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Franziskus auf dem Rückflug von der Mongolei nach Europa Franziskus auf dem Rückflug von der Mongolei nach Europa  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst Franziskus: „Synode ist kein TV-Programm“

Auf dem Rückflug aus der Mongolei nach Rom hat sich Papst Franziskus, wie üblich, den Fragen mitreisender Journalisten gestellt. Dabei ging es unter anderem um die Beziehungen des Vatikan zu China, um seine Haltung zu Russland und um die Weltsynode.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Wie schon in Ulaanbaatar warb der Papst auf der „fliegenden Pressekonferenz“ deutlich um die Gunst Pekings. „Die Beziehungen zu China sind sehr respektvoll. Ich bewundere das chinesische Volk sehr, die Kanäle sind sehr offen, für die Ernennung von Bischöfen gibt es seit einiger Zeit eine Kommission, die mit der chinesischen Regierung und dem Vatikan zusammenarbeitet…“

„Ich bewundere das chinesische Volk“

Er glaube, dass man auf dem „freundschaftlichen Weg“ jetzt vor allem „im religiösen Bereich vorankommen“ müsse, fuhr Franziskus fort: „Damit wir uns gegenseitig besser verstehen. Und damit die chinesischen Bürger nicht denken, dass die Kirche ihre Kultur und ihre Werte nicht akzeptieren würde, oder dass die Kirche von einer ausländischen Macht abhängig wäre.“

Der Papst äußerte sich auch zur Mission seines Sondergesandten, des italienischen Kardinals Matteo Zuppi, der Verständigungsmöglichkeiten im Ukraine-Krieg ausloten soll. Franziskus lobte Zuppi als „großen Mann des Dialogs“ und bestätigte, dass der Kardinal auch in Peking vorsprechen wolle. Genauer wurde Franziskus bei diesem Punkt aber nicht.

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Zu Russland-Äußerung: „So etwas sage ich überall“

Dafür ging er sehr ausführlich auf den Unmut ein, den seine Video-Schalte mit jungen russischen Katholiken unlängst in der Ukraine hervorgerufen hat. Der Papst hatte bei dieser Gelegenheit am 25. August wertschätzend vom „Erbe der großen Mutter Russland“ gesprochen. „Sagen wir es so, wie es war: ein Dialog mit jungen Russen. Und am Ende des Dialogs habe ich ihnen eine Botschaft mit auf den Weg gegeben, eine Botschaft, die ich immer wiederhole: Sie sollen ihr Erbe in die Hand nehmen. Erster Punkt: Kümmert euch um euer Erbe. Das Gleiche sage ich überall!“

„Äußerung vielleicht nicht glücklich“

Wenn er vom „großen Russland“ gesprochen habe, dann beziehe sich das vor allem auf Kunst, Literatur, Musik; er meine es „vielleicht nicht so sehr geografisch, sondern kulturell“. Einmal mehr bekräftigte der Papst seine Bewunderung für Dostojewskij, der für einen „reifen Humanismus“ stehe. Aber womöglich sei seine Äußerung „nicht glücklich“ gewesen. „Ich habe mich an das erinnert, was wir in der Schule gelernt haben: Peter I., Katharina II. Dieses Element ist vielleicht nicht ganz richtig; ich weiß es nicht. Das sollen uns die Historiker sagen. Aber es war ein Zusatz, der mir in den Sinn kam, weil ich es in der Schule gelernt hatte.“

Jedenfalls sei es ihm in erster Linie darum gegangen, den jungen russischen Katholiken zu sagen: „Nehmt euer Erbe selbst in die Hand, nehmt euer eigenes Erbe, das heißt, kauft es nicht woanders. Das eigene Erbe annehmen.“ Die russische Kultur sei „von einer sehr großen Tiefe“ und „sollte nicht wegen politischer Probleme ausgelöscht werden“. Ukrainische Politiker und Kirchenleute hatten die Papst-Bemerkungen mit dem Hinweis kritisiert, dass Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem Begriff eines großrussischen Imperiums begründe.

„Habe nicht an Imperialismus gedacht“

„Und ich habe nicht an Imperialismus gedacht, als ich das sagte, ich habe von Kultur gesprochen. Die Weitergabe von Kultur ist nie imperial, nie; sie ist immer ein Dialog...“ Wenn Kultur allerdings in imperialer Absicht instrumentalisiert werde, dann werde sie zu Ideologie. Leider würden übrigens Ideologien auch „in die Kirche hineingetragen, die die Kirche von dem Leben, das aus der Wurzel kommt, abtrennen“, so der Papst.

