Papst bei ökumenischer Vigil zu Synode: Gemeinsam gehen
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Die Gebetsvigil vom Samstagabend war eine Idee des Priors der Ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Bruder Alois (Löser). Passend dazu waren Lieder aus Taizé, aber auch traditionelle Kirchenlieder und Musik aus verschiedenen Ländern zu hören. Auch deutsch war bei dem mehrstündigen stimmungsvollen Gebetstreffen auf dem Petersplatz dabei. Bei einer Prozession zu Beginn wurde die Marienikone Salus populi Romani aus der Basilika Santa Maria Maggiore auf das Sagrato gebracht. Dort war für die ökumenische Vigil auch das Kreuz aus San Damiano in Assisi, vor dem schon der heilige Franz von Assisi gebetet hat. Zum Abendgebet mit Papst Franziskus waren nicht nur Oberhäupter verschiedener Kirchen, Verantwortliche und Delegationen der verschiedenen christlichen Traditionen und Teilnehmer der Welt-Bischofssynode auf dem Petersplatz, sondern auch viele jungen Leute.
„Danke, dass ihr gekommen seid, um für uns und mit uns zu beten, in Rom, vor der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, am Vorabend der Einkehrtage, die ihr vorausgehen. ,Syn-odos: Lasst uns gemeinsam gehen, nicht nur die Katholiken, sondern alle Christen, das ganze Volk der Getauften, das ganze Volk Gottes, denn ,nur das Ganze kann die Einheit aller sein´", rief Papst Franziskus bei dem ökumenischen Abendgebet auf dem Petersplatz auf. Gemeinsam und ökumenisch war auch die Vigil gestaltet:
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios sprach ein Gebet; eine der Lesungen trug Pfarrerin Anne Burghardt vom Lutherischen Weltverbund vor und der anglikanische Primas Justin Welby leitete das gemeinsame Gebet des Vaterunsers ein.
Alle gemeinsam beteten bei der Vigil auch in Stille vor dem Kruzifix von San Damiano. Stille sei nicht nur beim Gebet bedeutsam, sondern auch wesentlich im Leben aller Gläubigen, führte Papst Franziskus weiter aus:
„In einer Welt voller Lärm sind wir nicht mehr an die Stille gewöhnt, ja manchmal fällt es uns schwer, sie zu ertragen, weil sie uns mit Gott und mit uns selbst konfrontiert. (...) Auf der anderen Seite braucht die Wahrheit kein gewaltiges Geschrei, um die Herzen der Menschen zu erreichen. Gott mag kein großes Aufheben und kein Geschrei, kein Gerede und kein Getöse."
Papst Franziskus rief seine Zuhörer daher auf, sich vom Lärm zu befreien, um Gottes Stimme zu vernehmen. Stille sei auch für die Kirche wichtig: Schweigen in der kirchlichen Gemeinschaft ermögliche eine „geschwisterliche Kommunikation, in der der Heilige Geist die Standpunkte in Einklang bringt", so Franziskus. Synodal sein bedeute, ,zu wissen „dass wir alle etwas zu bezeugen und zu lernen haben" und sich „im Hören auf den ,Geist der Wahrheit` (Joh 14,17)" zusammenzutun. Stille sei zudem nötig zur Unterscheidung und um den Heiligen Geist zu hören - ebenso wie das Gottesvolk. In diesem Zusammenhang lud der Papst auch alle Teilnehmer der in wenigen Tagen beginnenden Bischofssynode zum Zuhören und zu Stille ein. Auch für die Einheit der Christen sei Stille wichtig, etwa im Zusammenhang mit dem Gebet, ohne das die Ökumene unfruchtbar sei:
„Bitten wir deshalb im gemeinsamen Gebet darum, dass wir wieder neu lernen, still zu werden, um auf die Stimme des Vaters, den Ruf Jesu und das Seufzen des Geistes zu hören. Bitten wir darum, dass die Synode ein kairós der Geschwisterlichkeit wird, ein Ort, an dem der Heilige Geist die Kirche von Geschwätz, Ideologien und Polarisierungen reinigt“, so der Aufruf von Papst Franziskus bei der ökumenischen Vigilfeier am Samstagabend auf dem Petersplatz. Für die Mit-Gestalter der Vigil gab es auch Samenkörner, symbolische „Samen der Einheit/ Synodalität", die alle zu Hause einzupflanzen und zum Wachsen bringen sollten. Den Schlusssegen spendeten alle gemeinsam. Zuvor sprachen die Kirchenvertreter und Papst Franziskus ein gemeinsames Gebet, in dem es unter anderem hieß: „Gott, unser Vater, wir danken dir für alle deine Gaben, besonders dafür, über deine Schöpfung staunen zu können. Hilf uns, sie zu bewahren und als Brüder und Schwestern miteinander in Frieden zu leben!"
Gebete auch für Frieden und Umweltschutz
Friede und Umweltschutz waren auch zuvor bei der ökumenischen Gebetsvigil mehrfach angeklungen. Die auf verschiedenen Sprachen vorgetragenen Fürbitten hatten Jugendliche gemeinsam mit Führern und Vertretern verschiedener christlicher Kirchen gestaltet. Es gab unter anderem Fürbitten für Frieden und Gerechtigkeit, Umweltschutz, Einheit, die nun anstehende katholische Weltbischofssynode sowie für „Opfer von Gewalt, Belästigung und Missbrauch in der Kirche und Gesellschaft" . Aus Deutschland war bei den Fürbitten Thomas Schirrmacher von der Weltweiten Evangelischen Allianz beteiligt.
Bei der Gebetsvigil berichteten auch junge Menschen aus Kriegsgebieten, nämlich Daniela, aus Bogotá, Kolumbien und Wael, der aus Aleppo in Syrien geflohen ist. Er hielt bei der Vigil einen flammenden Friedensappell:
„Werden wir gemeinsam zu Friedensstiftern und schaffen wir eine Welt der Liebe und Harmonie. Im Gespräch miteinander und im Bemühen, einander zu verstehen, um Ängste zu überwinden, die andere ausschließen, können wir eine Welt aufbauen, in der jeder Mensch geschätzt und geachtet wird und sein Recht auf volle Würde genießt. Ich fordere euch auf, Friedensstifter für eine Welt zu werden, in der jeder, unabhängig von seiner Rasse, Nationalität und Sprache, das Geschenk des anderen und das Geschenk des Friedens schätzen lernt."
Weitere Jugendliche berichteten kurz über ihre Erfahrungen bei dem aktuellen synodalen Prozess, den Papst Franziskus schon 2021 gestartet hat. Das katholische Kirchenoberhaupt hat nicht nur Bischöfe, sondern auch Laien, alte und junge Menschen, Anders- und Nichtgläubige aufgerufen, sich daran und an der Weltbischofssynode zur Synodalität unter dem Motto „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" zu beteiligen. Bei der Generalversammlung der Bischöfe, die nun kommende Woche im Vatikan startet, sind auch Nicht-Bischöfe dabei.
(vatican news - sst)
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