und Kardinal Peter Turkson (Kanzler der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften), bei der Konferenz im Vatikan 

Papst 60 Jahre nach Pacem in terris: „Welt ohne Atomwaffen möglich und nötig"

Fingerzeige für einen Weg zur Abrüstung und zu einem dauerhaften Frieden: Diese erhofft sich Papst Franziskus von den Teilnehmern einer durch die Päpstliche Akademie der Sozialwissenschaften und des Osloer Peace Research Institutes organisierten zweitägigen Konferenz. Bei dieser beschäftigen sich aus Anlass des 60. Jahrestages ihrer Veröffentlichung namhafte Wissenschaftler und Politiker aus aller Welt mit Johannes‘ XXIII. Enzyklika Pacem in terris.

Die Konferenz, die unter dem Titel „Der Krieg und andere Hindernisse für den Frieden“ für den 19. und 20. September in der vatikanischen Casina Pio IV. angesetzt ist, finde angesichts eines „Dritten Weltkriegs in Stücken“, in dem - insbesondere mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine - auch der „Rückgriff auf Nuklearwaffen“ nicht mehr ausgeschlossen werden könne, zur „rechten Zeit“ statt, so der Papst in seiner Botschaft an Kanzler Peter Turkson und die Teilnehmer der international besetzten Konferenz.

Der heilige Johannes XXIII. hatte seine Enzyklika am 11. April 1963 veröffentlicht; verfasst wurde sie unter dem Eindruck der Kuba-Krise im Oktober 1962 und einer drohenden nuklearen Katastrophe. Ähnlich stehe es auch heute, diagnostiziert Franziskus: „Leider haben sich in den Jahren nach dieser apokalyptischen Bedrohung nicht nur die Zahl und die Schlagkraft der Atomwaffen erhöht, sondern auch andere Waffentechnologien haben sich weiterentwickelt“, so der Papst, der beklagt, dass „selbst der seit langem bestehende Konsens über das Verbot chemischer und biologischer Waffen“ in Gefahr gerate.

Keine Waffengewalt

In diesem Kontext und angesichts der immer größeren Schlagkraft der modernen Waffen gelte es „mehr denn je“ die „prophetische Mahnung“ von Johannes XXIII. beherzigen, dass Beziehungen unter Menschen wie unter Staaten „nicht durch Waffengewalt, sondern nach den Grundsätzen der rechten Vernunft“ geregelt werden müssten, so Franziskus mit einem Zitat aus der Enzyklika seines Vorgängers, in der dieser eine grundsätzliche Abkehr vom Gewalteinsatz zur Lösung von Konflikten fordert.

Lösungswege erhofft

Die Beratungen der Konferenzteilnehmer sollten vor diesem Hintergrund „neben der Analyse der aktuellen militärischen und technologischen Bedrohungen des Friedens“ auch eine „disziplinierte ethische Reflexion über die schwerwiegenden Risiken“ beinhalten, die mit dem Besitz von Atomwaffen verbunden seien, so Franziskus, der sich in diesem Zusammenhang auch Überlegungen zur „dringenden Notwendigkeit erneuter Abrüstungsfortschritte“ und zur „Entwicklung friedensschaffender Initiativen“ erhofft.

Risiko nuklearer Waffen

Schon der Besitz von Atomwaffen sei verwerflich, erinnerte der Papst an seine diesbezügliche Aussage vor dem Hiroshima Peace Memorial am 24. November 2019, ebenso wie es in der Verantwortung aller liege, „die Vision am Leben zu erhalten, dass ,eine Welt ohne Atomwaffen möglich und notwendig ist‘“ (Ansprache an das Diplomatische Korps, 10. Januar 2022):

„In diesem Zusammenhang ist die Arbeit der Vereinten Nationen und verwandter Organisationen zur Bewusstseinsbildung und zur Förderung angemessener Regulierungsmaßnahmen weiterhin von grundlegender Bedeutung“, würdigte Franziskus, der jedoch auch die wachsende Gefahr durch den skrupellosen Einsatz so genannter „konventioneller“ Waffen hervorhebt.

Konventionelle Waffen nur zur Verteidigung, nicht gegen Zivilisten nutzen

Denn diese sollten eigentlich nur „zur Verteidigung“ und nicht gegen „zivile Ziele“ eingesetzt werden, so der Papst, der sich von „nachhaltigen Überlegungen zu diesem Thema“ einen „Konsens“ im Sinn der Petersburger Erklärung von 1868 darüber erhofft, dass „solche Waffen mit ihrer immensen Zerstörungskraft“ nicht in einer Weise eingesetzt werden sollten, die übermäßiges Leid verursachen würde:

„Die humanitären Grundsätze, die diesen Worten zugrunde liegen und in der Tradition des ius gentium wurzeln, sind heute noch genauso gültig wie vor über hundertfünfzig Jahren, als sie erstmals niedergeschrieben wurden“, so die Mahnung angesichts aktueller Nachrichten von Angriffen auf Wohngebäude und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser im Zug verschiedener Konflikte. Im dem Bewusstsein der „wichtigen Themen“, die auf der Konferenz erörtert werden, wolle er den Vortragenden und Teilnehmern seine Anerkennung aussprechen, schließt Franziskus seine Botschaft, in der er den Teilnehmenden seinen Segen übermittelt.

(vatican news - cs)

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19. September 2023, 15:48