Papst Franziskus: Mit Hoffnung ins neue Jahr gehen
„Ave, maris stella“ (Sei gegrüßt, du Stern des Meeres) sang der Chor zu Beginn der Liturgie: Dieser alte Hymnus wird an Marienfesten intoniert. Und tatsächlich war ja nicht der Tag des hl. Silvester Inhalt der Vesper, sondern der Vorabend des Hochfestes der Gottesmutter Maria, das die Kirche am 1. Januar begeht.
„Der Glaube ermöglicht es uns, diese Stunde anders zu leben als mit einer weltlichen Mentalität“, sagte Franziskus in seiner Predigt. „Der Glaube an Jesus Christus, den menschgewordenen Gott, der von der Jungfrau Maria geboren wurde, gibt uns ein neues Gefühl für die Zeit und das Leben. Ich würde es in zwei Worten zusammenfassen: Dankbarkeit und Hoffnung.“
Die scheinbaren Gefühle
Nun sind das zwei Gefühle, die man auch als Nichtchrist oder Nichtglaubender am Jahresende haben mag. Doch Franziskus nannte „weltliche“ Dankbarkeit bzw. Hoffnung „nur scheinbar“; ihnen fehle etwas ganz Wesentliches, nämlich „die Beziehung zum Anderen und zu den anderen, zu Gott und zu den Brüdern und Schwestern“.
„Stattdessen atmet man in dieser Liturgie eine ganz andere Atmosphäre: die des Lobes, der Ehrfurcht, der Dankbarkeit. Und das geschieht nicht wegen der Majestät der Basilika, nicht wegen der Lichter und der Gesänge - diese Dinge sind eher die Folge - sondern wegen des Geheimnisses, das die Antiphon des ersten Psalms so ausdrückt: O wunderbarer Tausch! Der den Menschen erschuf, nimmt menschliches Leben an und wird aus der Jungfrau geboren. (…) Er schenkt uns sein göttliches Leben.“
Eine Erfahrung, die nur eine Mutter machen kann
Die Liturgie lasse uns „in die Gefühle der Kirche eintauchen“ – und damit gewissermaßen in die Gefühle Mariens, der Gottesmutter. „Stellen wir uns vor, welche Dankbarkeit im Herzen Mariens gewesen sein muss, als sie den neugeborenen Jesus betrachtete. Das ist eine Erfahrung, die nur eine Mutter machen kann, und doch hat sie in ihr, in der Muttergottes, eine einzigartige, unvergleichliche Tiefe.“
Auch Hoffnung lerne die Kirche von Maria, der Frau der Erwartung. „Die Hoffnung Mariens und der Kirche ist kein Optimismus, sie ist etwas anderes: Es ist der Glaube an Gott, der seinen Verheißungen treu ist (vgl. Lk 1,55); und dieser Glaube nimmt die Form der Hoffnung in der Dimension der Zeit an... Der Christ ist, wie Maria, ein Pilger der Hoffnung.“
Das Heilige Jahr vorbereiten
„Pilger der Hoffnung“ – das ist wiederum das Motto des Heiligen Jahres 2025. Papst Franziskus rief zu einer guten Vorbereitung der Stadt Rom auf das „giubileo“ auf, nicht nur spirituell, sondern auch im Organisatorischen. Dazu lieferte er auch ein konkretes Beispiel.
„Der Charme des historischen Zentrums von Rom ist immerwährend und universell; aber er muss auch von älteren Menschen oder Menschen mit einer motorischen Behinderung genossen werden können; und die ‚große Schönheit‘ muss mit einfachem Anstand und normaler Funktionalität an den Orten und in den Situationen des gewöhnlichen, täglichen Lebens einhergehen. Denn eine Stadt, die für ihre Einwohner lebenswerter ist, ist auch einladender für alle.“
Anspielung auf einen Kinofilm
„Große Schönheit“, das ist auf Italienisch „Grande Bellezza“ – und so hieß ein italienischer Kinofilm über Rom von 2013, der sogar den Oscar eingeheimst hat. Es passiert nicht alle Tage, dass ein Papst in einer Ansprache auf einen Kinoschinken anspielt. Aber der Silvesterabend ist ja auch etwas Besonderes…
Nach der Feier in St. Peter besuchte der Papst noch für einen Moment die Krippe auf dem Petersplatz. Während das Musikcorps der Schweizergarde Weihnachtslieder zu Gehör brachte, betete Franziskus vor der Darstellung der Geburt Jesu - sein letzter öffentlicher Auftritt im Jahr 2023.
(vatican news – sk)
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