Papst: Geiz führt in „Sackgasse der Unzufriedenheit“
Valerie Nusser - Vatikanstadt
„Geiz ist eine Krankheit des Herzens, nicht des Geldbeutels“, erklärte der Papst und verwies – nicht zum ersten Mal – auf Beispiele aus der Welt der Wüstenväter. Manch einer dieser asketischen Mönche des frühen Christentums habe zwar große Erbschaften ausgeschlagen, dann aber in der Einsamkeit der Zelle an wertlosen Gegenständen gehangen, die er nicht verleihen, teilen oder gar verschenken mochte. „Eine Art Rückfall in das Stadium der Kinder, die das Spielzeug umklammern und immer wieder sagen: ,Das ist meins! Das gehört mir!´“, so Franziskus. Hinter einem solchen Verhalten stehe „ein krankhaftes Verhältnis zur Realität, das sich in Formen zwanghaften Hortens oder pathologischen Anhäufens äußern kann.“
Die Wüstenväter hätten aber auch ein wirksames Gegenmittel für Geiz entwickelt, die „Todesmeditation“. Sie besteht in der so realistischen wie weisen Erkenntnis, dass keines der prachtvollen Güter der Welt in einen Sarg passt. „Hier zeigt sich die Sinnlosigkeit dieses Lasters“, sagte Franziskus.
Dem Papst zufolge macht übermäßiger Besitz nicht etwa frei, im Gegenteil. „Wir können Herr über die Güter sein, die wir besitzen, aber oft geschieht das Gegenteil: Es sind die Güter, die uns besitzen.“ Reiche Menschen wirkten mitunter rastlos und gehetzt, weil sie dauernd über ihren Besitz wachen müssten. Das Evangelium behaupte zwar nicht, „dass Reichtum an sich eine Sünde ist, aber er ist sicherlich eine Verantwortung“. Reiche könnten „eine Quelle des Segens für viele sein“, anders als Geizige: Sie rutschten „in die Sackgasse der Unzufriedenheit“.
Zum Schluss seiner Katechese rief Papst Franziskus deshalb zur Großzügigkeit auf. Dazu erzählte er die Geschichte eines sehr reichen Mannes, den er aus Buenos Aires gekannt habe. Dieser habe seiner kranken Mutter morgens einen halben Joghurt gegeben, „um ihr die andere Hälfte am Nachmittag zu geben und einen halben Joghurt zu sparen. So ist der Geiz“, sagte Franziskus. Als der Mann starb, hätten die Leute bei seiner Totenwache hämisch bemerkt, dass er am Ende ja doch „alles zurückgelassen“, habe: „Seien wir vorsichtig und großzügig: großzügig gegenüber allen und großzügig gegenüber denen, die uns am meisten brauchen“, so der Papst am Ende der Katechese.
Papst Franziskus hält zurzeit bei der Generalaudienz eine Katechesenreihe über Laster und Tugenden. Das Kirchenoberhaupt aus Argentinien legt seit seinem Amtsantritt vor bald elf Jahren besonderes Augenmerk auf einen neuen Stil der Nüchternheit der Kirche.
(vatican news)
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