Radio-Akademie (2): Ein Papst stirbt
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Eigentlich waren das ja ohnehin schon Ausnahme-Tage: Jahresschluss bedeutet jedesmal ein großes „Te Deum“ mit dem Papst am Silvesterabend im Petersdom und eine große Messe zum Welttag des Friedens am 1. Januar, ebenfalls in St. Peter. In diese Stunden fiel nun das Bekanntwerden des Todes von Benedikt XVI., das Eintreffen vieler Beileidsbekundungen von einfachen Gläubigen wie von Staatschefs oder Religionsführern. Bei uns in Radio Vatikan wurde dementsprechend auf Hochtouren gearbeitet.
„Bewegt erinnern wir uns an seine so edle, so freundliche Gestalt...“
In den ersten 24 Stunden würdigte Papst Franziskus seinen verstorbenen Vorgänger, den er noch kurz vor dem Tod besucht hatte, gleich zweimal. „Bewegt erinnern wir uns an seine so edle, so freundliche Gestalt“, sagte er am Abend von Benedikts Todestag. „Und wir fühlen im Herzen große Dankbarkeit: Dankbarkeit gegenüber Gott, dass er ihn der Kirche und der Welt geschenkt hat, und Dankbarkeit ihm gegenüber für all das Gute, das er getan hat, vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren des zurückgezogenen Lebens…“ Am Neujahrsmorgen legte er dann nach: „Heute vertrauen wir der Heiligen Gottesmutter unseren geliebten emeritierten Papst Benedikt XVI. an, damit sie ihn auf seinem Weg von dieser Welt zu Gott begleite.“
Franziskus war es auch, der die umgehende Veröffentlichung von Benedikts geistlichem Testament anordnete; noch am Silvesterabend stellten wir es auf die Internetseite von Vatican News / Radio Vatikan. Der Verstorbene wandte sich darin direkt an seine Landsleute: „Lasst euch nicht vom Glauben abbringen!“ Und er bat „alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, von Herzen um Verzeihung“.
Kasper: „Er hat Größe gezeigt…“
Einer der ersten Vatikan-Kardinäle, den wir für eine Stellungnahme zum Tod Benedikts erreichten, war Walter Kasper, der frühere Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, der mit dem Verstorbenen manchen theologischen Strauß ausgefochten hatte. „Unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt“, sagte uns Kasper, der mit Kardinal Ratzinger bis zu dessen Papstwahl lange im selben Haus gewohnt hat. „Natürlich haben wir gelegentlich auch theologische Debatten geführt, wie es sich für richtige Theologie gehört – aber wir haben uns nie entfremdet oder gar verfeindet. Es war immer ein vertrauensvoller Bezug zwischen uns.“ Kasper nannte den Verstorbenen einen „bedeutenden Theologen“: „Und ich denke, sein Amtsverzicht vor etwa zehn Jahren hat auch bleibende Spuren in der Kirchen- und in der Papst-Geschichte hinterlassen. Das hat auch etwas von seiner Größe gezeigt…“
Unsere Radio-Akademie im Dezember und Januar lässt mit unseren Radio-Vatikan-Sendungen die damaligen Tage nach dem Tod Benedikts XVI. noch einmal lebendig werden. An diesem Sonntag ist die Sendung vom Neujahrstag, dem 1. Januar, dran. In ihr sprachen wir auch mit dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, der ein Schüler Joseph Ratzingers gewesen war – und der ihn als „tief demütigen Menschen“ und „tief gläubigen Christen“ kennzeichnete.
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(vatican news)
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