Für Frieden! Appelle des Papstes gegen einen „Weltkrieg auf Raten“
Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Angesichts des immer blutiger ausgetragenen Krieges in Nahost und der anderen aktuellen Konfliktherde weltweit hat Franziskus für diesen Freitag (27.10.2023) zu einem Tag des Betens, Fastens und der Buße aufgerufen. Ausdrücklich zur Teilnahme eingeladen sind auch die Angehörigen anderer christlicher Konfessionen, anderer Religionen und alle, denen der Friede in der Welt am Herzen liegt.
Fasten und Gebet unterbrechen den täglichen Rhythmus und ermöglichen eine Haltung der Offenheit. Das Erleben von Schwäche hilft bei der „mentalen Abrüstung", bietet Gelegenheit, Bewusstsein für das Leiden der anderen zu verspüren, was wiederum Empathie und Geschwisterlichkeit fördert. Das Gefühl der Entbehrung hilft, der Selbstbezogenheit zu entrinnen und kann so den Weg ebnen, sich mit dem anderen verbunden zu fühlen anstatt mit ihm zu streiten. Auf Fasten- und Gebetsinitiativen setzt Franziskus seit dem Jahr seiner Papstwahl - 2013:
2013 - Frieden für Syrien - und die Welt
2012 hatte sich der Bürgerkrieg in Syrien radikalisiert. Im März 2013 wurde der argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt; er gab sich den Namen Franziskus. Rund ein halbes Jahr später, am 7. September 2013, rief Papst Franziskus dann erstmals zu einem Gebets- und Fastentag für den Frieden „im geliebten Syrien, im Nahen Osten, in der ganzen Welt" auf.
Zur Vigil auf dem Petersplatz versammelten sich Tausende, um ihren inneren Blick auf eben diese Region zu richten, die auch heute noch unter den Folgen von Zerstörung, Schmerz und Tod leidet. „Die Welt Gottes ist eine Welt, in der sich jeder für den anderen, für das Wohl des anderen, verantwortlich fühlt", erinnerte der Papst. „Wenn dagegen die Harmonie auseinander bricht, geschieht eine Metamorphose: Der Bruder, der gehütet und geliebt werden soll, wird zum Gegner, der bekämpft und beseitigt werden muss." Dann prangerte Franziskus bereits damals, 2013 an: „Wir haben unsere Waffen vervollkommnet, unser Gewissen ist eingeschlafen, und wir haben ausgeklügeltere Begründungen gefunden, um uns zu rechtfertigen." Und Franziskus verurteilt dies deutlich, damals wie heute: „Gewalt und Krieg bringen nur Tod, sprechen vom Tod! Gewalt und Krieg sprechen die Sprache des Todes! (...) Möge das Waffenrasseln aufhören! Krieg bedeutet immer das Scheitern des Friedens, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit."
2017 - Südsudan und Demokratische Republik Kongo
2021 - Libanon und Afghanistan
Am 15. August 2021 übernahmen in Afghanistan die Taliban die Macht; es kam zu blutigen Auseinandersetzungen. Papst Franziskus sagte nach seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz am 29. August 2021: „Ich teile das Leid derjenigen, die um die Menschen trauern, die bei den Selbstmordattentaten am vergangenen Donnerstag ihr Leben verloren haben, und derjenigen, die Hilfe und Schutz suchen. Ich empfehle die Verstorbenen der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes und danke allen, die sich für die Menschen einsetzen, die so schwer getroffen wurden, insbesondere für die Frauen und Kinder. Ich bitte alle, den Bedürftigen weiterhin zu helfen und dafür zu beten, dass Dialog und Solidarität zu einem friedlichen und geschwisterlichen Zusammenleben führen und Hoffnung für die Zukunft des Landes geben."
2022 - Ukraine
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und dem Ausbruch des Kriegs rief Papst Franziskus auch immer wieder zu einem Ende der Gewalt, Dialog und Frieden auf - etwa bei seiner Generalaudienz am 23. Februar 2022: „Ich trage großen Schmerz im Herzen aufgrund der Verschlechterung der Situation in der Ukraine. Trotz der diplomatischen Bemühungen der letzten Wochen öffnen sich Szenarien, die immer beunruhigender werden. Wie ich verspüren viele Menschen in aller Welt Angst und Sorge. Wieder einmal ist der Friede aller von einseitigen Interessen bedroht. Ich möchte an alle appellieren, die politische Verantwortung tragen, eine ernsthafte Gewissenserforschung vor Gott vorzunehmen, der der Gott des Friedens und nicht des Krieges ist; der der Vater aller, nicht nur einiger Menschen ist; der will, dass wir Geschwister und keine Feinde sind. Ich bitte alle Beteiligten, von jeder Aktion abzusehen, die der Bevölkerung noch mehr Leiden zufügt, indem sie das Zusammenleben der Nationen destabilisiert und das Völkerrecht diskreditiert."
Papst Franziskus rief bei dieser Generalaudienz auch dazu auf, den Aschermittwoch zu einem „Tag des Fastens für den Frieden" zu machen:
„Und jetzt möchte ich an alle appellieren, Gläubige und Nichtgläubige. Jesus hat uns gelehrt, auf die teuflische Unvernunft der Gewalt mit den Waffen Gottes zu antworten, mit Gebet und Fasten.(...) Ich ermutige insbesondere die Gläubigen, sich an jenem Tag intensiv dem Gebet und dem Fasten zu widmen. Die Königin des Friedens bewahre die Welt vor dem Wahnsinn des Krieges."
(vatican news - sst)
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