Papst an Richter: Keine Zukunft ohne soziale Gerechtigkeit
Gleichzeitig eröffnete auch die argentinische Zweigstelle des Instituts „Fray Bartolomé de las Casas" mit akademischen, pädagogischen und Ausbildungszwecken zu den Themen Soziale Rechte, Migration und Kolonialismus.
Entscheidende Rolle der Rechtsexperten
In seiner Videobotschaft betonte der Papst die entscheidende Rolle der Rechtsexperten - Anwälte, Richter, Staatsanwälte, Verteidiger - und hob hervor, dass das Justizwesen die letzte verfügbare Instanz im Staat sei, um Rechtsverletzungen zu beheben und das institutionelle und soziale Gleichgewicht zu wahren.
„Wie wichtig ist die Gerechtigkeit in dieser so komplexen Gegenwart! Wie wichtig ist es, sich zu reflektieren und sich den neuen Herausforderungen zu stellen!“, betonte der Papst in seiner Botschaft. Er kritisierte die Zeiten intensiver Ungerechtigkeit, in denen wenige Reiche immer mächtiger werden und Millionen von Armen vernachlässigt und verworfen werden. Soziale Rechte seien nicht kostenlos, die Mittel zur Unterstützung seien vorhanden, erforderten aber angemessene, rationale und faire politische Entscheidungen.
„Es gibt keine Zukunft, keine Entwicklung, keine Gerechtigkeit und keine Demokratie in einer Welt, in der Millionen von Kindern täglich nur die Abfälle derjenigen essen, die sich ernähren können. Die Regeln, liebe Richter, wurden bereits aufgestellt. Sie gelten. Das Problem liegt in ihrer tatsächlichen Umsetzung, ihrer Verwirklichung. Hier beginnt Eure Rolle", so der Papst weiter. Der Staat sei heute wichtiger denn je und müsse eine zentrale Rolle bei der Umverteilung und sozialen Gerechtigkeit spielen. Er verglich sie mit Moloch, der die neuen Generationen verschlingt, und betonte, dass die Worte Jesu, die die Soziallehre der Kirche begründen, ein sicherer und leuchtender Weg seien, um bei der Ausübung der Justiz zu helfen.
„Der Gott Markt und die Göttin Gewinn sind falsche Götter, die uns zur Entmenschlichung und zur Zerstörung des Planeten führen. Die Geschichte hat dies in vielen sehr traurigen Gelegenheiten gezeigt."
Mit dieser eindringlichen Warnung appellierte der Papst an die Richter und Richterinnen, ihre Verantwortung zu reflektieren und ihre Rolle in der Schaffung gerechter und würdiger Gesellschaften zu hinterfragen.
Verantwortung und Selbstreflexion
„Brüder und Schwestern, alle, die öffentliche Macht ausüben, müssen sich bewusst sein, dass es nicht ausreicht, nur Legitimität zu haben. Die Ausübung muss auch legitim sein. Welche Rechtfertigung kann die Macht haben, wenn sie sich von der Schaffung gerechter und würdiger Gesellschaften entfernt? Kann ich ein guter Richter sein, wenn ich mich von den Leiden anderer abwende? Bitte stellen Sie sich jeden Tag vor dem Spiegel Fragen zu sich selbst und zu anderen.“
Papst Franziskus grüßte COPAJU, das Lascascianische Institut und alle Anwesenden, segnete ihr neues Zuhause, wünschte ihnen Erfolg bei ihren Aktivitäten und forderte sie auf, Standhaftigkeit und Entschlossenheit gegen entmenschlichende und gewalttätige Modelle zu zeigen. Er erinnerte daran, dass Frieden eine tägliche Aufgabe sei und sie Arbeiter des Friedens seien. Abschließend bat er sie, für ihn zu beten, und versicherte, dass er dies auch stets für sie tue.
Hintergrund
Das „Comité Panamericano de Juezas y Jueces por los Derechos Sociales y la Doctrina Franciscana" wurde 2017 in Buenos Aires gegründet und hat seitdem eine bedeutende Rolle sowohl in Argentinien als auch international gespielt. Im Juni 2019 erhielt es offizielle Anerkennung im Vatikan und setzt sich seither für soziale Gerechtigkeit und die Förderung der Rechte benachteiligter Gruppen ein. Der Verein hat nationale Kapitel in verschiedenen Ländern gegründet, internationale Treffen organisiert und wurde nun als internationale Vereinigung unter kirchlichem Recht anerkannt. Zukünftige Entscheidungen des Komitees erfordern päpstliche Genehmigung.
Am 15. August 2023 unterzeichnete der Papst ein Dekret, das das Komitee in eine Privatvereinigung der Gläubigen umwandelte. Er gründete auch das „Institut für juristische Forschung Fray Bartolomé de las Casas" mit akademischen Zielen zu den Themen Soziale Rechte, Migration und Kolonialismus unter der Aufsicht des Komitees. Der Papst ernannte Vorstandsmitglieder für den Zeitraum von 2023 bis 2028 und berief Professoren in den akademischen Beirat des Instituts.
(vatican news)
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