„Wir müssen auch in der Kirche zwischen Lehre und Ideologie unterscheiden: Die wahre Lehre ist niemals ideologisch, niemals; sie ist im heiligen, gläubigen Volk Gottes verwurzelt, während die Ideologie von der Realität, vom Volk losgelöst ist...“

„Bei der Synode ist kein Platz für Ideologie“

Damit landete Franziskus bei einem weiteren Thema, auf das sich mehrere Journalistenfragen bezogen, nämlich der von ihm auf den Weg gebrachten Weltsynode. Im Oktober findet im Vatikan eine erste Synoden-Vollversammlung statt, genau ein Jahr darauf soll es eine zweite geben. Bei der Synode dürfe für Ideologie kein Platz sein, verlangte der Papst; wer „einen ideologischen Weg“ einschlage, der steige aus dem synodalen Dialoggeschehen aus.

„Zum Ablauf der Versammlung: Es gibt eine Sache, die wir hüten müssen, nämlich die synodale Atmosphäre. Dies ist keine Fernsehsendung, in der wir über alles reden, nein. Es gibt auch einen religiösen Moment... Bedenken Sie, dass es bei der Synode jedes Mal nach drei Redebeiträgen drei bis vier Minuten Stille für das Gebet geben wird. Dann wieder drei Ansprachen, und wieder Gebet. Ohne diesen Geist des Gebets gibt es keine Synodalität – das ist Politik, das ist Parlamentarismus. Die Synode ist kein Parlament!“

Die Sorgen der Priorin

Die Priorin eines Karmelitinnen-Klosters habe ihm kürzlich anvertraut, ihre Schwestern hätten „Angst vor der Synode“ – Angst nämlich, „dass da die Lehre geändert wird“. Hinter solchen Vorstellungen stecken nach dem Dafürhalten von Papst Franziskus „Ideologien“. „Wenn Menschen sich in der Kirche vom Weg der Gemeinschaft abwenden wollen, dann liegt das letztlich immer an Ideologie... Sie verteidigen eine Lehre in Anführungszeichen – eine Lehre wie destilliertes Wasser, das nach nichts schmeckt. Das ist nicht die wahre katholische Lehre, die im Glaubensbekenntnis steht!“

Natürlich fand der Papst den Journalisten gegenüber auch noch einige Worte für das Land, das er in den letzten Tagen besucht hat. Franziskus‘ Visite in der Mongolei war die erste eines Papstes überhaupt. Seine Absicht habe darin bestanden, nicht nur die kleine katholische Herde in der Steppe zu besuchen, sondern auch „in ein Gespräch mit der Geschichte und der Kultur“ des mongolischen Volkes einzutreten. Er bewundere speziell die Art und Weise, wie die Mongolei sich um Dialog und gute Kontakte zu seinen Nachbarn China und Russland bemühe: Das sei ein „Reichtum“.

„Für mich ist das Reisen nicht mehr so einfach wie früher“

Wohin ihn seine nächsten Reisen führen werden? Auch auf diese Frage, vorgebracht von einem US-Journalisten, ging Franziskus ein. Nach Marseille – die Visite ist für Ende September angesetzt – sei womöglich ein „kleines europäisches Land“ an der Reihe. „Aber um die Wahrheit zu sagen: Für mich ist das Reisen jetzt nicht mehr so einfach wie früher; ich habe Schwierigkeiten beim Gehen, und das stellt eine Einschränkung dar. Wir werden sehen.“

Ein Blick in die Zukunft: Papst Johannes XXIV. in Vietnam

Dass der Papst von einer Reise nach Kyiv und Moskau träumt, oder von einem Besuch in Peking, ist bekannt; er wiederholte es diesmal nicht. Stattdessen rückte ein anderes asiatisches Land in den Fokus, nämlich Vietnam. Franziskus lobte die immer besseren Kontakte des Vatikan zu Hanoi; der Dialog sei „offen und komme allmählich voran“. Seit Jahren arbeitet ein gemeinsames Komitee an der Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten. „Über eine Reise nach Vietnam – wenn ich nicht dort hinreisen werde, dann wird es mit Sicherheit Papst Johannes XXIV. tun! Es wird sicher dazu kommen, denn es ist ein Land, das es verdient, voranzukommen…“

(vatican news)

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04. September 2023, 17:00