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Papst Franziskus bei der 1. Plenarsitzung der Welt-Bischofssynode in der vatikanischen Audienzhalle diesen Mittwochnachmittag Papst Franziskus bei der 1. Plenarsitzung der Welt-Bischofssynode in der vatikanischen Audienzhalle diesen Mittwochnachmittag  (ANSA)

Papst bei 1. Plenarsitzung: Hl. Geist ist Protagonist der Synode

Am Mittwochnachmittag hat die katholische Weltbischofssynode zum Thema Synodalität im Vatikan ihre Arbeiten begonnen. Bei den vierwöchigen Beratungen mit Bischöfen, Ordensleuten und Laien aus aller Welt geht es um den Stil und die Zukunft der Kirche. Papst Franziskus betonte in der vatikanischen Audienzhalle erneut, dass eine Synode kein Parlament sei und sich nicht von der öffentlichen Meinung beeinflussen lassen dürfe. Es gelte stattdessen, auf den Heiligen Geist zu hören.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Ich betone gerne, dass die Synode kein Parlament ist. Sie ist etwas anderes. Die Synode ist auch keine Versammmlung von Freunden, um einige aktuelle Dinge zu klären, Meinungen zu äußern. Nein, etwas anderes. Vergessen wir nicht, Brüder und Schwestern: Protagonist der Synode sind nicht wir, sondern der Heilige Geist. Und wenn in unserer Mitte der Heilige Geist ist, der uns führt, wird es eine gute Synode sein. Wenn es andere Dinge sind, die uns vorantreiben, menschliche Interessen, persönliche Interessen, Ideologien - dann wird es keine Synode sein, sondern eher eine parlamentarische Versammlung, etwas anderes. Eine Synode ist ein Weg, den der Heilige Geist ebnet", unterstrich Papst Franziskus.

„Wenn es andere Dinge sind, die uns vorantreiben, menschliche Interessen, persönliche Interessen, Ideologien - dann wird es keine Synode sein“

Hier im Audio: Papst Franziskus bei der Eröffnungssitzung der katholischen Bischofssynode am 4. Oktober 2023 im Vatikan

Der Papst saß, wie die rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Versammlung, an einem der vielen runden Tische, die für die Synode in der vatikanischen Audienzhalle aufgebaut wurden. Zur Einstimmung hatte es zuvor Gesänge gegeben, Psalmen und Bibelworte sowie Gebete. Die 16. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode steht unter dem Leitwort der gesamten Weltsynode: „Für eine synodale Kirche - Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. 

„Eine Synode ist ein Weg, den der Heilige Geist ebnet“

Harmonie statt Gleichmacherei - und Discernimento

Der Heilige Geist stelle Harmonie ohne Gleichmacherei her und ermögliche eine „Symphonie" der vielen verschiedenen Stimmen der Kirche, betonte Franziskus. Der Papst mahnte dabei erneut eindringlich „discernimento" - Unterscheidung an: Es müsse gut gehört werden, was die Stimme des Heiligen Geistes sei und was hingegen weltliche Stimmen seien. Auch jeglichem Gerede über andere erteilte der Papst erneut eine Absage: Geschwätz sei eine „weit verbreitete Krankheit in der Kirche". -Wenn schon, solle man anderen die Dinge ins Gesicht sagen, das sei der Stil, der dem Evangelium entspreche. Papst Franziskus rief auch erneut dazu auf, einander zuzuhören. Franziskus bezog sich immer wieder auch auf Ausführungen des Kirchenvaters Basilius des Großen (um 330-379) über den Heiligen Geist, die er den Anwesenden in der Synodenaula austeilen ließ und zur Lektüre empfahl.

