Franziskus an UN-Klimagipfel: „Hören wir auf das Seufzen der Erde!“
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Eine „partielle Kursanpassung“ reiche dafür nicht aus, so der Papst in einer Rede an die UN-Klimakonferenz von Dubai. Gefragt sei ein „klarer und greifbarer politischer Wille…, der zu einer entschiedenen Beschleunigung des ökologischen Wandels führt“. Dazu gehöre der „Ausschluss fossiler Brennstoffe“.
Eigentlich wollte Franziskus, der 2015 als erster Papst eine Schöpfungs-Enzyklika verfasst hat, seine Ansprache selbst vortragen, doch krankheitshalber konnte er die Reise in die Emirate nicht antreten. An seiner Stelle las der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Samstagmorgen die Rede des Papstes in der Expo City von Dubai vor. Franziskus entschuldigte sein Fernbleiben, versicherte aber zugleich: „Ich bin mit euch“.
„Ich bin mit euch, weil die Zerstörung der Schöpfung ein Vergehen gegen Gott ist, eine nicht nur persönliche, sondern strukturelle Sünde, die sich auf die Menschen auswirkt, besonders die Schwächsten; sie ist eine ernste Gefahr, die über allen schwebt und droht, einen Konflikt zwischen den Generationen auszulösen. Ich bin mit euch, denn der Klimawandel ist ein globales soziales Problem, das eng mit der Würde des menschlichen Lebens zusammenhängt… Wählen wir das Leben, wählen wir die Zukunft! Hören wir auf das Seufzen der Erde, hören wir auf den Schrei der Armen, hören wir auf die Hoffnungen der jungen Menschen und die Träume der Kinder!“
Papst: Klimawandel ist menschengemacht
Es könne „als gesichert gelten“, dass der Klimawandel maßgeblich vom Menschen verschuldet sei, so der Text des Papstes. Versuche, „die vielen Armen und die Zahl der Geburten dafür verantwortlich zu machen“, machten ihn „betroffen“. In Wirklichkeit sei der Klimawandel ganz und gar nicht „die Schuld der Armen“, vielmehr seien sie „die Opfer des Geschehens“. „Fast die Hälfte der Welt, die hilfsbedürftigere, ist für lediglich 10% der Schadstoffemissionen verantwortlich.“
Eindringlich rief Papst Franziskus in der von Kardinal Parolin vorgetragenen Rede zu einer Stärkung des Multilateralismus im internationalen System auf. „In diesem Sinne ist es besorgniserregend, dass die Erwärmung des Planeten mit einem allgemeinen Abkühlen des Multilateralismus einhergeht, mit einem wachsenden Misstrauen gegenüber der internationalen Gemeinschaft… Es ist wesentlich, das Vertrauen wiederaufzubauen, welches das Fundament des Multilateralismus ist.“
Dies gelte für die Bewahrung der Schöpfung ebenso wie für den Frieden: „Das sind die dringlichsten Probleme, und sie sind miteinander verbunden. Wie viele Kräfte vergeudet die Menschheit in den zahlreichen aktuellen Kriegen, wie in Israel und in Palästina, in der Ukraine und in vielen anderen Regionen der Welt…“ Franziskus wiederholte einen Vorschlag aus seiner Enzyklika Fratelli tutti: „Mit dem Geld, das für Waffen und andere Militärausgaben verwendet wird, richten wir einen Weltfonds ein, um dem Hunger ein für alle Mal ein Ende zu setzen und Maßnahmen durchzuführen, die die nachhaltige Entwicklung der ärmsten Länder fördern und den Klimawandel bekämpfen.“
Für effiziente, verpflichtende und leicht zu überwachende Maßnahmen
Die Kirche wolle weltweit zu einer „ökologischen Umkehr“ beitragen, bekräftigte Franziskus in dem in Dubai vorgetragenen Text. Der Klimagipfel solle effiziente, verpflichtende und leicht zu überwachende Maßnahmen beschließen – in vier Bereichen: „nämlich in den Bereichen der Energieeffizienz, der erneuerbaren Energien, des Ausschlusses fossiler Brennstoffe und der Erziehung zu Lebensweisen, die von diesen Brennstoffen weniger abhängig sind“.
In vielen Gesellschaften stünden sich mittlerweile „Schwarzmaler und Gleichgültige, radikale Umweltschützer und Klimaleugner“ unversöhnlich gegenüber. „Es hat keinen Sinn, sich einem Lager anzuschließen; in diesem Fall, wie auch in der Sache des Friedens, führt dies zu überhaupt keiner Lösung. Eine gute Politik ist die Lösung: Wenn von diesem Gipfel ein Beispiel der Konkretheit und des Zusammenhalts ausgeht, wird dies der Basis zugutekommen, wo sich bereits so viele, vor allem junge Menschen, dafür einsetzen, die Sorge für das gemeinsame Haus zu fördern.“
(vatican news)
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