Papst: „Ohne Liebe ist das Leben nur triste Einsamkeit“
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Während die Völlerei die Unersättlichkeit beim Essen meine, ginge es beim Laster der Unkeuschheit um die „Unersättlichkeit“ einem anderen Menschen gegenüber, um vergiftete zwischenmenschliche Beziehungen, besonders im Bereich der Sexualität, schloss Franziskus an seine Überlegungen vom vergangenen Mittwoch an. Doch damit sei keine Ablehnung der Sexualität als solcher gemeint, sondern vielmehr der rechte Umgang mit ihr im Sinne des Schöpfers.
„Wenn die Verliebtheit nicht vom Laster beschmutzt wird, ist sie eines der reinsten Gefühle. Ein verliebter Mensch ist großzügig; er freut sich, wenn er Geschenke machen kann, schreibt Briefe und Gedichte,“ erinnerte der Papst. „Er hört auf, an sich selbst zu denken, um sich ganz dem anderen zu widmen. Das ist schön! Und wenn man einen verliebten Menschen fragt, warum er liebt, wird er keine Antwort haben: in vielerlei Hinsicht ist seine Liebe bedingungslos, ohne jeden Grund. Ja, manchmal kann eine Liebe so groß sein, dass sie auch ein wenig naiv ist: Der Liebende kennt das Gesicht des anderen nicht wirklich; er neigt dazu, ihn zu idealisieren, ist bereit, Versprechungen zu machen, deren Tragweite er nicht sofort begreift.“
Diese uneigennützige und reine Liebe werde jedoch entstellt, wenn sie zu einer besitzergreifenden Begierde werde, die den Menschen nicht mehr als Person betrachtet, sondern auf ein Objekt zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse reduziert.
„In solchen Liebesbeziehungen fehlt es an Keuschheit: eine Tugend, die nicht mit sexueller Enthaltsamkeit zu verwechseln ist, sondern bedeutet, dass man den anderen niemals besitzen will,“ gab Franziskus zu bedenken. „Lieben heißt, den anderen zu respektieren; sein Glück zu wollen; Rücksicht auf seine Gefühle zu nehmen; sich in einen Körper, eine Psyche, eine Seele hineinzuversetzen, die nicht die unseren sind und die man wegen der ihnen innewohnenden Schönheit betrachten muss. Lieben bedeutet genau das: die Liebe ist schön. Die Wollust dagegen verhöhnt all das: die Lust plündert und raubt; sie verschlingt alles in Windeseile, will nicht auf den anderen hören, sondern nur auf die eigenen Bedürfnisse und das eigene Vergnügen.“
Wer der Lust nachgebe, habe nicht verstanden, dass der Weg zur Liebe langsam zurückgelegt werden müsse, dass erst diese Geduld unsere Liebesbeziehungen glücklich mache, so der Pontifex weiter.
Wörtlich sagte der Papst:
„Wenn die Liebe nicht mit Geduld diszipliniert wird; wenn sie nicht in eine Beziehung, eine Geschichte eingebettet ist, in der sie zwei Menschen in einen Liebestanz verwandeln, dann wird sie zu einer Reaktionskette, die den Menschen der Freiheit beraubt. Das sexuelle Vergnügen, das ein Geschenk Gottes ist, wird durch die Pornographie untergraben: eine Befriedigung ohne Beziehung, die zu Formen von Abhängigkeit führen kann. Wir müssen die Liebe verteidigen, die Liebe des Herzens, des Verstandes, des Leibes, reine Liebe, bei der sich einer dem anderen schenkt.“
Es ginge also darum, den Kampf gegen die „Objektifizierung“ des anderen zu gewinnen. Und wer dennoch unbedingt den Casanova spielen wolle, den warnte der Papst, dass „es besser ist, eine gemeinsame Geschichte zu schreiben, als Abenteuern hinterherzujagen.“
„Es ist besser, die Zärtlichkeit zu pflegen, als sich dem Dämon des Andere-Besitzen-Wollens zu beugen; es ist besser, zu dienen als zu erobern. Wahre Liebe will nicht besitzen, sie schenkt sich hin. Denn dort, wo es keine Liebe gibt, ist das Leben nur trist, nur triste Einsamkeit.“
(vaticannews – skr)
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