Unabhängig von öffentlichen Meinungen

Hören sei wichtiger als Reden, und auch Stille sei wichtig. Die berichtenden Journalisten bat das katholische Kirchenoberhaupt mit Blick auf vetrauliche Beratungen der Synode, an „Worten zu fasten". Er bat zudem alle, sich nicht von öffentlichen Meinungen beeinflussen zu lassen:

„Bei der Familiensynode gab es die öffentliche Meinung, die von weltlichen Dingen bestimmt war, wiederverheiratet Geschiedenen die Kommunion zu erteilen. Unter diesem Vorzeichen sind wir in die Synode gegangen. Bei der Amazonien-Synode gab es öffentliche Meinung, Druck, ,viri provati`(,bewährte`, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen) zu machen, dieser Druck. Jetzt gibt es einige Hypothesen zu dieser Synode - was machen sie? Vielleicht das Frauenpriesterum? Das wird draußen gesagt. Und oft heißt es auch, die Bischöfe hätten Angst, dass darüber berichtet wird. Daher bitte ich alle Berichterstatter, ihre Arbeit gut und richtig zu machen." 

Eine Pause, um zuzuhören

In der Kirche sei das Zuhören wichtig. Diese Botschaft müsse vermittelt werden, unterstrich der Papst. Die katholische Kirche mache gerade eine Pause, um zuzuhören.

Direkt neben Papst Franziskus am runden Tisch in der Audienzhalle saß der Vizepräsident der Synode, der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Sedrak. Dieser sagte in einer Begrüßungsrede, es sei einerseits nicht immer leicht, ohne vorgegebenen Kurs gemeinsam unterwegs zu sein und Tag für Tag herauszufinden, was der Heilige Geist sage. Andererseits habe man schon viel Synodalität erlebt - damit lobte Sedrak die rund zweijährige Vorbereitungsphase, die dem jetzigen Treffen vorausging. Seit 2021 hatte es weltweite Befragungen gegeben, Katholikinnen und Katholiken tauschten sich auf Orts-, Länder- und kontinentaler Ebene aus.

„Kirche am Scheideweg“

Nach Papst Franziskus sprach Kardinal Mario Grech, Leiter des Synodensekretariats und damit der Hauptorganisator der Weltsynode. Er sagte, die Teilnehmer aus aller Welt hätten sich versammelt, um ihren Beitrag zu leisten, damit die Kirche missionarischer werde. Die Kirche stehe an einem Scheideweg, und die Herausforderung bestehe darin, in diesem historischen Moment herauszufinden, „wie die Kirche Zeichen und Mittel der Liebe Gottes für jeden Mann und jede Frau sein kann". 

Die Grammatik der Synodalität

Auch Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Synode, also der offizielle Berichterstatter, saß ebenfalls mit am Papst-Tisch und sprach bei der ersten Plenarsitzung am Mittwochnachmittag. Er rief die Synodenteilnehmer auf Englisch dazu auf, die „Grammatik der Synodalität" zu erlernen. Diese Grammatik entwickle und verändere sich. Daher sei es hilfreich, die Zeichen der Zeit zu lesen. Dennoch gebe es einige grundlegende Regeln, die sich nie veränderten. Für den Katholizismus nannte Hollerich hier unter anderem die aus der Taufe erwachsene Würde jedes Christen, die Rolle des Papstes für die Kirche, bischöfliche Kollegialität, das Weiheamt, das allgemeine Priestertum der Gläubigen und ihre Wechselbeziehungen untereinander. Hollerich mahnte, Polemik und Polarisierungen zu vermeiden - dies sei nicht im Sinne des Heiligen Geistes.

„Wir haben zwei Jahre Zeit, und der Heilige Geist braucht Zeit, denn unsere Herzen leisten manchmal Widerstand", ergänzte der Luxemburger Kardinal frei in seiner Rede - mit Blick darauf, dass sich die Welt-Bischofssynode im Herbst kommenden Jahres dann zu einer weiteren Sitzung treffen wird. 

„Wir haben zwei Jahre Zeit - und der Heilige Geist braucht Zeit, denn unsere Herzen leisten manchmal Widerstand“

Die jetzige Vollversammlung dauert vom 4.-29. Oktober. 

(vatican news/kna - sst)

 

 

 

 

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04. Oktober 2023, 19:46