Papst empfängt europäische Rabbiner und verurteilt Antisemitismus
„Unsere ersten Gedanken und Gebete gelten vor allem den Ereignissen der letzten Wochen“, hieß es unter Anspielung auf den Krieg zwischen Israel und Hamas im Manuskript der Rede, die Franziskus aus gesundheitlichen Gründen, wie er eingangs erklärte, nicht verlas. „Wieder einmal sind Gewalt und Krieg in dem vom Allerhöchsten gesegneten Land aufgeflammt, das ständig von der Niedertracht des Hasses und dem tödlichen Lärm der Waffen heimgesucht zu werden scheint. Besorgniserregend ist auch die Verbreitung antisemitischer Aktionen, die ich entschieden verurteile.“
Franziskus erinnerte die europäischen Rabbiner an die gemeinsame Aufgabe von Gläubigen, für den Frieden einzutreten. „In dieser Zeit der Zerstörung sind wir Gläubigen aufgerufen, für alle und vor allen anderen Geschwisterlichkeit aufzubauen und Wege der Versöhnung zu öffnen“, schrieb der Papst unter Verweis auf den Propheten Jeremias, der Gott als jenen verkündete, der „Gedanken des Heils und nicht des Unheils“ hat. „Nicht Waffen, nicht Terrorismus, nicht Krieg, sondern Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Dialog sind die geeigneten Mittel, um Frieden zu schaffen“, fuhr Franziskus fort.
Danach würdigte er die Nähe zwischen Judentum und Christentum. Der Dialog zwischen diesen beiden Religionen sei insbesondere fpr die Christen wichtig, „weil wir jüdische Wurzeln haben“. Jesus sei als Jude zur Welt gekommen und habe als Jude gelebt. „Und wir, die wir zu Christus gehören, brauchen euch, liebe Brüder, wir brauchen das Judentum, um uns selbst besser zu verstehen", so Franziskus in der vorbereiteten Rede. „Deshalb ist es wichtig, dass der jüdisch-christliche Dialog die theologische Dimension lebendig hält und gleichzeitig soziale, kulturelle und politische Fragen aufgreift.“ Papst Johannes Paul II. habe die Juden die „älteren Brüder“ genannt, deshalb sei das Gespräch zwischen Juden und Christen „kein interreligiöser Dialog, sondern ein Familiendialog“.
„Danke für euren Besuch: Tun wir alles, um dieses Klima des brüderlichen Dialogs zu erhalten“, sagte der Papst eingangs mündlich zu seinen jüdischen Gästen. Im Redemanuskript erwähnte er einen früheren Besuch der Rabbinerkonferenz im Vatikan und sprach von einer erfreulichen Intensivierung der Beziehung vor allem in den unmittelbar zurückliegenden Jahren.
Papst Franziskus sei ein wenig erkältet und habe einen Tag voller Audienzen, erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni. Deshalb habe Franziskus es vorgezogen, die Rabbiner einzeln zu begrüßen und die vorbereitete Rede auszuhändigen. Die übrigen Aktivitäten für den Papst blieben unverändert. Überreichte Papstreden gelten formell als gehalten.
Die Europäische Rabbinerkonferenz CER ist der größte Zusammenschluss orthodoxer Rabbiner in Europa. Sie entstand 1956. Präsident ist der in Zürich geborene Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, der bis zum Ausbruch des Kriegs Russlands gegen die Ukraine als Oberrabbiner in Moskau wirkte. Der Sitz der Europäischen Rabbinerkonferenz wurde vor wenigen Wochen von London nach München verlegt.
(vatican news – gs)
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