Papst an Beichtväter: „Mit mütterlicher Zärtlichkeit lossprechen"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Die Ansprache hielt der Papst nicht selbst, überreichte aber das Manuskript, wodurch die Rede als gehalten gilt. Im Text ermutigte er die Priester, „jede Beichte als einmaligen und unwiederholbaren Moment der Gnade zu leben, und großzügig die Vergebung des Herrn zu schenken, mit Freundlichkeit, Väterlichkeit und, ich wage zu sagen, auch mit mütterlicher Zärtlichkeit“, so der Papst wörtlich. „In jedem Akt der Barmherzigkeit, in jedem Akt der Liebe, scheint das Antlitz Gottes durch.“ Deshalb sei die Aufgabe des Beichtvaters schön und zentral, „denn sie ermöglicht es euch, vielen Brüdern und Schwestern zu helfen, die Zärtlichkeit der Liebe Gottes zu erfahren“.
Franziskus sprach vor den Priestern und Seminaristen über ein weithin vergessenes Gebet der Kirche, den sogenannten Akt der Reue. Er geht zurück auf den heiligen Alfons Maria von Liguori, einen Bischof, Ordensgründer und Moraltheologen des 18. Jahrhunderts. Das kurze Gebet könne stellenweise wegen seiner altertümlichen Sprache missverstanden werden, aber es behalte seine „pastorale wie auch theologische Gültigkeit”, hob der Papst hervor. Die Reue, so Franziskus unter Verweis auf das Gebet, sei „weder die Frucht einer Selbstanalyse noch eines psychischen Schuldgefühls“, sondern sie entspringe „dem Bewusstsein unserer Unzulänglichkeit vor Gottes unendlicher Liebe, seiner grenzenlosen Barmherzigkeit.“ Franziskus zufolge ergibt sich aus der Diskrepanz zwischen dem Gefühl der eigenen Sünde und der unendlichen Liebe Gottes eine Art heilsamer Trauer. Diese veranlasse Gläubige dazu, über ihre Taten nachzudenken und sich zu bekehren.
Pontifikat mit Schwerpunkt Barmherzigkeit
Über die „mütterliche“ Seite der Barmherzigkeit hatte Papst Franziskus bereits in dem von ihm ausgerufenen außerordentlichen Heiligen Jahr 2016 gesprochen. Eines der hebräischen Worte für Barmherzigkeit in der Bibel lasse an den Mutterschoß denken, so Franziskus bei einer Katechese. Dabei zeige sich das „Bild eines Gottes, der von uns zuinnerst berührt ist und sich erweichen lässt, wie eine Mutter, wenn sie ihr Kind in den Arm nimmt“. In der Barmherzigkeit werde „die mütterliche Dimension Gottes“ sichtbar.
Ehe er 2013 zum Papst gewählt wurde, war der Jesuit Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires ein versierter Beichtvater. Auch seine Priesterberufung fand er eigenen Aussagen zufolge über eine Beichte. Sein bischöflicher wie auch päpstlicher Wahlspruch lautet Miserando atque eligendo – aus Barmherzigkeit erwählt. In einem Interview sagte Franziskus, er würde im Fall eines Rücktritts am liebsten als Beichtvater wirken und Kranke besuchen.
(vatican news – gs)
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