Papst würdigt Vatikan-Apotheke: Medizin und Zuhören
Franziskus empfing an diesem Montag das Personal der Vatikan-Apotheke, die im kommenden Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert. „Ihr Beruf ist kein Beruf, er ist eine Mission“, brachte er in seiner Ansprache den besonderen Auftrag der Vatikan-Apothekerinnen und -Apotheker auf den Punkt. An der Audienz nahmen auch der Präsident des Governatorates und die Generalsekretärin teil, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga und die Schwester Raffaella Petrini.
Apostolat der Ohren
Die Vatikan-Apotheke sei eine Art „Ergänzung der Nächstenliebe“, führte Franziskus aus, im Auftrag des Papstes verkauften die Angestellten dort nicht nur Medikamente, sondern müssten eine „Aufmerksamkeit für die Schwächsten und die Pflege der Kranken“ an den Tag legen, erinnerte er. „In der heutigen Hektik“ suchten vor allem ältere Menschen nach einem „Lächeln und tröstenden Worten“. Das sei auch eine Arte Medizin, machte Franziskus vor den Apothekern und Apothekerinnen deutlich:
„Vergessen Sie das nicht: das Apostolat der Ohren. Zuhören, zuhören... Es klingt manchmal langweilig, aber für denjenigen, der spricht, ist es eine Zärtlichkeit Gottes durch Sie. Und die Apotheker sind diese nahe, ausgestreckte Hand, die nicht nur Medikamente austeilt, sondern Mut und Nähe vermittelt. Dafür danke ich Ihnen und allen Apothekern! Ihr Beruf ist kein Beruf, er ist eine Mission. Ich danke Ihnen.“
Breite Medikamentenpalette
Der Service der öffentlich zugänglichen Vatikan-Apotheke kommt nicht nur Vatikan-Angestellten und Einwohnern der Vatikanstadt zugute. Über die Hälfte der durchschnittlich 2.000 täglichen Kunden kommt von außerhalb der Vatikanstadt und erhält unter Vorlage der Rezepte Zugang zum Vatikanstaat. In der Vatikan-Apotheke seien „spezielle Medikamente“ erhältlich, „die anderswo oft schwer zu finden sind“, verwies der Papst auf das besondere pharmazeutische Angebot. Insgesamt führt die Vatikan-Apotheke 40.000 Artikel, neben Medikamenten auch Nahrungsergänzungsmittel sowie Hygiene- und Pflegeprodukte.
Franziskus hob in seiner Ansprache vor den Mitarbeitern der Vatikan-Apotheke einige historisch bedeutsame Momente in der Geschichte der Einrichtung hervor. Papst Pius IX. hatte 1874 den Generaloberen der Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott beauftragt, eine solche Stelle im Vatikan einzurichten.
„In der Tat hatte dieser Orden eine lange Tradition in diesem Bereich, da die Apotheke des Ordenshauses an vielen Orten auch Außenstehenden diente. So wurde Bruder Eusebio Frommer, ein Ordensmann der Barmherzigen Brüder, als erster Apotheker ausgewählt, und Ihre einzigartige Geschichte begann. Das war vor 150 Jahren!“
Eusebius Frommer war Deutscher, er wurde 1840 in Bad Reichenhall geboren und trat mit 29 Jahren bei den Barmherzigen Brüdern ein, die ihn nach Rom schickten. Er arbeitete zunächst in der vom Orden geführten Krankenhausapotheke auf der Tiberinsel und übernahm 1874 die nächtlichen Apothekendienste im Vatikan. Vier Jahre zuvor, 1870, hatte Italien den Kirchenstaat eingenommen und damit den Vatikan und seine Bewohner vom Rest der Stadt und damit auch von der medizinischen Versorgung abgeschnitten. Frommer studierte nebenbei in Rom Theologie, empfing 1880 die Priesterweihe und kehrte 1881 zunächst nach Bayern zurück, um dann als Seelsorger unter anderem in Nazareth zu wirken.
Prozess der Modernisierung
Einen wichtigen Moment erlebte die Vatikan-Apotheke während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), fuhr Papst Franziskus fort. Damals versorgte sie Bischöfe und Konzilsväter aller Nationalitäten mit Medikamenten, und medizinisch geschultes Personal leistete Erste Hilfe während des kirchenhistorischen Großereignisses.
Bis heute wird die „Farmacia Vaticana“ von Barmherzigen Brüdern geleitet, die auch im Vatikan leben. Aktueller Direktor ist der indische Bruder Binish Thomas Mulackal. Ein Umbau sorgte vor wenigen Jahren für mehr Platz und einen schnelleren Service in der Apotheke des Papstes. Franziskus ermutigte die Mitarbeitenden an diesem Montag, den Dienst „immer effizienter und moderner“ zu machen, ohne es an „Aufmerksamkeit und Fürsorge“ für die Kunden fehlen zu lassen.
(vatican news – pr)
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